Skies of Arcadia, Kapitel 7 bis 9

Was passiert? Die Ixa’takaner setzen ihren Plan zur Vertreibung der Valuaner aus ihrem Land um und nutzen Vyse und die Gruppe dafür geschickt aus. Leider läuft das alles nicht so einfach wie gedacht.

Streamlinks Kapitel 7, Kapitel 8, Kapitel 9

“Vyse… Please forgive us…” – Isapa

Link zu Kapitel 6

Ixa’taka hat verglichen mit den vorigen Storysträngen sehr viele Gameplaysequenzen – eine lange Reise über die Weltkarte, zwei sehr lange Dungeons und volle drei Schiffskämpfe ziehen den Storyverlauf deutlich länger, als es die Kapitel in Valua oder Nasr taten. Da wir außerdem den Haupt-Plottwist des Arcs ausgiebig besprechen müssen, gibt es mal wieder einen sehr langen, zusammengelegten Artikel der drei Kapitel. Viel Spaß!

Die Minen: Basis, Gefängnis, Dungeon
Am Ende des sechsten Kapitels beschlossen Vyse und seine Freunde, in die valuanische Moon Stone-Mine einzubrechen, um den Hohepriester Isapa zu befreien. Kapitel 7 beginnt denn auch direkt mit dem Besuch in den Minen – dem vielleicht längsten Dungeon im Spiel, zumindest fühlt er sich für mich so an. Selten zieht sich das Gemisch aus endlosen Zufallskämpfen, einigen Fallen und Zwischensequenzen so sehr wie in den Minen im heiligen Berg der Ixa’takaner. Insbesondere De Locos regelmäßig eingestreute Falltüren, die die Gruppe zurück zum Anfang bringen, nerven schon sehr, von ein paar Trashmobs mit viel zu vielen HP mal abgesehen.
Prinzipiell ist das durch das Setting und die Story schon gerechtfertigt – wir begeben uns in die valuanische Hauptbasis von Ixa’taka, bis zum Bersten gefüllt mit Wachen für die zahlreichen gefangenen Sklaven und mit Monstern in den verschachtelten Minengängen, und weil De Loco die Tür hinter uns zumacht, können wir immer nur weiter nach vorne, durch seine Fallen hindurch. Das darf gar nicht einfach sein. De Loco tritt selbst nicht als Bosskampf in Erscheinung, aber die mit Fallen gespickten Minen, seine größte Schöpfung, stellen für uns Herausforderung genug dar. Wir überwinden sie erfolgreich, und was hätte er uns dann noch entgegenzusetzen?
Natürlich sind die Minen trotzdem ein unangenehmer Spielabschnitt und bestimmt zehn bis zwanzig Minuten zu lang. Ein wichtiger Faktor daran ist, dass die Auflockerung im Dungeon recht schwach ausfällt. Die Falltüren funktionieren teilweise nach dem Versuchsprinzip, und ein Scheitern kostet mehrere Minuten Spielzeit und mindestens zwei Zufallskämpfe, um wieder dahin zu kommen, wo man schon war. Das ist sicherlich eine für Skies of Arcadia einzigartige Herausforderung, aber sie macht schlicht keinen Spaß.
Der andere wichtige Faktor ist, dass die Storyereignisse im Dungeon sich schon innerhalb des Dungeons wiederholen und sich so schneller als sonst abnutzen.

Alfonso und De Loco
In den Minen gibt es zwei Handlungsstränge und Perspektiven, die uns als Spieler geboten werden. Zum einen gibt es die Admiräle Alfonso und De Loco, die sich beide die Rolle des Antagonisten für diesen Dungeon teilen und darin so kläglich versagen, dass das Spiel sie aktiv als comic relief nutzt.
Die Armada unter Galcians Führung gibt üblicherweise ein geschlossenes, effizientes und fähiges Bild ab – außer wenn Alfonso beteiligt ist. Der Alfonso-Effekt schlägt auch hier in Ixa’taka zu und zieht De Loco mit hinein. Angesichts der großen, voll ausgebauten Minenbasis mit zahllosen ausgefeilten Fallen muss die Armada schon eine längere Zeit in Ixa’taka sein, und die ganze Basis trägt eindeutig De Locos Handschrift. Wenn wir uns an Kapitel 3 zurückerinnern, wurde Alfonso nach Ixa’taka strafversetzt, nachdem er den Bericht über den Überfall der Piraten auf sein Schiff gefälscht hatte.
Was sagt uns das? De Loco war vermutlich der Anführer, oder wenigstens einer der Anführer, bei der valuanischen Invasion von Ixa’taka, blieb anschließend erst einmal vor Ort, baute die Basis auf, begann die Minenarbeiten und wurde dann zwar von Galcian nach Valua zurückgerufen, kehrte im Anschluss aber zurück in seinen alten Verantwortungsbereich und machte sich dort an die Arbeit. De Loco hatte sein Schiff mit einem Flammenwerfer ausgestattet mit dem ausdrücklichen Ziel, den Wald niederzubrennen, um die alte, lang verlorene Stadt Rixis zu finden, in der er den grünen Moon Crystal vermutet (wurde aber während dieser Operation von Vyse gestoppt). Nebenbei kann er außerdem noch ein paar seiner neuen Waffenprototypen testen und die Minenoperation für die Armada in Gang halten – die Moon Stones werden sicher dringend als Brennstoff benötigt.
Alfonso wurde dagegen nach Ixa’taka verfrachtet, um ihn aus dem Weg zu haben, während der Rest der Armada sich auf die Suche nach den Moon Crystals macht. Jetzt sitzt Alfonso in der valuanischen Basis herum, ohne eine echte Aufgabe zu haben – die valuanischen Aktionen in Ixa’taka haben bereits einen Kommandanten! Vermutlich soll Alfonso gar keine Aufgabe haben, sondern nur nicht noch mehr Blödsinn machen, während die Armada die Moon Crystals sammelt! – und brütet darüber, dass er zu Unrecht bestraft wurde und dass ihm eigentlich dank seiner adligen Abstammung das Kommando über die ganze Armada zusteht. Er sucht also ständig Streit mit De Loco, seinem Kollegen, den er für sich unterlegen hält; der lässt sich das natürlich nicht gefallen und bemüht sich nicht einmal ansatzweise, seine Verachtung für seinen unfähigen Kollegen zu verbergen. Die beiden hauen sich in mehreren Szenen ziemlich fiese Sprüche um die Ohren und sind damit für einige Lacher gut – andererseits sind die Witze rund um den unfähigen Alfonso jetzt auch schon ziemlich ausgelutscht. Spoiler: Das ist auch Skies of Arcadia klar, und das Spiel wird damit in Zukunft entsprechend umgehen.

Gleichzeitig – und das muss man leider wirklich so sagen – versagen beide aber auch dabei, Vyse und seine Freunde an einer Stelle aufzuhalten, wo sie praktisch fest in ihrem Griff sind. Gut, wir wissen, dass Alfonso unfähig ist, dass er scheitert, ist zu erwarten, aber für De Loco gilt diese Entschuldigung nicht. Ein Alarm zeigt ihm an, dass Eindringlinge die Mine betreten, und er weiß von Anfang an, dass es sich dabei um Vyses Gruppe handelt. Er schließt also die Tür hinter ihnen – soweit gut – denkt aber anschließend nicht einmal daran, die in der Basis stationierten Truppen, und davon muss es ja einige geben, auf Vyse und seine Freunde zu hetzen, sondern fantasiert die ganze Zeit davon, dass Vyse seiner letzten Falle, einem zur Todesfalle umgebauten Raum, zum Opfer fallen soll, und malt sich bildlich aus, wie er von der herunterkommenden Decke zerquetscht wird. Und das, obwohl er eigentlich wissen müsste, dass er einen technisch äußerst begabten Piraten in den Minen gefangen hält…

Hinzu kommt ja auch noch, dass Alfonso De Locos Todesfallenraum praktisch dadurch sabotiert, dass er unbedingt den Ruhm dafür haben will, Vyse mit seinem Haustier Antonio II geschlagen zu haben, nachdem Vyse schon den ersten Antonio besiegt und ihn bloßgestellt hat. Wir haben hier zwei Admiräle der Armada, die nicht effektiver gegeneinander arbeiten könnten, wenn sie es darauf anlegen würden. Es ist ein glaubwürdiges Bild, was Skies of Arcadia hier zeichnet – aber wenig schmeichelhaft.

Centime und Isapa
Zum anderen gibt es in der Mine unterwegs zwei Leute, die die Helden befreien wollen. Neben dem Hohepriester Isapa, dem eigentlichen Ziel der Operation, gibt es noch den Blue Rogue Centime, einen sehr begabten Ingenieur, der mit seinem Schiff und seiner Crew in Horteka abgestürzt war und dort von den Valuanern gefangen genommen wurde, um Maschinen für sie zu bauen. Das Problem mit diesem Arrangement ist, dass ein eigentlich auflockerndes Ereignis – ein Gefangener, den die Helden befreien – sich im Dungeon wiederholt und sich schon beim zweiten Mal massiv abnutzt.
Insbesondere weil der erste Gefangene, Centime, zwar wichtig ist, um einen Aufzug wieder ans Fahren zu bekommen, sodass wir überhaupt erst in den zweiten Teil der Mine kommen können, aber seine Befreiung denkbar unspektakulär abläuft – wir können einfach eine Tür öffnen, ein paar Sätze mit ihm wechseln, er macht sich an die Arbeit am Aufzug und kündigt an, ein paar Fallen in der Mine entschärfen zu wollen, und das wars. Mehr Zeit verbringen wir nicht mit ihm. Gut, mehr Zeit kann Skies of Arcadia eigentlich auch nicht aufbringen, der Dungeon ist ohnehin viel zu lang, aber hier entsteht auch einfach gar keine Bindung zu Centime, kein Gefühl, etwas erreicht zu haben. Wir lernen ihn nicht kennen – Blue Rogue, gut mit Maschinen, fertig. Ich bin ja bereit, ihn vor diesem Hintergrund für einen Freund und Helfer zu halten, aber eine emotionale Bindung entsteht da nicht, und seine Befreiung verpufft vom emotionalen Effekt her fast völlig. Centime ist uninteressant, und etwas Schlimmeres kann man über einen Charakter in einer Geschichte kaum sagen.
Isapa als zweiter Gefangener, den wir befreien, funktioniert schon besser, weil er unsere Erwartungen bricht und uns ein tatsächlich interessantes Bild gibt. König Ixa’taka hat ihn uns als weisen Mann beschrieben, der sich mit den Überlieferungen der alten Zivilisation besser auskennt als jeder andere, aber Isapa präsentiert sich aber als sexistischer, notgeiler, alter Mann, Muten Roshi statt Gandalf. Das ist kein guter Witz an sich – zum einen hat der sich schon vor Jahrzenten vollkommen abgenutzt, und zum anderen können wir als Spieler kaum anders, als uns an Aikas doch sehr genervte Reaktion zu halten – aber er bricht mit unseren Erwartungen und ist damit per Definition schon interessanter als Freund und Helfer 08/15 Centime. Darüber hinaus lässt Isapa durchblicken, dass er Fina als eine Silviterin erkennt, und das ist Wissen, das in dieser Welt außer ihm nur die höchstrangigen Valuaner überhaupt haben. Egal wie er auftritt, Isapa muss sich wohl wirklich auskennen.
Tatsächlich stellt Isapa sich dumm, mit großem Effekt. Er spielt die Rolle des verblödeten alten Mannes, um zu verbergen, was er wirklich weiß und warum der König ihn unbedingt aus der Gefangenschaft befreien will. Darauf werde ich später genauer eingehen.

Oh, und Centime? Ja, gut, er deaktiviert im Endeffekt De Locos Todesfallenraum endgültig. Freund und Helfer 08/15 rettet den Tag. Ich kann das glauben, aber interessant ist es nicht. Gerade weil die alternative Erklärung – Alfonso verhindert das Auslösen der Falle – eigentlich viel interessanter ist, gerade vor dem Hintergrund der Dynamik zwischen den beiden Admirälen. Im Endeffekt macht das aber keinen großen Unterschied, und die Piraten entkommen mit den beiden Gefangenen schadlos aus der Mine.

Der Weg nach Rixis

„The Great Bird with its wings spread and the kneeling Golden Man will open the way to Rixis.” – Isapa

Als Belohnung für seine Befreiung aus den Minen erhalten wir von Isapa einen rätselhaften Hinweis auf die Position von Rixis, und das ist vielleicht der am gröbsten umgesetzte Twist von Skies of Arcadia, weil hier einfach schon auf den ersten Blick einige Ungereimtheiten zu erkennen sind und sein werden.
Zunächst einmal soll Isapa ein weiser Mann sein, der sich mit den Mysterien der alten Welt auskennt – und dann ist das der beste Hinweis, den er auf die alte Hauptstadt der Zivilisation haben soll? Statt eines brauchbaren Hinweises auf Rixis bekommen wir einen mäßig brauchbaren Hinweis auf zwei Nebenentdeckungen, von denen wir wenigstens wissen, dass sie sich „irgendwo auf diesem Kontinent“ befinden sollen – danke schön, weniger wussten wir von Rixis auch nicht. Die Tore von Rixis erscheinen übrigens erst dann auf der Karte, wenn wir die beiden Entdeckungen (eine große goldene Statue und eine große Bodenzeichnung von einem Vogel, letzteres inspiriert von den Nazca-Linien in Peru und ein weiterer Verweis auf bemerkenswerte Dinge in der Realität) gemacht haben. Skies of Arcadia will also an der Stelle ernsthaft, dass der Spieler unter Zufallskämpfen den großen Kontinent von Ixa’taka nach genau zwei Entdeckungen absucht und dabei zwei Edelsteine einsammelt – ohne diese Steine erscheint Rixis nicht einmal auf der Karte, und ohne Rixis geht’s nicht weiter. Nach einem Dutzend Durchgängen weiß ich, wo ich hin muss, aber gutes Gamedesign sieht anders aus. (Und ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es eine Schande ist, wie der Verweis auf die Nazca-Linien in Peru mit dieser Art des Einbaus echt weggeworfen wird. Da könnte man aus storytechnischen Gesichtspunkten soooo viel mehr mit machen und sooo ein tolles Mysterium aufbauen, und wir kriegen nur ne Wegwerfentdeckung für einen Nebenstoryarc…)

Rixis
Rixis selbst entpuppt sich als eine Ruinenstadt, verborgen hoch auf einem Berg in den Wolken, erreichbar über einen Aufzug in einem verborgenen Steingebäude im Dschungel. Die Steine sind laut der Beschreibung der Entdeckung so perfekt zusammengefügt, dass kein Insekt hineinkriechen und keine Pflanze sich festwachsen kann, und das können wir vermutlich auch auf die Stadt Rixis an sich übertragen. Dort ist von den Gebäuden allerdings nicht mehr viel übrig. Es gibt viele Einschlagskrater von den Rains of Destruction und die Gebäude, die noch stehen, sind allesamt schwer beschädigt oder zerstört. Rixis ist offensichtlich schon seit einer sehr langen Zeit nicht mehr bewohnt.
Andererseits gibt es einige Punkte, die darauf hindeuten, dass nicht alles in der Stadt tot und verlassen ist. Zum einen ist da natürlich das „Gespenst“, das Aika sieht und das die Helden auf ihrer Reise durch Rixis ebenfalls öfters zu Gesicht bekommen. Übernatürliche Wesen, Spukgestalten, Seelen der Toten etc. sind eine gute Möglichkeit, um den Aufenthalt in einer vor Jahrhunderten zerstörten und seitdem unbewohnten Stadt spannend zu gestalten, von daher liegt die Idee mit einem „Gespenst“ schon nahe. Ohne das Gespenst wären wir allein in einer lange verlassenen Ruine auf der Suche nach dem Moon Crystal, und das hatten wir schon mit dem roten Moon Crystal und dem Temple of Pyrynn – hier muss Skies of Arcadia mehr liefern und verfällt auf die Idee mit dem Gespenst.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, aber zwischen dem ersten Blick auf das angebliche Gespenst und der Enthüllung am Ende wird die Idee aus meiner Sicht nicht stark genug genutzt. Es gibt ein mäßig anspruchsvolles Rätsel, aber abgesehen davon bleibt die Figur eher im Hintergrund und sorgt damit nicht ganz für die Spannung, die mit einer aktiveren Rolle vielleicht möglich gewesen wäre. Vielleicht hätte das Gespenst ein oder zwei Schalter aktivieren können, um die Helden zu stören, ihnen einige Wege abzuschneiden etc.?
Neben dem Gespenst, an sich schon ein starker Hinweis, dass Rixis nicht völlig verlassen ist, finden wir aber noch einiges an funktionierender Technik. Die schwebenden Plattformen sind eindeutig aus der Zeit vor der Zerstörung der Stadt, sie funktionieren aber noch – oder eher: wieder? Warum sind sie noch aktiv – oder sind sie „wieder“ aktiv, und wer hat sie dann aktiviert? Die Plattformen fahren, bieten Wege und Abkürzungen und ermöglichen es den Helden, die verlassene Stadt zu erkunden, zu einem großen Tempel, durch die Ruinen und weiter nach oben auf den Gipfel des Berges, wo ein einzelner Tempel über den Wolken thront.
Rixis ist dabei konsequent darauf ausgelegt, die Helden immer weiter nach oben zu führen, immer weiter weg von der Welt unter ihnen, hinauf in die Nebel, die Wolken, und darüber hinaus. „Lasst die Welt hinter euch  und betretet den Himmel, das Reich der Götter, wo euch der Moon Crystal erwartet“ – das ist die Designidee für Rixis, und bei aller Meckerei: gerade zusammen mit dem tollen Soundtrack passt das schon. Und so steigen die Helden immer weiter und weiter nach oben, bis die Ruinen, durch die sie sich bewegen, schon in der Luft zu schweben scheinen, und immer noch weiter nach oben bis hinauf zum letzten Tempel auf dem Gipfel.

Das Wandbild im Tempel
Der letzte Tempel thront hoch über den Wolken, hoch über Rixis, über den Überresten der grünen Zivilisation. Ein isoliertes Versteck für den grünen Moon Crystal, aber auch sein heiliger Schrein, entrückt von allen weltlichen Einflüssen – der Tempel schwebt fast auf den Wolken. Das Land um ihn herum ist fast völlig weggebrochen, aber abgesehen vom fehlenden Dach ist er in überraschend gutem Zustand.
Es gibt einen Bosskampf gegen ein großes Vogelmonster, wobei nicht klar ist, ob der Vogel ein Wächter des Tempels oder nur zufällig in der Gegend ist. Anschließend können die Helden sich den Tempel näher ansehen und finden ein Podest, in dem der grüne Moon Crystal gelagert wurde – aber es ist leer. Der Moon Crystal ist nicht da.
Neben dem Podest gibt es noch eine große Wanddekoration, die eine Person zeigt, die Kleidung ähnlich wie Fina trägt – ein Silviter – und eine Wandinschrift, die erklärt, dass der grüne Gigas nach den Rains of Destruction von den Silvitern noch beruhigt und eingefangen werden musste, wonach von der grünen Zivilisation aber nichts mehr übrig war.

Wir sehen hier einerseits den Ursprung von „Quetya“ und warum die Ixa’takaner Fina für eine Repräsentantin ihres Gottes hielten: weil die Silviter vor Urzeiten diejenigen waren, die kamen, um den wütenden Gigas aufzuhalten und sie alle vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Andererseits erfahren wir auch, wie die grüne Zivilisation endete – zerstört durch die Rains of Destruction, und dann war der Gigas immer noch aktiv und hat ihnen den Rest gegeben – und warum die Ixa’takaner sich anscheinend nur in einigen wenigen kleinen Dörfern auf ihrem dicht bewaldeten Kontinent gehalten haben. Und, ganz wichtig, auch wenn das auf den ersten Blick untergeht: Wir haben einen Beweis, dass die Silviter in Ixa’taka waren und den Gigas aufhielten, nachdem die Rains of Destruction kamen. Dass sie dazu nach den Rains of Destruction überhaupt noch in der Lage waren, sollte uns zu denken geben – hatten die einfach nur mehr Glück mit den Einschlägen? Oder gibt es da möglicherweise noch ein paar Geheimnisse, die wir noch nicht kennen? Behaltet das im Kopf!

Die wahren Pläne der Ixa’takaner
Ich bin bislang mit Ixa’taka als Storyarc etwas kritisch gewesen, und ich halte den Spielabschnitt auch tatsächlich für einen der schwächeren in einem großartigen Spiel – aber das liegt hauptsächlich daran, dass weite Teile des Spiels so großartig sind. Aber jetzt wartet auch Ixa’taka mit einem mutigen, großartigen Twist auf, der enthüllt wird, kaum dass wir das „Gespenst“ wieder sehen.
Das scheinbar übernatürliche Wesen entpuppt sich als ixa’takanischer Priester, der auf Geheiß des Königs in Rixis ist, um die Ruinen zu beschützen und bei unbefugten Eindringlingen den König zu kontaktieren. Mit einem Schlag werden alle Ereignisse in Ixa’taka in ein ganz neues Licht gerückt:

  • Die Ixa’takaner wussten von Anfang an, wo sich Rixis und der grüne Moon Crystal befinden. Wie es in Horteka hieß, bewacht der König tatsächlich den heiligen grünen Stein.
  • Der Kristall ist nicht mehr in Rixis. In dem Podest, wo er sein sollte, findet sich eine passende Vertiefung, aber der Kristall ist weg. Es stellt sich heraus, dass der König den Stein die ganze Zeit über in seinem Besitz hatte.
  • Warum? Nicht nur, um den Kristall vor den Valuanern zu schützen – die Ixa’takaner hatten von Anfang an den Plan, den Gigas zu erwecken, um die Valuaner aus ihrem Land zu vertreiben.
  • Wie passt der Umgang der Eingeborenen mit den Helden dazu? Nun, sie sagen ihnen am Anfang zunächst, dass sie möglichst schnell wieder verschwinden sollten – sie sollen weit weg sein, wenn der Gigas gerufen wird. Dann bieten Vyse und seine Freunde aber ihre Hilfe an und beweisen mit dem Sieg gegen De Loco ihre Ehrlichkeit und ihre Fähigkeiten, und König Ixa’taka beschließt stattdessen, sie sich zu Nutze zu machen. Wie? Indem er sie damit beauftragt, in die valuanische Basis in den Minen einzubrechen und den Hohepriester Isapa zu befreien. Nur den Hohepriester, wohlgemerkt, nicht etwa „alle Gefangenen“ – den Hohepriester.
  • Warum nur den Hohepriester? Es wird nicht ausdrücklich gesagt, aber ich erkläre es mir damit, dass Isapa weiß, wo und wie der Gigas beschworen und wie er kontrolliert und gelenkt werden kann. Die Ixa’takaner bereiteten sich zum Kampf vor, um die Minen anzugreifen mit dem Ziel, vorrangig Isapa zu befreien – den Part darf stattdessen Vyse übernehmen und löst das auch mit Bravour.
  • Wie danken die Ixa’takaner uns das? Nun, sie zeigen uns immerhin die Wahrheiten, die sie zunächst vor uns verborgen hielten – sie zeigen uns Rixis, den Ursprung ihrer Religion rund um ihre Gottheit Quetya, handfeste Beweise für ihre Täuschungen und bitten uns in Form von Isapas Selbstgespräch um Verzeihung. Außerdem hatten sie uns den grünen Moon Crystal versprochen (und übergeben uns ihn am Ende des Arcs auch tatsächlich). Sie stehen uns freundlich und dankbar gegenüber und schicken uns extra auf die Schnitzeljagd nach Rixis, im Wissen, dass wir die versunkene Stadt im Nebel erst einmal ausführlich untersuchen werden und dadurch weit entfernt von der Macht des Gigas und der Schlacht sein sollten – aber ihr Land wollen sie bitteschön selbst retten und haben bereits einen Plan dazu. Wir helfen ihnen nur dabei, den Plan umzusetzen.

Um das noch mal ausdrücklich festzuhalten: in Ixa’taka retten Vyse und seine Freunde nicht den Tag gegen die Armada. Sie stehen den Ixa’takanern in ihrem Kampf bei, aber der Plan und der Hauptteil des Kampfes liegt auf deren Schultern. Keine Heldengeschichte für Leute von außen, die den rückständigen Eingeborenen gegen die technologisch haushoch überlegenen Invasoren die Haut retten müssen – die scheinbar rückständigen Eingeborenen wissen sich schon ganz gut selbst zu wehren. Viel zu oft sieht und liest man in Geschichten das genaue Gegenteil.

Die Reaktion der Armada
Völlig unerwartet, quasi aus dem Nichts, steht die Armada nun einem Gigas gegenüber. Wie ist die Reaktion? Nun, wir haben ja, wie wir schon festgestellt haben, zwei Admiräle der Armada vor uns. Alfonso reagiert genau wie erwartet und befiehlt sofort den Rückzug aller Schiffe zurück nach Valua – und zur Abwechslung kann man ihm da kaum einen Vorwurf machen, wer will sich schon einem Gigas stellen?
Nun, offensichtlich will De Loco genau das! Wir haben ja schon gesehen, dass De Loco nicht alle Latten am Zaun hat… in diesem Fall hat er aber tatsächlich ein Ass im Ärmel – die „Moon Stone Cannon“, eine mächtige Laserkanone! Und er weiß auch, auf wen er sie richten muss – auf König Ixa’taka, der den Gigas kontrolliert. Bei allem, was man von De Loco halten mag, hier zeigt er große Entschlusskraft, demonstriert seinen Einfallsreichtum und rettet der Armada fast im Alleingang den Tag. Unterschätzt diesen Admiral auf eigene Gefahr!

Schiffskämpfe gegen De Loco und Grendel
Jetzt erst, an dieser Stelle, greifen die Helden ein, um den wildgewordenen, unkontrollierten Gigas aufzuhalten. Dabei müssen sie zunächst an De Loco vorbei, der anscheinend das letzte verbliebene Schiff der Armada in Ixa’taka kommandiert – jedenfalls sehen wir keine weiteren, und Alfonso hat ja schon den Rückzug aller Schiffe befohlen – und genau das verhindern will, damit der Gigas Ixa’taka schön in Schutt und Asche legen kann. Wir bekommen also zwei Schiffskämpfe am Stück – zunächst müssen wir De Loco aus dem Himmel schießen und dann irgendwie den Gigas besänftigen.
Der Kampf gegen De Loco läuft gar nicht so viel anders als der erste Kampf. Gut, er hat an seiner Waffenkonfiguration herumgeschraubt und setzt die Moon Stone Cannon im Kampf gegen uns ein, aber das stellt alles kein großes Problem dar, und der Kampf wartet auch nicht mit überraschenden Twists oder ähnlichen Tricks auf – wir schlagen De Loco einfach nur in die Flucht, und die Chameleon tritt als letztes valuanisches Schiff den Rückzug aus Ixa’taka an. Den Großteil hat hier tatsächlich der Gigas erledigt – jetzt müssen wir ihn nur noch einfangen!
Ähnlich wie Recumen ist Grendel für die Little Jack ein paar Nummern zu groß. Immerhin macht er etwas weniger Schaden als die Laserkanonenwaffenplattform aus der Wüste – er schmeißt „nur“ mit Inseln und schlägt mit bloßen Händen nach uns wie nach einer lästigen Fliege, aber wir können seinen Schaden ganz gut gegenheilen. Sind die Helden schon besser geworden im Kampf gegen Gigas, oder ist Grendel tatsächlich etwas schwächer als Recumen? Schwierig zu sagen, aber da Grendel ja auch gerade unkontrolliert, ungelenkt, verwirrt und ohne Aufgabe, der er sich widmen soll, durch die Landschaft pflügt, statt wie Recumen damals gezielt Jagd auf die Helden zu machen, ist der Gigas vielleicht wirklich im Moment nicht auf der Höhe seines Potenzials – und „nur“ stark genug, um wie vor vielen Generationen eine Schneise der Verwüstung durch Ixa’taka zu pflügen.
Die Helden können den Gigas vielleicht nicht im Kampf besiegen, aber sie bezwingen ihn mit der geschickten Nutzung des Terrains und stoßen ihn mit der Harpunenkanone in einen Canyon, aus dem er sich nicht mehr befreien kann. So kann die Little Jack einen Gigas zur Strecke bringen, und so können sich die Helden beweisen. In der Tradition von Quetya kamen sie aus dem Osten, um den wütenden Gigas aufzuhalten. Gerade Fina beweist sich damit als legendäre Heldin nach der Vorlage ihrer Vorfahren, die auch nach Ixa’taka kamen, um Grendel aufzuhalten – und das, obwohl sie nur drei Freunde, ein kleines Fischerboot und eine Harpune zur Verfügung hatte, nachdem die große, mächtige valuanische Armada längst das Weite gesucht hatte. Die Frage der Dorfbewohner von Horteka, ob Fina Quetya ist – jetzt könnten wir das bejahen. Dafür, wie schüchtern und zurückhaltend Fina auftritt, ist das äußerst bemerkenswert – wer in der Heldengruppe ist eigentlich der größte und mutigste Held? Diskutiert mal schön.

Finale
Ixa’taka ist frei. Der König übergibt uns als Belohnung für unsere Hilfe und für das Aufhalten des Gigas den grünen Moon Crystal, und wir können weiterziehen. Die Bewohner von Ixa’taka kommen aus ihren Verstecken. Sie zeigen ihre Kultur und ihre Schiffe offen für alle neugierigen Besucher, die da kommen mögen.

Das ist ein Grund dafür, dass Valua sie nicht mehr heimlich unterdrücken kann – Ixa’taka ist nicht mehr verborgen. Die Erkunder und Entdecker aus aller Welt kommen nach Ixa’taka, lernen das Land und die Leute kennen und erzählen dem Rest der Welt davon. Valua kann das Land nicht einfach wieder besetzen und die Leute unterwerfen – das würde jetzt der Rest der Welt mitkriegen!
Ein zweiter Grund ist, dass sie zurückgeschlagen wurden, und wie wir alle wissen, ist es auch für technologisch hoch überlegene Nationen nicht ratsam, sich auf einen Dschungelkrieg gegen Einheimische einzulassen.
Ein dritter Grund ist: Noch muss sich Valua alleine der ganzen Welt stellen, wenn sie de Welt beherrschen wollen. Ixa’taka ist frei, und Nasr ist immer noch Valuas mächtigster Rivale.
…noch. Wie Valua von hier weitermacht, werden wir im nächsten Kapitel sehen.

Ixa’taka ist alles in allem so ein bisschen der Standard-Arc von Skies of Arcadia. Die Party ist vollständig, geht auf Moon Crystal-Suche und lernt Land und Leute kennen. Leider droht die Story dadurch aber auch in einer gewissen Routine zu versinken, und eigentlich muss Skies of Arcadia jetzt, nach Ixa’taka, eine grundlegend andere Richtung einschlagen, um Langeweile zu vermeiden.
Wie Skies of Arcadia das angeht und wie es von hier aus weitermacht, werden wir ebenfalls im nächsten Kapitel sehen.

Kleine Beobachtungen:

  • Damit auch ja keiner denkt, dass Skies of Arcadia Isapas dumme Lustmolch-Sprüche gut findet, darf Aika ihn verbal deutlich zusammenfalten. Sie lässt sich nichts gefallen und zeigt sich dabei von ihrer schlagfertigsten Seite, die wir bislang eher nur angedeutet bekommen haben.
  • Aika etabliert sich über die Spielzeit bis zum Ende von Ixa‘taka als Charakter für comic relief, aber auch für kleine, scheinbar zufällige Nebenbeobachtungen – sie bemerkt beispielsweise für die Gruppe De Locos letzte Todesfalle und das Gespenst in Rixis. Aika wird somit von den Autoren geschickt genutzt, um die Situation je nach Bedarf aufzulockern oder in eine andere Richtung zu lenken. Gerade hier in Ixa’taka wird sie nicht nur genutzt, um die offensichtlichen Fragen oder die Entscheidungen, die dem Spieler gestellt werden, auszuformulieren, sondern sie bemerkt aktiv neue Sachen und sorgt mit ihrer deutlich stärker betonten Schlagfertigkeit selbst für einige Lacher. Witze auf ihre Kosten kassieren Vyse, Aika und Fina ja ohnehin relativ gerecht verteilt (wobei Vyse in Nasr mit Belleza wahrscheinlich immer noch am schlechtesten aussieht).
  • Rixis liegt im Nebel und in den Wolken verborgen – während des Aufenthalts verlieren die Helden die wahren Geschehnisse um sie herum aus dem Blick. Die Ixa’takaner können dadurch unbemerkt den Gigas rufen, wo Vyse und seine Freunde sonst sofort eingeschritten wären.
  • Spoiler: Alfonso ist der einzige Admiral, gegen den die Helden im ganzen Spiel nicht persönlich kämpfen. Es gibt weder einen direkten Kampf zu Fuß noch einen Schiffskampf. Alfonso schickt lediglich zweimal eins seiner Haustiere vor, aber selbst das passiert schon sehr früh im Spiel. Es ist fast so, als würde ihn die weiter fortschreitende Story zurücklassen – fast so, als wäre er nie wirklich wichtig gewesen, egal für wie wichtig er sich bei seinen Auftritten hält.
  • De Loco respektiert Vyse, bei allem manisch-obsessiven Hass, mehr als seinen Kollegen Alfonso. Das festigt den Eindruck, dass die Armada Vyse als potenzielle Bedrohung längst auf dem Zettel hat – einerseits fühlt sich das für den Spieler gut an, dass die Bösen anfangen, ihn zu respektieren, andererseits zeigt sich die Armada damit auch wieder als durchaus fähige Gegenspieler, die in der Lage sind, eine Bedrohung zu erkennen.
  • De Loco hat beim zweiten Schiffskampf den Flammenwerfer durch eine Laserkanone namens „Moon Stone Cannon“ ersetzt. Was hat er wohl noch so alles in seiner Werkstatt?
  • Die grüne Zivilisation hat anscheinend Kristalle als Schlüssel zur Aktivierung von bestimmten Mechanismen und Technologie genutzt. Um nach Rixis zu kommen, werden zwei Kristalle benötigt, und der Wächter von Rixis nutzt an einer Stelle auch einen Kristall, um eine Plattform zu aktivieren. (Generell hätte man mit den Kristallen zu Rätselzwecken viel mehr machen können, glaube ich. Plattformen, die über unterschiedliche Kristallflächen aktiviert und deaktiviert werden können und müssen, schon allein weil vielleicht nicht genug Kristalle da sind, Türen, die geöffnet werden müssen, etc. Hier wird Potenzial für einige echt gute Rätsel einfach nicht genutzt und verschwendet, und so ist Rixis doch recht linear und bietet keine nennenswerte Herausforderung.)
  • Gibt es eigentlich noch weitere Wege nach Rixis? Immerhin sind die beiden Kristalle, die zur Öffnung des Weges benötigt werden, quer über den ganzen Kontinent versteckt – wie kommen die Einheimischen dann nach Rixis hinein und heraus? Wie kontaktiert der Wächter von Rixis den König, wenn er Rixis nicht verlassen kann? Es gibt da schon einige Plotholes rund um das Rätsel, und die sind mir nicht ganz so egal wie die Unklarheiten z.B. noch in Valua es waren, aber der Arc funktioniert im Wesentlichen ja auch so – es geht ja ohnehin nur darum, Vyse und seine Freunde zu beschäftigen, während die Ixa’takaner den Gigas rufen und die Valuaner verjagen.
  • Wie hat die Religion rund um Quetya als Gottheit, die aus dem Osten kam, um den Riesen aufzuhalten, überlebt, wenn sie nur im Tempel in Rixis festgehalten wurde? Ein Hinweis darauf, dass Rixis den Ixa’takanern schon eine sehr lange Zeit bekannt sein muss – wenn sie die Stadt überhaupt jemals vergessen hatten.

Musikstück des Tages: Zwei nennenswerte Musikstücke stechen in Ixa’taka deutlich heraus. Zum einen „Ruins Dungeon“ in den Minen – es ist nicht die einzige Stelle im Spiel, die von diesem Stück untermalt wird, aber die längste und auch die effektivste – es fängt langsam und bedrohlich an, dissonant, gruselig, und steigert sich in seinem Verlauf hin zu eiem frenetischen Trommelrhythmus, unterlegt mit weiteren dissonanten Melodiebögen. Ein sehr spannendes, verängstigendes Stück für endlose dunkle Gänge mit ekligen Monstern hinter jeder Ecke und ein wichtiger Bestandteil der Atmosphäre in den Minen. Zum anderen „Ancient Temple Dungeon“ für Rixis – ein wesentlich zurückhaltenderes Stück. Langsam, zurückgenommen, Chöre im Hintergrund, sanfte Melodieführung – leicht, zerbrechlich, fast ätherisch. Fir eine verlorene, vergessene Stadt, versunken im Nebel, eine wunderschön gelungene Untermalung.

Nächste Woche: Captain Ahab und die Essex

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Geschrieben von: Tikal

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