Jeder dürfte aufgrund diverser Portierungen auf allen möglichen Plattformen definitiv die Gelegenheit gehabt haben, den Klassiker „Sonic the Hedgehog“ nachzuholen. Vor gut zwei Jahren erschien eine 3DS-Portierung des Spiels, welche im Rahmen der 3D-Classics von Sega veröffentlicht wurde. Sollte sich diese Portierung in der digitalen Sammlung eines Fans befinden?
Wer zuhauf digitale Virtual Console-Spiele auf Nintendo-Plattformen erwirbt, dürfte bereits unbewusst Bekanntschaft mit dem Entwickler M2 gemacht haben. Das Studio war für die Portierung aller Mega Drive-Klassiker auf die Wii-VC verantwortlich und hat auch die Game Gear-Klassiker in den eShop des 3DS gebracht. Auch Nintendo hat M2s Talent für Portierungen erkannt, weshalb sie seit geraumer Zeit mit der Portierung von GBA-Spielen auf die Wii U beschäftigt sind. Durch zusätzliche Features wie Pixel-Glättung oder qualitativ hochwertigen Scans der Anleitungen der Original-Spiele, stechen diese GBA-Ports auch deutlich vom Rest der Wii U-VC heraus.
Dementsprechend hat sich M2 nicht lumpen lassen und versucht, einige der alten 16-Bit Klassiker aus dem Hause Sega in neuem 3D-Glanz erstrahlen zu lassen und einer davon ist „3D Sonic the Hedgehog“. Dementsprechend nutzt 3D Sonic 1 auch das Menü-Interface der anderen 3D-Classics: Wenn ihr das Spiel startet,werdet ihr nicht von Sonic mit dem wackelnden Finger begrüßt, sondern mit einem recht modern wirkenden Hauptmenü, in welchem ihr noch einige Einstellungen vornehmen könnt, bevor ihr die Emulation des Spiels startet.
Startet man die Emulation des Klassikers, werdet ihr vom nostalgischen Sega-Jingle begrüßt. Viele Worte zur Portierung muss ich an dieser Stelle auch nicht verlieren, den M2 hat auch hier fantastische Arbeit geleistet: Es ist tatsächlich 1:1 das Mega Drive-Original, welches konstant mit 60 FPS läuft und auf dem kleinen Bildschirm hervorragend aussieht. Bei der Portierung wurden keinerlei Abstriche gemacht und die Steuerung funktioniert ebenfalls wunderbar. Nutzt ihr sogar das größte neue Feature des Ports, den 3D-Effekt, sieht das Spiel in meinen Augen sogar noch deutlich besser aus. Dieser wurde ebenfalls wunderbar umgesetzt: Hintergrund und Vordergrund sind klar strukturiert, was bei vielen 3D-Spielen auf dem Handheld leider nicht immer selbstverständlich ist. Zudem kann man auch einstellen, ob ein Tiefen- oder Pop-Up-Effekt erzielt werden soll. Die Tiefe des 3Ds empfinde ich es als extrem angenehm, da ich allerdings zu den wenigen Personen zähle, die fast durchgehend mit dem 3D-Effekt auf der Konsole spielen und die Verträglichkeit des Effekts von Person zu Person variiert, kann man keine allgemein gültige Aussage darüber treffen. Wer allerdings Probleme mit stereoskopischem 3D haben sollte, kann das Spiel natürlich auch komplett in 2D genießen.
Zum Spiel selbst möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren, denn über den fast schon 30 Jahre alten Klassiker dürften die meisten schon in irgendeiner Form gestolpert sein. Ihr versucht, durch sechs abwechslungsreiche Zonen, bestehend aus je drei Levels, zu flitzen und dabei die finsteren Pläne von Dr. Eggman zu vereiteln, der unschuldige Tiere in Badniks verwandelt. Euch erwarten viele Fallen und Gegner und insgesamt ist der Titel sowohl spielerisch als auch grafisch extrem gut gealtert. Allerdings wurden einige kleine Probleme wie das recht blockige und langsame Leveldesign erst durch die Fortsetzungen beseitigt. Dennoch ist Sonic 1 ein Jump’n’Run, welches auch heute noch absolut spielenswert ist.
Abgesehen von dem 3D-Effekt bietet der Port allerdings auch einige weitere Features. Direkt im Hauptmenü werdet ihr eine Option namens „Spezial“ finden. Aktiviert ihr diese, könnt ihr, wenn ihr das Spiel startet, einfach die X-Taste drücken, um ohne die Eingabe eines Codes direkt das Levelauswahlmenü aufzurufen und einen Level eurer Wahl zu spielen. Auch vorhanden ist eine „Laden“-Funktion. Jederzeit im Spiel könnt ihr einen Speicherpunkt mithilfe des Pause-Menüs erstellen, welchen ihr nutzen könnt, um das Spiel nicht in einem Zug durchspielen zu müssen oder um vor einer kniffligen Stelle euren Fortschritt abzusichern.
Wer in die Einstellungen des Spiels geht findet hier auch noch so einige Einstellungen, um sein Spielerlebnis zu individualisieren. Die erste Funktion, die hier zu finden ist, wäre ein optionaler Spindash. Aktiviert ihr diese Option, könnt ihr wie in späteren Teilen der Reihe durch das Drücken von Unten auf dem Steuerkreuz und durch das wiederholte Drücken der Sprung-Taste den allseits bekannten Move des blauen Igels aufladen. Lasst ihr das Kreuz los, rollt Sonic in hohem Tempo davon und kann dadurch auch Gegner besiegen.
Auch wenn ich den Spindash in Sonic 1 begrüße, wurde er in der 3D-Portierung leider nicht fehlerfrei umgesetzt. Normalerweise ist Sonic immun gegenüber Gegnern und besiegt diese, wenn er seinen Spindash auflädt, hier allerdings können Gegner munter in den Igel hinein laufen und nehmen keinen Schaden… was dann natürlich dafür sorgt, dass unser blauer Held getroffen wird. Es ist in keinster Form ein gravierender Fehler und den meisten dürfte dieser noch nicht einmal auffallen, dennoch ist es kurios, weshalb der Spindash nicht vernünftig programmiert wurde.
Auch vorhanden wäre eine Option, um die Belegung der Tasten zu ändern. Da alle „3D Classics“ von M2 dasselbe Emulator-Interface benutzen, besitzt auch „3D Sonic 1“ diese standardmäßige Option. Allerdings benötigt man abgesehen vom Steuerkreuz maximal zwei Tasten: Eine für’s Springen, die andere, um ingame zu pausieren. Da man jederzeit mit der Start-Taste das Menü des Emulators aufrufen kann, wird man die Pause-Funktion des Originalspiels selten benutzen, weshalb die Konfiguration der Knöpfe höchstens für die interessant sein dürfte, die Sonic’s Sprung mit einer der Schultertasten auslösen wollen. Dazu gesellt sich eine Funktion, mit der man die Lautstärke des Spiels regeln kann… die letztendlich wohl auch nur die wenigsten verwenden werden.
Interessanter ist da beispielsweise die Option, mit der man das Spiel in einem recht außergewöhnlichen Bildformat wiedergeben kann.Wählt ihr diese, wird das Bild gekrümmt, damit es so aussieht, als ob das Spiel auf einen alten Röhrenfernseher laufen würde. Spielerisch liefert die Funktion absolut keinen Mehrwert, ein nettes Extra für Nostalgiker ist es aber allemal.
Wer sich aber das Menü genauer ansieht, dürfte feststellen, dass es noch zwei weitere Optionen gibt, nämlich eine Soundeinstellung, in der man den Sound zwischen Mega Drive bzw. Mega Drive 2 wechseln kann und man kann zwischen der japanischen und amerikanischen Fassung von Sonic 1 wählen.
Bei dem Mega Drive 2 handelt es sich um eine überarbeitete Fassung des Mega Drive, die 1993 auf den Markt kam. Neben Änderungen am Design, wurden auch einige Funktionen und technische Aspekte der Konsole geändert, darunter auch die Qualität, in welcher der Sound von Spielen wiedergegeben wird. „3D Sonic 1“ gibt dem Spieler die Option, die Tonqualität des jeweiligen Mega Drive-Modells zu emulieren. Ein wirklich gravierender Unterschied ist meines Erachtens nicht hörbar, aber es ist ein kleines Extra, welches dem ein oder anderen wohl zusagen dürfte.
Die letzte neue Option wäre der eben genannte Wechsel der regionalen Fassung des Spiels. Bevor Entwickler Fehler und Glitches mithilfe von herunterladbaren Patches beheben konnten, war es bereits auch damals üblich, solche Fehler zu beheben. Da man früher allerdings Spiele nur in physischer Form erwerben konnte, wurden diese Fehlerbehebungen und „Updates“ in später hergestellten Kopien des Spiels verwendet. Dies führte dazu, dass diverse Fehler von Spielen in später hergestellten Modulen behoben waren. Sonic 1 ist auch so ein Fall.
Die Version im Spiel, die als die amerikanische Variante betitelt wird, scheint die erste Fassung von Sonic 1 zu sein, die auf dem Markt käuflich zu erwerben war. Der berühmt berüchtigte Spike-Bug ist vorhanden und etliche Grafik-Effekte, die man in späteren Iterationen des Spiels finden konnte, gibt es hier nicht. Dazu zählen unter anderem Wassereffekte und ein Mangel an Parallax-Scrolling in den Hintergründen der Levels. Dies ist beispielsweise sehr gut an den starren Wolken in der Green Hill Zone erkennbar. Auch eine Kuriosität ist der Levelauswahlbildschirm, in der die Zonen in der falschen Reihenfolge angeordnet sind.
Bei der japanischen Fassung in „3D Sonic 1“ sind die fehlenden Scrolling- und Wassereffekte enthalten und auch der Spike-Bug wurde behoben. Die Reihenfolge der Level wurde im entsprechenden Auswahlbildschirm ebenfalls korrigiert und aufgrund dieser Tatsachen dürfte es sich bei dieser Variante um eine der letzten für den Mega Drive veröffentlichten Versionen von Sonic 1 handeln.
Im allgemeinen sind dies alles wirklich gelungene Features, die in einem Port nicht nötig gewesen wären. Allerdings hätte ich mir bei einigen Dingen wirklich gewünscht, dass sie in ihrer Funktion genauer beschrieben worden wären. Weder im Spiel selbst, noch in der digitalen Bedienungsanleitung wird vernünftig erklärt, was es mit den Unterschieden zwischen Mega Drive 1 bzw. 2 oder der japanischen und internationalen Fassung auf sich hat. Selbes gilt auch für die vorhin genannte „Spezial“-Funktion, die hinsichtlich ihrer Funktionalität ebenfalls nicht genauer beschrieben wird. Dadurch kann ich mir gut vorstellen, dass viele Spieler fragend vor dem kleinen Bildschirm sitzen und sich fragen, was uns M2 mit den diversen Menüpunkten eigentlich beschert hat.
Letztendlich gibt es nichts, was man an der Portierung aussetzen könnte, allerdings kann ich sie dennoch nicht jedem bedingungslos empfehlen. Der simple Grund dafür ist die Existenz von Sonic 1 Remastered, welches für Smart Devices erhältlich ist. Dieses wurde mit einer neuen Engine von Grund auf neu programmiert und enthält weitaus mehr Features, darunter sogar Knuckles und Tails als spielbare Charaktere. Wer sich ein genaueres Bild des Remastereds von Sonic 1 machen will, den verweise ich an dieser Stelle auf mein Review, in der ich auf alle Features und Neuerungen eingehe. Mir ist bewusst, dass „3D Sonic 1“ als 3D-Port konzipiert wurde und man dementsprechend versucht hat, dem Original so treu wie möglich zu bleiben, dabei aber doch ein paar kleine Extras zu bieten. Deshalb kritisiere ich den Port keineswegs für einen Mangel an Features. Allerdings stellt sich mir hier die Frage, ob es nicht vielleicht sinnvoller gewesen wäre, das Remastered von Taxman auf den 3DS zu porten.
Fazit
„3D Sonic the Hedgehog“ ist ein fantastischer Port des Mega Drive-Klassikers. Es wurden in Sachen Grafik, Musik und Spielbarkeit keine Abstriche gemacht und kommt mit einigen kleinen Extras daher. Allerdings halte ich die Android- /iOS-Fassung in Sachen Features für deutlich überlegen, weshalb es mir wirklich extrem schwer fällt, den 3D-Port wirklich weiterzuempfehlen.
Wer aber nur einen Nintendo 3DS besitzt, den Klassiker mal in 3D erleben möchte oder so konservativ ist, dass er/sie Sonic 1 für unterwegs in der unbearbeiteten Urfassung haben will, darf bedenkenlos zugreifen. Auf Nintendo-Plattformen ist der 3DS-Port definitiv die beste Wahl, um den Klassiker zu spielen.
Pro
- Portierung, die nahezu an der Perfektion grenzt
- Toller 3D-Effekt
- Optionaler Spindash
- Wahl zwischen japanischer und internationaler Fassung
- Wechsel zwischen MD bzw. MD2 Sound
- Speicherpunkt jederzeit erstellbar
- Levelauswahl ohne Code aufrufbar
Kontra
- Programmierfehler beim Spindash
- Mangelnde Erklärung für zusätzliche Features des Spiels