M2 schickt Sonic in die zweite 3D-Runde und präsentiert uns nun einen Port von dem Fan-Favoriten „Sonic 2“. Kann der Port des zweiten Teils auch überzeugen?
Lange Zeit wurde es vor allem im europäischen eShop enorm ruhig bezüglich der 3D-Classics von Sega. Umso erfreulicher ist es, endlich mal wieder einen neuen Port der Reihe zu sehen und dass es sich dabei auch noch um Sonic 2 handelt, wird so manches Fan-Herz bestimmt höher schlagen lassen.
Bei „Sonic the Hedgehog 2“ handelt es sich um die sehr erfolgreiche Fortsetzung des Erstlings der Reihe. Neben dem neuen Sidekick Miles „Tails“ Prower bot das Spiel verfeinertes Gameplay, mehr Welten und den ersten Auftritt von Super Sonic. Viele haben mit diesem Klassiker den ersten Kontakt mit der Reihe gehabt und besonders für diese dürfte es enorm wichtig sein, dass der Port dem Original gerecht wird.
M2-typisch habe ich beim Starten das Spiels das gewöhnliche Emulator-Interface der vergangenen 3D-Classics erwartet, wurde jedoch hier extrem positiv überrascht: Während 3D Sonic 1 einen relativ statischen Menü-Bildschirm hatte, wurde das Interface von 3D Sonic 2’s Menü mit zwei netten Animationen aufgemöbelt. Wählt man im Menü die Option „Standard“, rennt Sonic durch die Emerald Hill-Zone… wählt man hingegen das Spielen mit Level-Select, sieht man die gleiche Animation, allerdings mit einem Wechsel zwischen verschiedenen Zonen des Spiels, um die Tatsache zu untermalen, dass man mit der ausgewählten Option einen beliebigen Level des Spiels anwählen kann.
Das ganze wird auf dem unterem Bildschirm dargestellt, auf dem oberen Menü-Bildschirm sieht man lediglich die Artworks der westlichen Original-Verpackung des Spiels mit einem nebeligen Hintergrund. Aber auch hier kann einem ein nettes Detail auffallen: Wählt man die Option „Original“ aus, ist der Hintergrund in einem dunkleren Blau gehalten. Entscheidet man sich dagegen für ein Spiel mit aktivierter Levelauswahl, wird der Hintergrund heller. Selbst von M2 ist man so etwas eigentlich nicht gewohnt und wer jetzt bereits schon denkt, dass sich die Entwickler verausgabt haben, hat noch nicht die Credits für den Port gesehen. Hier darf man statt einem statischen Bildschirm nun gelungene Sprite-Animationen von Sonic & Tails bewundern, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Zu sehen sind die beiden mit den Gegnern des Spiels, die sogar mit ihrem richtigen Namen benannt werden und ein kleines Logo in der Ecke des Bildschirms zeigt sogar immer, in welcher Zone der jeweilige Gegner-Typ zu finden ist. Man erkennt hier deutlich, dass M2 bei dieser Portierung wohl mehr Freiheiten hatte oder selbst die Entwickler des Studios relativ viel für den alten Klassiker übrig haben.
Doch wie schlägt sich die Portierung selbst? Glücklicherweise kann ich bestätigen, dass alle Features von 3D Sonic 1 auch hier vorzufinden sind (Wechsel der Versionen, Sound-Optionen und Röhrenfernseher-Simulation). Um Redundanz zu vermeiden, verweise ich an dieser Stelle auf mein Review von 3D Sonic 1, in dem ich im Detail auf eben besagte Features eingehe. An der Stelle betone ich allerdings, dass es in 3D Sonic 2 keine Option für den Spindash gibt, da dieser fest im Original einprogrammiert war.
Da wir es auch wieder mit den alten Features zu tun bekommen, bedeutet das natürlich auch wieder, dass wir auch hier zwei Versionen des Spiels vorfinden können, eine internationale und eine japanische Variante. Da M2 uns auch hier nicht verraten möchte, was es mit den Unterschieden auf sich hat, musste ich ein wenig Nachforschungen betreiben. Im Gegensatz zu Sonic 1 scheint es zwischen den beiden Versionen wirklich nur einen essentiellen Unterschied zu geben: In der japanischen Version wird Tails nur mit seinem Vornamen Miles genannt, in der internationalen Variante wird er hingegen Tails genannt. Spielerisch und von der Präsentation her scheinen die Versionen allerdings identisch zu sein.
Die Portierung selbst ist wie beim Vorgänger hervorragend gelungen. Alles läuft flüssig und die Musik und Sprites wurden tadellos konvertiert. Es gibt an dieser Stelle mal wieder nichts zu meckern. Dasselbe gilt auch für den 3D-Effekt, der das Spiel in mehrere Ebenen aufteilt und dem ganzen definitiv einen hohen Mehrwert verleiht. Bezüglich des 3Ds gibt es meines Erachtens allerdings eine Ausnahme: Obwohl der 3D-Effekt während der normalen Level fantastisch aussieht, wirkt er in den Special Stages extrem desorientierend. Die ursprünglichen Entwickler des Spiels haben sich für die Spezial-Level ein Konzept ausgedacht, in der man durch eine dreidimensional wirkende Halfpipe läuft und dabei Ringe einsammeln muss. Da mit entsprechenden Tricks gearbeitet wurde, damit die zweidimensionalen Elemente wie eine 3D-Stage aussehen, wird dies wohl der ausschlaggebende Grund sein, warum mir diese Stages mit dem 3D-Effekt einfach nicht gefallen wollen und habe den Effekt daher hier nicht benutzt.
Mal abgesehen davon bietet das Spiel auch einige Features, die 3D Sonic 1 nicht beinhaltet hat. Neben dem originalen Modus gibt es hier erstmalig den sogenannten „Ring-Keeper Modus“. In diesem Modus startet ihr immer mit 10 Ringen und verliert statt allen Ringen immer nur die Hälfte. Auch wenn der Modus die Mehrheit bestimmt nicht interessieren wird und der Modus sogar den recht kniffligen Endboss entschärft, finde ich dies eine recht gelungene Idee, um unerfahrene Spieler an das Spiel fesseln zu können. Vor allem Sonic 2 enthielt meiner Einschätzung nach die meisten Frustmomente von den drei klassischen Spielen, welche durch die extrem fragwürdige Platzierung einiger Objekte inklusive Gegner zustande kommt. Von daher finde ich es eine gelungene Idee, auch Neulingen ein frustfreies Erlebnis zu ermöglichen.
Wenn man 3D Sonic 2 das erste Mal durchspielt, erhält man den „Super Sonic Modus“. Kurioserweise lässt sich dieser auch freischalten, wenn man im Level Select einfach die finale Zone auswählt und diese meistert. In diesem Modus besitzt man zu Beginn immer alle Chaos Emeralds und startet die Level jedes Mal mit 50 Ringen, wodurch Super Sonic nach einem Sprung sofort ausgelöst wird. Diese Option ist wirklich nett für all diejenigen, die einfach nur mit Super Sonic durch die Level brausen wollen und keine Lust haben, erst alle Emeralds zu sammeln.
Das letzte neue Feature wäre die Möglichkeit, ein Replay aufzunehmen. Doch in alter M2-Tugend wird mal wieder nicht erklärt, wie die Funktion genau funktioniert. Während ihr das Spiel spielt, werdet ihr sicherlich bemerken, dass sich auf dem unteren Bildschirm eine ausgegraute Schaltfläche befindet, mit der man ein Replay aufnehmen kann. Allerdings gibt es weder im Spiel selbst noch in der digitalen Anleitung einen Anhaltspunkt, wie die Funktion denn genutzt werden kann. In letzterer wird noch nicht mal erwähnt, dass solch eine Funktion überhaupt vorhanden ist. Nach einigem Recherchieren und Experimentieren stellte sich allerdings heraus, dass ein Replay nur gespeichert werden kann, wenn ihr das Ende der Credits erreicht habt. Die Fläche färbt sich dann schwarz und ihr könnt einen Mitschnitt eures Durchgangs speichern. Hier ist zu beachten, dass die Aufnahme nur von dem Punkt startet, an dem ihr das Spiel begonnen habt und zudem wird die Aufnahme abgebrochen, wenn ihr das Spiel schließt oder die Konsole ausschaltet. Ein kompletter Durchgang von Sonic 2 ließe sich beispielsweise nur dann festhalten, wenn ihr das Spiel auch wirklich ohne Unterbrechung durchspielt.
Hört sich auf dem Papier wirklich super an, allerdings gibt es hier ein großes Problem: Das Replay lässt sich nicht vorspulen. Wer jetzt beispielsweise einen guten Speedrun aufnehmen möchte, kann nicht schauen, wie lang er gebraucht hat, ohne das Video bis zum Ende anzuschauen. Man müsste also immer noch die Zeit mit externen Mitteln messen.
Wer den ein oder anderen Titel der 3D-Classics aus dem Hause Sega gespielt hat, dürfte womöglich wissen, dass 3D Sonic 2 nicht der erste Titel ist, der eine Replay-Funktion besitzt. „3D Super Hang-On“ war einer der ersten 3D-Ports und besaß ebenfalls diese Replay-Funktion… dort hat sie in der Form allerdings auch weitaus mehr Sinn ergeben. Super Hang-On ist ein Arcade-Spiel, welches ursprünglich von der Entwickler-Legende Yu Suzuki designt wurde. Man fährt auf einem Motorrad gegen Kontrahenten und muss versuchen, innerhalb der gegebenen Zeit den nächsten Checkpoint zu erreichen… ansonsten heißt es „Game Over“ und man findet sich auf dem Titel-Bildschirm wieder. Hier macht die Replay-Funktion in der Form auch Sinn, da ein Rennen maximal 10 Minuten dauern kann… und das ist auch wirklich nur der Fall, wenn man überhaupt die nötigen Fähigkeiten besitzt, um den bockschweren Experten-Modus zu meistern. Man kann seinen Run nochmal anschauen und da er die 10-Minuten Grenze selten überschreitet, ist auch eine Möglichkeit zum Vorspulen nicht wirklich nötig. Die Funktion wurde allerdings 1:1 für 3D Sonic 2 adaptiert und da ein Durchgang von Sonic 2 oft über eine Stunde dauern kann, hätte ich mir in dem Fall wirklich gewünscht, dass man spezifisch für Sonic 2 einen Weg gefunden hätte, um zu einen späteren Punkt des Replays zu wechseln.
Wer den Multiplayer von Sonic 2 genossen hat und ihn auch in 3D Sonic 2 spielen möchte, der darf aufatmen: Alle Multiplayer-Modi des Originals wurden für die 3DS-Version adaptiert. Das betrifft sogar den Co-Op Modus, in dem man das Spiel zusammen durchspielen kann. Da man leider zwei 3DS-Systeme benötigt und beide Spieler das Spiel besitzen müssen, konnte ich die Multiplayer-Modi nicht testen. Sollten die Modi allerdings nicht von Lag geplagt sein, liefern sie einen deutlichen Mehrwert im Vergleich zu manch anderem Handheld-Port.
Dass der Port in Sachen Optionen erneut nicht ganz mit der Variante für Smart Devices mithalten kann, dürfte niemanden überraschen, aber immerhin besitzt der Port auch einige Extras, die man wirklich nur hier findet. Kritisieren möchte ich den Port hier auch an dieser Stelle wieder nicht für einen Mangel an Features, denn es ist eben nur ein Port, auch wenn es wieder wünschenswert gewesen wäre, wenn man die Smart Device-Version auf den 3DS portiert hätte. Allerdings vermisse ich ein Feature, welches durchaus hätte enthalten sein können: Knuckles in Sonic 2.
Mittels Lock-On Technology war es auf dem Mega Drive möglich, Sonic 2 mit Knuckles durchzuspielen, wenn man Sonic 2 auf „Sonic & Knuckles“ gesteckt hat. Da auch bereits andere Ports und Kollektionen wie beispielsweise die „Sonic Classic Collection“ auf dem DS die Option boten, Sonic 2 mit Knuckles zu spielen, finde ich es etwas ernüchternd, dass die Funktion hier nicht vorhanden ist. Womöglich wird das ja noch mit einem Release von „3D Sonic 3 & Knuckles“ nachgeliefert, da allerdings noch völlig unklar ist, ob Sonic’s letztes großes Mega Drive-Abenteuer die 3D-Frischzellenkur spendiert bekommt, kann man in der Hinsicht leider auch nur spekulieren.
Fazit:
Auch „3D Sonic the Hedgehog 2“ ist ein famoser Port des Originals und wird dem Klassiker in jeder Form gerecht. Der 3D-Effekt wurde wieder wundervoll umgesetzt und spielerisch wurden bei der Portierung keine Abstriche gemacht. M2 hat sich definitiv noch ein wenig stärker ins Zeug gelegt und das Ergebnis darf sich sehen lassen. Abgesehen von den mal wieder nicht vorhandenen Erläutrungen des Extra-Contents, einem fehlenden Knuckles und der recht stiefmütterlich behandelten Replay-Funktion gibt es eigentlich keinen großen Grund zur Beschwerde.
Aufgrund der Tatsache, dass die Version für Smartphones existiert, würde ich eher empfehlen zu dieser zu greifen. Wer allerdings nur einen 3DS besitzt und den Klassiker mal wieder spielen will, darf auch hier bedenkenlos eine eShop-Karte kaufen und den Titel erwerben. Wer zudem noch nie einen Kontakt mit der Reihe hatte und generell recht wenig Erfahrungen mit Jump’n’Runs hat, dem kann ich aufgrund des Ring-Keeper Modus diese Version für den perfekten Einstieg in die Reihe wirklich ans Herz legen.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Downloadcodes für 3D Sonic the Hedgehog 2.
Pro
- Features von 3D Sonic 1 sind auch hier vorhanden
- Gut umgesetzter 3D-Effekt
- Präsentation wurde ohne Abstriche portiert
- Ring-Keeper Modus
- Liebevoll gestaltete Menüs und Credits
- Super Sonic Modus
- Alle Multiplayer-Optionen vorhanden
- Level-Select ohne Eingabe eines Cheat-Codes
Kontra
- Ein spielbarer Knuckles fehlt
- Neue Funktionen werden kaum oder gar nicht erläutert
- Replay-Funktion in der Form eher ungeeignet für Sonic 2
- 3D-Effekt kommt in den Special Stages nicht gut zur Geltung