The Murder of Sonic the Hedgehog

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The Murder of Sonic the Hedgehog – SpinDash-Review

Das am 01. April veröffentlichte Visual Novel rund um das tragische Ableben von SEGAs Maskottchen ist nicht einfach nur ein simpler Aprilscherz – was in diesem Kurzspiel tatsächlich steckt, finden wir im Rahmen dieses Reviews heraus!

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Seit dem Release am Anfang des Monats hat „The Murder of Sonic the Hedgehog“ für viel Freude und Begeisterung innerhalb der Fanbase gesorgt – und die Zahlen sprechen ebenfalls eindeutig für sich: Das exklusiv für Steam veröffentlichte Visual Novel hat bereits über eine Millionen Downloads geknackt und sich zusätzlich einen Platz in den Top 100 der am höchsten bewerteten Spiele auf der gesamten Plattform gesichert.

Ein zweifelloser Erfolg für das Social Media-Team rund um Katie Chrzanowski, die seit einem guten Jahr an dem Titel gewerkelt und ihn als spaßige 1. April-Überraschung gratis zur Verfügung gestellt haben.

Ich habe mich natürlich ebenfalls kurz nach Release gespannt aufgemacht, das mörderische Mysterium rund um den Mirage Express zu lösen. Meine Eindrücke zu diesem faszinierenden Titel würde ich nun sehr gerne im Rahmen dieses Reviews zusammenfassen.

Aus Rücksicht für jene unter euch die sich noch nicht selbst auf die Spurensuche begeben haben werde ich dabei darauf verzichten, größere Spoiler zu erwähnen oder sogar die Lösung des Rätsels zu enthüllen – schließlich ist die Suche nach der tatsächlichen Wahrheit in solchen Spielen nicht selten der größte Spaß!

Story & Charaktere – Mord im Mirage Express

In The Murder of Sonic the Hedgehog schlüpft ihr in die Rolle eines neuen Charakters, einen Quokka den ihr am Start frei benennen könnt – der Einfachheit halber verwende ich im weiteren Verlauf dieses Reviews den u.a. aus dem Trailer bekannten Namen „Barry“. Euer Protagonist erlebt gerade den ersten Arbeitstag als Mitarbeiter des Mirage Express und muss heute zusammen mit dem Schaffner, der passenderweise am selben Tag seinen letzten Arbeitstag antritt, dafür sorgen, dass eine sogenannte Murder Mystery-Geburtstagsparty während der Zugreise ohne Komplikationen über die Bühne geht.

Das Geburtstagskind? Niemand anderes als Amy Rose, die ihre versammelte Freundesgruppe bestehend aus Tails, Knuckles, Vector, Espio, Rouge, Blaze, Shadow, und natürlich dem gemäß Spieltitel baldigen Mordopfer Sonic the Hedgehog, mitgebracht hat. Nachdem die Gruppe die Regeln von diesem gespielten Kriminalfall durchgegangen sind, verteilen sich die Fahrgäste auf die einzelnen Wagons um in ihre jeweiligen zugeteilten Rollen zu schlüpfen, bzw. im Falle des designierten Mörders die böswillige Tat in die Wege zu leiten.

Die „Leiche“ ist schließlich eine Stunde darauf entdeckt: Schockschwerenot, Sonic the Hedgehog wurde ermordet und liegt reglos im Speisewagen! Ab diesem Punkt werden wir in der Rolle von Barry etwas unfreiwillig in die Ereignisse hineingezogen und liegt es an uns, diesen sonderbaren Fall mit Unterstützung von Detektiv Tails aufzuklären. Doch ist wirklich alles an diesem als harmlos gedachtem Rollenspiel so, wie es scheint…?

Nach dieser turbulenten Einleitung gilt es im Hauptkern des Spieles nun, die einzelnen Wagons zu bereisen und die dort stationierten Freunde zu befragen sowie sie mit ihren jeweiligen Alibis zu konfrontieren, um dem Mysterium schließlich langsam aber sicher auf die Spur zu kommen. Gute Detektivarbeit ist dabei sehr wichtig: Am Ende der Spurensuche werden wir nämlich tatsächlich aufgefordert, den hinterhältigen Mörder zu enttarnen!

Eine anfängliche Befürchtung von mir, dass das Ableben von Sonic einem Plottwist geschuldet ist den man als Spieler niemals erraten könnte, trifft nämlich glücklicherweise absolut nicht zu: Das tatsächliche „Wer hat es getan?“-Rätsel das im Spiel über aufgebaut wird fällt letztendlich zwar im Vergleich zu diversen weiteren Genre-Vertretern nicht sonderlich tief oder kompliziert aus, doch wer im Rahmen des Abenteuers gut aufgepasst, die Punkte verbunden und sich gewisse signifikante Details aus den Alibis der Charaktere im Gedächtnis behalten hat, darf am Ende dem vermuteten Täter in einem zufriedenstellenden Showdown die Maske vom Kopf reißen.

Zwar wird man vom Spiel nicht bestraft, wenn man daneben liegt – man kann sich alternativ quasi durch alle Verdächtigen durchklicken, bis man automatisch die tatsächliche Person erwischt hat – doch fällt es zumindest recht zufriedenstellend aus, wenn man bereits beim ersten Versuch den richtigen Riecher bewiesen hat. Darum geht es schließlich unter anderem in einem solchen Detektiv-Spielchen: Dass man sich nach der Auflösung entweder selbst anerkennend auf die eigene Schulter klopfen kann – oder sich alternativ am Liebsten selbst ohrfeigen würde, weil man dieses und jenes Detail übersehen hat.

Eine neben dem gelungenen Mysterium ebenfalls große Stärke von The Murder of Sonic the Hedgehog, argumentativ für einige sogar die größte Stärke, sind natürlich die Charaktere selbst: Die bunte Freundestruppe rund um Sonic stellt im Rahmen dieser speziellen Spurensuche einen zentralen Fokus dar und werdet ihr im Laufe des Abenteuers mit allen von ihnen umfangreich interagieren.

Drei hervorstehende Aspekte sorgen in diesem Zusammenhang dafür, dass die einzelnen bekannten Figuren diesmal teilweise sogar in einem ungewohnten Licht präsentiert werden: Wir erleben die chaotische Gruppe erstens aus der Perspektive einer außenstehenden Person in Form von Barry, es handelt sich zweitens diesmal um eine reguläre „Slice of Life“-Situation anstelle der üblichen Planetenrettung und ist drittens ebenfalls Sonic den Großteil des Abenteuers gelinde gesagt nicht anwesend, was den Charakteren die Gelegenheit gewährt, diesmal auf eigenen Beinen auch abseits der Hauptfigur dieser Franchise zu stehen.

Diese Umstände führen schließlich zum positiven Ergebnis, dass die einzelnen Fahrgäste mit ihren jeweiligen hervorstechenden Persönlichkeiten diesmal sehr stark glänzen dürfen und eindeutig den charmantesten Aspekt an diesem Kurzspiel darstellen. Es hat mir durchgehend Spaß gemacht, im Verlauf dieses Abenteuers mit den einzelnen Teilnehmern des Mörder-Spieles zu plaudern und ihnen langsam aber sicher ihre wohl gehüteten Geheimnisse zu den Ereignissen dieser besonderen Zugfahrt zu entlocken.

Die einzelnen Interaktionen fallen, unterstützt vom gekonnten und stellenweise sehr humorvollen Schreibstil, das ganze Spiel über sehr unterhaltsam aus. Es gab einige Momente in den zahlreichen Dialogen, die mir ein belustigtes Schmunzeln entlockt haben – dabei sagt mir jedoch besonders zu, dass sich über die einzelnen Charaktere und ihre Persönlichkeiten nie direkt lustig gemacht wird. Es wäre einfach gewesen, ein paar der Sonderheiten der Fahrgäste hervorzuheben und ihnen mit Lächerlichkeit zu begegnen, doch fällt das Spiel quasi nie in diese Falle hinein. Man lacht in den meisten Fällen mit den Charakteren mit, anstelle über sie zu lachen – eine in meinen Augen große Stärke vom charmanten Writing des Spieles.

Die Charakterisierungen der bekannten Freunde wirken, abgesehen von diversen kleineren Ausläufern, alles in allem sehr akkurat im Vergleich zu diversen weiteren Spielen/Medien dieser Reihe. Es mag anfangs zwar etwas ungewohnt ausfallen, besonders Figuren wie z.B. Shadow oder Blaze diesmal in einem etwas harmlosen Setting eines Murder Mystery-Spieles zu erleben – doch soll das weitaus kein Kritikpunkt sein, da wirklich eine tolle Arbeit dabei geleistet wurde, dass niemand sich auf dieser sonderbaren Geburtstagsparty wirklich fehlplatziert fühlt. Selbst jemanden wie der stoischen Ultimativen Lebensform könnte man zutrauen, dass er sich Amy zuliebe zur Teilnahme überreden hat lassen.

Das Lob in Richtung gut geschriebene Hauptcharaktere weite ich natürlich auch auf unseren frei benennbaren Neuzugang aus, welcher sich anfangs durch eine eher zurückhaltende und unsichere Persönlichkeit auszeichnet, in entscheidenden Momenten aber letztendlich dennoch eine ermutigte Entschlossenheit an den Tag legt. Barry fügt sich in diese kunterbunte Truppe wirklich sehr toll und auch eigenständig ein und stellt es zudem wie zuvor erwähnt eine tolle Abwechslung dar, die Ereignisse und Hauptdarsteller des Spieles aus diesem neuen Blickwinkel zu erleben. Mir hat im Zusammenhang besonders zugesagt, wie überfordert der Quokka sich stellenweise von der Situation als auch vom teilweise absurden Verhalten dieser chaotischen Truppe gefühlt hat.

Hinsichtlich der Story selbst wirkt diese dank ihrer kurzen Dauer selbstverständlich etwas schnell abgefertigt, doch wird von den Verantwortlichen trotz dieser Restriktion dennoch geschafft, ein zufriedenstellendes Gesamtpaket zu schüren. Die Einleitung nimmt sich die Zeit die Fahrgäste und das Setting mit unterhaltsamen Dialogen angemessen vorzustellen, während es im Mittelteil schließlich hauptsächlich darum geht, einem heimtückischen Mord auf die Spur zu kommen.

Selbst in diesem vergleichsweise ruhigeren Part der Spurensuche wurde ein angemessener Spannungsbogen geführt und der Spieler durch stetige neue Enthüllungen immer auf Trab gehalten, ich selbst fühlte mich an keiner Stelle gelangweilt – und sogar als sich bereits ein etwas repetitives Muster abzuzeichnen drohte, sorgte eine spaßige Einlage direkt in der Mitte des Spieles für eine sehr unterhaltsame Abwechslung.

Gegen Ende der Story nehmen die Ereignisse dann tatsächlich nochmals richtig an Fahrt auf und kulminiert die Situation dieser verrückten Geburtstagsparty schließlich in ein eher unerwartetes, stellenweise tatsächlich sogar sehr emotionales Finale – ein wirklich sehr toller und runder Abschluss. Die Writer agieren sehr gekonnt dabei, die spaßigen Szenen mit der entsprechenden Prise an Humor und Wortwitz zu würzen, sowie die ernsten Szenen gleichzeitig mit der nötigen Tiefe und Emotion köcheln zu lassen.

Weitere Fans und auch meine Wenigkeit haben bereits den Vergleich dieser Story mit den IDW-Comics der Reihe gezogen – ich finde tatsächlich, dass The Murder of Sonic the Hedgehog sich stellenweise wie eine spielbare Miniserie der aktuellen Sonic-Comics anfühlt, was für mich als großer Fan der Abenteuer in Bildform natürlich ein massives Lob darstellt.

Gameplay & Umfang – Think, Barry, Think!

Für alteingesessene Sonic-Fans erwartet uns mit dieser Veröffentlichung ein massiver Genre-Sprung in für diese Franchise relativ unbekannte Gefilde: Bei „The Murder of Sonic the Hedgehog“ handelt es sich um ein sogenanntes Visual Novel. Jene, die mit diesem Genre aus anderen Ablegern bereits vertraut sind, sollten bereits wissen, was sie erwartet: Statische Bildschirme in denen man nach Spuren sucht und mit Charakteren interagiert – und natürlich sehr viel Lesearbeit.

Der allgemeine Gameplay-Loop des Hauptspieles lässt sich relativ einfach zusammenfassen: Ihr besucht einen der insgesamt sechs Wagons, sucht dort nach ein paar Beweisen und konfrontiert schließlich die dort stationierten Charaktere mit euren jeweiligen Entdeckungen, bevor es danach direkt zum nächsten Wagon weitergeht.

Wie bereits erwähnt passiert dies alles per Point&Click-System über einen statischen Bildschirm, über den ihr euren Mauszeiger wandern lassen müsst um dort Besonderheiten zu entdecken, die mit einem dicken Rahmen deutlich markiert sind. Ihr erhaltet bei diesen Gegenständen dann entweder einen wichtigen Beweis für eure Ermittlung – oder findet alternativ ein paar Zeilen unterhaltsamen Dialog in Kombination mit dem ein oder anderen Sonic-Easteregg.

Erst nachdem ihr alle zwei-drei relevanten Beweise pro Wagon entdeckt hat, könnt ihr dann schließlich die jeweiligen dort befindlichen Fahrgäste zum Kreuzverhör antreten lassen. In diesem Part müsst ihr dem Gesprächsverlauf folgen und schließlich auf entsprechender Aufforderung jenen Fund aus eurem Inventar präsentieren, der gerade zum aktuellen Argument passt. Für eine Fehlauswahl kassiert ihr jedoch keine Strafe, und da die Anzahl der jeweiligen Beweise pro Wagon relativ klein ausfällt, ist es auch meist kein Problem, das richtige Kleinod aus dem Ärmel zu schütteln.

So weit so gut, doch haben diese Befragungen zusätzlich noch eine weitere Gameplay-Mechanik zu bieten, die für Sonic-Fans weitaus vertrauter ausfallen sollte! An gewissen Stellen im Verhör werdet ihr nämlich angehalten, über euer folgendes Argument nachzudenken – und das kriegt Barry lustigerweise offenbar nur in Form eines sogenannten „DreamGear“-Videospieles hin, in welchem unser Beuteltier sich in die Rolle von Sonic selbst hineinversetzt.

Das Grundprinzip dieser Level erinnert dabei stark an eine Special Stage aus einem der Sonic 2D-Plattformer. Der blaue Igel läuft automatisch nach vorne und könnt ihr lediglich euren Pfad auf mehreren Gleisen bestimmen und springen. Auf eurem automatisierten Weg müsst ihr dann so viele Ringe wie möglich erwischen und zusätzlich auftauchenden Hindernissen oder Abgründen ausweichen. Habt ihr bis zur Ziellinie genug Ringe geschnappt und behalten, kann Barry das Argument formen und die Befragung geht direkt weiter – bleibt ihr jedoch unter der verlangten Anzahl oder stürzt ihr in einen Abgrund, müsst ihr die jeweilige Stage direkt nochmals von vorne starten.

Pro Wagon sind drei dieser Denk-Stages vertreten, die im weiteren Spielverlauf mit stetig neuen Hindernissen und höheren Ring-Anforderungen sogar etwas knifflig ausfallen können. Zwar nichts, das die Reaktionen von alteingesessenen Sonic-Fans überfordern sollte – aber es ist mir selbst nicht nur einmal passiert, dass ich besonders in der zweiten Hälfte des Spieles einen weiteren Versuch in Anspruch nehmen musste. Kaum einer dieser Einsätze dauert allerdings länger als eine Minute, weshalb auch ein Neuversuch keine zu großen Konsequenzen nach sich zieht.

Für zusätzliche Benutzerfreundlichkeit ist sogar in den Optionen gesorgt, die netterweise ein paar Möglichkeiten bieten, diesen Gameplay-Part für jene Spieler zu erleichtern oder sogar gänzlich zu entschärfen, die damit Probleme haben oder einfach nur die Story erleben wollen. Ihr könnt die Geschwindigkeit oder die benötigte Ring-Anzahl anpassen, Abgründe ausschalten und euren Renn-Igel sogar unbesiegbar machen. Immer wieder ein sehr willkommenes Feature!

Zusammengefasst machen diese kurzweiligen Stages trotz, oder gerade aufgrund ihrer simplen und unkomplizierten Natur relativ Spaß, sie lockern das Visual Novel-Abenteuer mit ein wenig Sonic-typischen Elementen auf und bieten besonders im weiteren Verlauf auch ein gutes Maß an Herausforderung. Ein gewisses Gefühl der trägen Wiederholung kommt durch die relativ hohe Anzahl dieser Einsätze jedoch hin und wieder durchaus auf – gerade wenn man einen der Verdächtigen gerade mit einem präsentierten Beweis am Haken hat, wird man durch das plötzliche Aufploppen dieser Ringsammel-Einsätze stellenweise durchaus ein bisschen aus dem Spielfluss gerissen.

The Murder of Sonic the Hedgehog ist letztendlich ein relativ kurzer Titel: Je nach Lesegeschwindigkeit, dem Fund optionaler Dialoge und dem eigenen Können hinsichtlich der DreamGear-Level hat man den mysteriösen Mordfall nach guten 2-4 Stunden bereits erfolgreich aufgeklärt. Der Verlauf durch das Spiel ist zusätzlich sehr gradlinig, nach dem Abschluss eines Wagons wird man direkt zum Nächsten gelotst – eine wirkliche Bewegungsfreiheit durch den Zug ist also leider nicht gegeben.

Die relativ kurze Dauer des Spieles ist im Visual Novel-Genre zwar etwas ungewohnt, aber in diesem speziellen Fall natürlich voll verständlich: Schließlich handelt es sich bei The Murder of Sonic the Hedgehog um ein Nebenprojekt des Sonic Social Media-Teams das sich gerade mal ein Jahr in Entwicklung befand, und wurde der Titel zudem vollkommen gratis auf Steam für uns zur Verfügung gestellt.

Aus dieser Perspektive erhalten wir also ein mehrstündiges, spaßiges Abenteuer für vollkommen umsonst – darüber kann man sich wirklich nicht beschweren, finde ich. Die kurzweilige Natur des Spieles kann zusätzlich auch einen Vorteil darstellen, man muss nämlich nicht viele Stunden aus der oftmals begrenzten Freizeit für den eigenen Durchgang investieren – und auch jene, die sonst nicht viel im Visual Novel-Genre unterwegs sind, haben nicht viel dabei verloren, mal einen genaueren Blick zu wagen.

Grafische Präsentation & Soundtrack – Spiel mir das Lied vom Tod

Vieles am allgemeinen Look dieses Visual Novel-Spielchens erinnert sehr stark an ein Comic-Heftchen. Wir erhalten in den einzelnen Schauplätzen des Spieles 2D-Artworks der einzelnen Hauptfiguren, die auf relativ simpel gezeichneten Hintergründen platziert wurden. Klingt im ersten Moment relativ wenig aufregend – doch tatsächlich funktioniert dieser Stil im Kontext des Spieles wirklich extrem gut. Geschuldet ist dies hauptsächlich durch die extrem aussagekräftig gezeichneten Akteure dieser Party, wundervoll zu Papier gebracht von Min Ho Kim, der sein Zeichentalent u.a. bereits in den IDW-Comics der Reihe unter Beweis gestellt hat.

Alle der Teilnehmer der Murder Mystery-Party wurden für den besonderen Anlass in zu ihrer Rolle passenden Outfits gesteckt und ebenso wurden zu jedem einzelnen der Fahrgäste eine ganze Reihe an unterschiedlichen Reaktionen gezeichnet, um ihre Emotionen passend zur jeweiligen Situation darzustellen – so wirkt ein Verdächtiger z.B. passenderweise nervös, wenn die Befragung nicht wirklich zu seinen Gunsten läuft.

Gerade in einem Visual Novel ist es für mich sehr wichtig, in Hinsicht der Figuren für eine gewisse Abwechslung zu sorgen, sodass man nicht stetig den selben statischen Bildschirm mit den selben statischen Charakter-Artworks betrachten muss, während man sich durch die verschiedenen langen Dialoge klickt. The Murder of Sonic the Hedgehog leistet in dieser Hinsicht eine wirklich tolle Arbeit.

Klar, die gezeichneten Emotionen sind begrenzt und wiederholen sich gewisse Reaktionen im Laufe des Abenteuers, doch nimmt das nicht viel von der angemessenen Dynamik weg, die uns hier geboten wird – gerade in Kombination mit den weiteren hübschen Cutscene-Zeichnungen, die zwischendurch immer wieder in Comic Panel-Form auftauchen und einen näheren Einblick in die aktuellen Geschehnisse geben.

Die Ringsammel-Stages düsen derweil mit einem recht klassischem Pixel-Stil um die Ecke, der mich entfernt an die GBA-Titel der Franchise erinnert hat. Ein charmanter Retro-Look, der in mir durchaus das Verlangen weckt, nochmals einen vollwertigen Titel dieser Reihe mit solchem Spritework zu erleben – oder zumindest endlich eine Sonic Advance-Kollektion zu kriegen!

Aus technischer Sicht könnte dieses Visual Novel-Abenteuer grundsätzlich auch auf einem Toaster laufen – die Voraussetzungen für einen flüssigen Betrieb des Spieles sind erwartungsgemäß nicht sonderlich hoch und wird mit einer Größe des Titels von 500 MB kaum eine Speicherkapazität an ihre Grenzen gebracht. Auch etwas in die Jahre gekommene PCs oder Laptops sollten grundsätzlich absolut kein Problem mit dem Betrieb des Spieles haben – gleiches gilt natürlich auch für das Steam Deck, für welches das Spiel zwar nicht direkt verifiziert wurde, aber es dort ebenso ohne gröbere Probleme laufen sollte.

Eine einzige, seltsame technische Besonderheit ist mir jedoch sogar auf meinem Gaming-PC aufgefallen: Gewisse Animationen einzelner Charaktere oder Soundeffekte benötigen hin und wieder eine sehr lange Ladedauer und „friert“ das Geschehen an diesem Punkt quasi für ein paar Sekunden lang ein – stellenweise befürchtete ich, mein Spiel wäre einfach abgestürzt, was im Hinblick auf meine Speicherfaulheit ziemlich übel ausgefallen wäre.

Dieses Problem betrifft definitiv nicht alle Spieler – aus Livestreams und von Freunden weiß ich, dass diese Animationen durchaus auch ohne die erwähnten Verzögerungen abgespielt werden können. Aber es scheint dennoch ein Problem zu sein, das ein paar Systeme betrifft – was jedoch der Auslöser dafür sein mag, kann ich leider nicht feststellen…

Bezüglich der Musikuntermalung dieses Rätsel-Abenteuers fällt diese natürlich deutlich ruhiger und gemächlicher aus, als wir es von diversen weiteren flotteren Spielen dieser Reihe kennen. Eine gewisse Umgewöhnung ist also erneut vorhanden, doch die vorhandenen Lieder sind hübsch komponiert und klingen alle recht eingängig, haben teilweise Ohrwurm-Potential und sorgen im Kontext dieses gemütlicheren Visual Novel-Abenteuers zusätlich für eine sehr passende Atmosphäre.

Positiv hervorzuheben ist speziell die hohe Anzahl der vorhandenen Songs: In diese relativ kurze Spieldauer wurden dennoch über 25 Kompositionen gesteckt. Jeder einzelne Wagon kommt z.B. mit einem eigenen Hintergrund-Theme, und jedes der Befragungs-Lieder passt sich thematisch zum jeweiligen Setting an. Die Ringsammel-Stages erhalten derweil zwar durchgehend nur einen gleichbleibenden Song – doch das ändert sich gegen Ende des Spieles, und bekommen wir auf diese Art auch ein paar Sonic-typischere Klänge spendiert.

Bei allen Liedern handelt es sich übrigens natürlich um eigens für dieses Spiel komponierte Stücke und sind größtenteils vollkommen eigenständig – lediglich eine Remix-Version eines bekannten Songs konnte ich im Verlauf des Abenteuers identifizieren, die mir auch sofort ein nostalgisches Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat.

Auch musikalisch wurde hier also eine wirklich tolle Arbeit vom Entwicklerteam geleistet. Sogar dieses vergleichsweise „simplere“ Visual Novel-Abenteuer darf sich meiner Meinung nach problemlos in die überquellende Ruhmeshalle der hervorragenden Sonic-Soundtracks einreihen – ein weiterer eindrucksvoller Beweis dafür, dass dieser blaue Videospiel-Igel in Sachen Musikuntermalung einfach so gut wie immer ins Schwarze trifft.

Wer von diesem textbasierten Titel allerdings eine Sprachausgabe bzw. zumindest gesprochene Narration erwartet hat, muss leider enttäuscht werden: Die einzelnen Charaktere verlieren selbst in wichtigen Szenen kein einzelnes gesprochenes Wort und muss man sich die jeweiligen Stimmen also schlicht dazudenken. Natürlich verständlich, eine vollständige Synchronisierung hätte den Rahmen und das Budget dieses textlastigen Projektes wohl gesprengt – aber dennoch ist es etwas schade, dass man die einzelnen bekannten Synchronsprecher diesmal nicht im Kontext dieser amüsanten Spurensuche erleben kann.

Ebenfalls bedauerlich ist die Tatsache, dass nach aktuellem Stand leider keine offizielle Übersetzung des englischen Texts in eine andere Sprache existiert. Wer mit der englischen Sprache nicht allzu stark vertraut ist und deshalb gerne eine deutsche Version bevorzugt hätte, geht aktuell leider noch leer aus. Vielleicht ergibt sich in naher oder ferner Zukunft mit etwas Glück noch eine Übersetzung des Titels in weitere Sprachen, entweder von offizieller Seite, oder alternativ per Mod-Support.

Fazit

The Murder of Sonic the Hedgehog ist letztendlichso viel mehr als einfach nur ein simpler Aprilscherz, oder ein beiläufiges Spaß-Projekt – was uns hier vom ambitionierten Sonic Social Media-Team geliefert wurde, ist eine der besten Überraschungen die ich bisher in meinen zahlreichen Jahren als Sonic-Fan erleben durfte!

Wir bekommen mit dieser Veröffentlichung letztendlich ein sehr kompetent aufgebautes und geschriebenes Visual Novel, gefüllt mit einer unterhaltsamen sowie stellenweise mitreißenden und emotionalen Story, charmanten Charakteren, einem sehr ansehnlichen Zeichenstil und einer atmosphärischen Musikuntermalung, verpackt in einem Gameplay-Kostüm das zwar hinsichtlich der Möglichkeiten und Mechaniken etwas hinter diversen weiteren Genre-Vertretern bzw. hinsichtlich der DreamGear-Stages hinter weiteren Sonic-Titeln zurückbleibt, aber für die Dauer des Spieles von 2-4 Stunden dennoch durchgehend funktioniert und unterhält.

Und all das für den beeindruckenden Preis von umsonst? Es fällt mir im Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei diesem Spiel im Grunde um ein Geschenk an uns handelt, sehr schwer, in die Rolle eines Kritikers zu schlüpfen. Klar, gewisse Mankos wie die mit anhaltender Dauer etwas repetitiven Befragungs- und Ringsammel-Einsätze oder die seltsamen Animations-Hänger können auffallen, und das Fehlen einer Sprachausgabe und einer deutschen Übersetzung sind bedauerlich – aber wie bereits angemerkt, im Kontext dieses Projektes fallen diese negativen Aspekte stellenweise verständlich aus und können am Spielspaß meiner Meinung nach nicht sonderlich kratzen.

Von meiner Seite geht also eine sehr große Empfehlung für The Murder of Sonic the Hedgehog an alle Fans des blauen Superschall-Igels und seine kunterbunte Freundesgruppe raus! Besonders wenn ihr mit den unterhaltsamen Persönlichkeiten der vertretenen Charaktere etwas anfangen könnt, wird euch im Verlauf dieses kurzweiligen Abenteuers einiges an Unterhaltungspotential geboten. Prädikat: Mordsmäßig gut!

Ich für meinen Teil hoffe sehr stark, dass der Erfolg dieses „kleinen“ Neben-Projektes von SEGA bemerkt wurde und vielleicht sogar zu einem weiteren Spin-Off im Visual Novel-Stil führen könnte – ich persönlich hätte beim nächsten Abenteuer dieser Art kein Problem damit, für eine längere Dauer und weitere Features wie z.B. Voiceacting auch ein bisschen Geld auf den Tisch zu legen.

DEV

Geschrieben von: DEV

Sonic-Fan mit Passion, mag besonders ein gewisses verrücktes Genie mit beeindruckendem Schnurrbart und Hang zur Welteroberung. Fan des Igels seit 2007, ganz egal ob Classic, Adventure, Modern oder Boom. Doch auch abseits der Spiele besteht ein großes Interesse besonders an den Comics, den TV-Serien und den unzähligen tollen Werken der kreativen Fanbase.

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