Das heiß erwartete neue Spiel direkt von Sonic Team ist verfügbar – zumindest als Testversion für Kanada und Japan. Wir konnten allerdings jetzt schon einen Blick darauf werfen – wie schlägt sich Sonic im Endlos-Runner der Waagerechten?
Testgerät: Asus Nexus 7 (2012) mit Android 5.0.2
Simpel, aber gut!
Die Formel von „Sonic Runners“ ist denkbar einfach. Sonic rennt von allein und er kann durch ein Tippen auf den Bildschirm springen. Bekannt ist dieses Spielprinzip bereits aus „Rayman Jungle Run“ und „Rayman Fiesta Run“, die im Hause Ubisoft entstanden sind. So simpel die Formel auch ist: Sie funktioniert gut. Das Spiel macht Spaß und schafft durch verschiedene Aufgaben und Erfolge auch Langzeitmotivation.
Wer aber nun denkt, das Spiel bestünde nur aus belanglosem Springen, ist bei Sonic Runners an der falschen Adresse. Je weiter man im Level voranschreitet, umso anspruchsvoller wird es auch.Die Geschwindigkeit nimmt immer weiter zu, es gibt mehr Abgründe und Dr. Eggman versucht einem außerdem, das Leben schwer zu machen (abseits der üblichen Bosskämpfe am Ende diverser Kapitel). Die drei Charaktertypen (Speed, Fly, Power) haben dabei zusätzlich auch noch unterschiedliche Schwierigkeiten. Der Speed-Typ kann in der Luft insgesamt 3x springen, Fly dafür einmalig etwas höher fliegen. Der Typ Power möchte nicht hoch hinaus, kann allerdings einen mächtigen Stoß in der Horizontalen vollführen, der noch stärkere Gegner erledigen kann.
Weiterhin sind in jedem Level Rampen platziert – drückt man auf den Bildschirm, sobald der Charakter sie erreicht, wird ein großer Sprung durchgeführt. In alter Rush-Manier kann der Charakter nun Tricks ausführen, indem der Touchscreen mehrmals angetippt wird. Neben Ringen lassen sich für einen ordentlichen Punkteboost außerdem noch kleine Edelsteine einsammeln, die es in drei verschiedenen Farben und zwei Größen gibt. Die größere Ausführung gibt es dabei meist im späteren Verlauf eines Levels häufiger und sie geben viel mehr Punkte.
Rette die Tiere!
Als roter Faden dient eine kleine Story. In den Hauptrollen stehen dabei Sonic, Tails und Knuckles auf Seite der Helden, sowie Dr. Eggman, Orbot und Cubot auf Seite der Antagonisten – nach Voranschreiten in der Story kommen allerdings noch weitere dazu. Nebenrollen nehmen die zahlreichen Tiere ein, die Sonic auf seiner Reise unterstützen und unterstützt werden wollen, genauso aber die aus Sonic Heroes bekannten EggPawns. Große Sprünge darf man sich von der Story nicht erhoffen: Sie besteht praktisch in jedem Kapitel aus dem gleichen, sich wiederholendem Schema: Dr. Eggman hat die Tiere entführt und Sonic will sie retten. Kleine Ausschweifungen und Anspielungen zur Hauptreihe gibt es dabei durchaus, so wird beispielsweise beiläufig erklärt, woher die Wisps in Sonic Lost World kamen, dennoch sollte in Sonic Runners auf die Story kein großer Wert gelegt und Erwartungen zurückgeschraubt werden, für einen mobilen Titel ist es allerdings toll, dass überhaupt ein roter Faden ins Spiel schafft. (Wir erinnern uns: Das letzte Mal gab es etwas in der Richtung in Sonic Jump, Sonic Runners macht gegenüber dem Hüpfer in Sachen Geschichte dann tatsächlich eine bessere Figur.)
Im Laufe des Spiels werden auf unterschiedlichen wegen noch sogenannte „Companions“ freigeschaltet – kleine Helfer, die einem verschiedene Boni verschaffen. Maximal zwei Stück kann der Spieler mit in ein Level nehmen, hauptsächlich sind es Baby-Wisps und Chaos. Weiterhin kann ein Sub-Charakter festgelegt werden, welcher dem Spieler das Level über unsichtbar folgt und später auch einspringen kann.
Vor dem Start können zusätzliche Boni gewählt werden. Auf der einen Seite gibt es hier Itemboxen, wie etwa einen Wisp oder Unverwundbarkeit, diese Items können entweder mit Ringen gekauft oder aber nach dem Abschluss bestimmter Level erhalten werden. Weiterhin gibt es noch Booster Items, die dabei helfen, den Punktestand ein wenig in die Höhe zu treiben. Ein Item erlaubt sogar, sollte man mit einem Charakter im Abgrund landen, mit dem Sub-Charakter weiterzuspielen.
Free to Play in gut
Ein großer Vorteil des Spiels ist die kostenlose Verfügbarkeit (Free to play). Im Gegensatz zu Sonic Jump Fever und Sonic Dash macht Sonic Runners hier aber (fast) alles richtig. Es gibt nahezu keine Ingame-Werbung, um genau zu sein beschränkt sich diese in unserem Testlauf (ca. 8h Spielzeit) auf 3 kurze Einblendungen, die auf spezielle Rabattaktionen des Ingame-Shops hinweisen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in der finalen Version zusätzliche Werbung hinzugefügt wird, derzeit ist es aber wirklich außerordentlich angenehm, wenn man den Blick einmal zu Sonic Jump Fever schweifen lässt, wo nach jedem Levelabschluss ein Werbevideo angesehen werden muss.
Natürlich hat auch Sonic Runners einen Shop, in dem gegen Geld rote Sternenringe erworben werden können. Dazu wird man aber im Spiel fast nicht genötigt, da man diese sehr oft bekommt (am Abschluss von jedem Kapitel erhält man zum Beispiel 10 Stück). Mit den roten Sternenringen ist es möglich, Ringe und Tokens freizuschalten und einen weiteren Dreh beim Premium-Roulette zu bekommen.
Einen bitteren Beigeschmack hat das Spiel für Fans dennoch: Ist man offline, kann Sonic Runners nicht weitergespielt werden. Das eigene Gerät muss also mit einem WLAN oder mit dem Mobilfunknetz verbunden sein. Problematisch wird es dann, wenn die Spielserver überlastet oder heruntergefahren sind: In diesem Fall müssen Fans auf Sonic Runners verzichten.
Im Ranglisten-Fieber
Wie für einen Endlos-Runner üblich beinhaltet natürlich auch Sonic Runners Ranglisten. Diese sind dabei in einzelne Ligen unterteilt, natürlich gibt es aber auch eine Gesamtrangliste. Besitzt und verlinkt der Spieler einen Facebook-Account, können sogar Freunde herausgefordert werden.
Im System der Ligen gibt es bei jedem Reset der Ranglisten (idR alle 7 Tage) die Möglichkeit zum Aufstieg, je nach Platzierung bekommen Spieler sogar einen Preis (z.B. rote Stenenringe).
Mit Ringen können die Charaktere aufgelevelt werden. Dies hat verschiedene Effekte, von denen pro Level einer erhöht wird, beispielsweise die Dauer der Unverwundbarkeit oder den Ringbonus. Ringarmut ist so schnell nicht in Sicht, da nach nahezu jedem Level mindestens 1000 Ringe erhalten werden können. Ein höheres Level ist erstrebenswert, denn mehr / bessere Fähigkeiten bedeuten mehr Punkte und einen Aufstieg in der Rangliste.
Von den Tokens hat der Spieler maximal 5 Stück, sie entsprechen der Lebensanzahl. Fällt Sonic in den Abgrund oder wird ohne Ringe getroffen, wird ein Token abgezogen. Nach 15 Minuten erhält man ein Neues, was hier aber nach Geldmacherei klingt, ist es ganz und gar nicht: Schließt man nämlich ein Kapitel ab, wird die Anzahl der Tokens wieder komplett aufgefüllt. Es dauert im Spiel sehr lange, bis zum ersten Mal gewartet werden muss, um weiterspielen zu können – da in der Regel aber ohnehin genügend rote Sternenringe auf dem Konto sind, können auch Tokens nachgekauft werden, falls nur noch eine bestimmte Punktzahl zum Abschluss des Kapitels fehlt. Das Level ist zudem nicht vorbei, sobald Sonic ein Leben verliert – durch den Einsatz von 5 roten Sternenringen kann das Level einmalig fortgesetzt werden. Ein zweites Mal funktioniert dies aber nicht.
Grafische Präsentation und Levelaufbau
Grafisch sieht das Spiel für einen mobilen Titel wirklich großartig aus. Die Umgebungen orientieren sich dabei stark an den Levels von Lost World (beispielsweise spielt man in Windy Hill und Sky Road, aber auch in anderen Lost World-Umgebungen), wirken aber durch den eigenen Look des Spiels etwas comichafter, was durchaus positiv ins Auge fällt. Den Comic-Eindruck verstärken tun auch die Charaktere selbst, die allesamt mit einer schwarzen Umrandung daherkommen. Zusammen mit den tollen Animationen entsteht ein schönes Gesamtbild.
Beim Levelaufbau sticht leider schnell ins Auge, dass die einzelnen Level aus keiner großen Vielfalt an Bausteinen zusammengebastelt werden. Bestimmte Levelformen treten daher wieder und wieder auf, sodass das Leveldesign inSonic Runners nach einiger Spielzeit recht eintönig wirkt. Außerdem sind einige Punkte in den Levels etwas unfair gestaltet: Wird die obere Route gewählt und der Spieler getroffen, verliert man manchmal alle Ringe und fällt, ohne die Möglichkeit zu springen oder etwas anderes dagegen zu tun, schnurstracks in den Abgrund.
Musikalische Untermalung und Technik
Ähnlich wie bei der Story müssen auch musikalisch einige Abstriche gemacht werden. Zwar klingen die vorhandenen Songs nicht schlecht und gehen teilweise wirklich ins Ohr (beispielsweise das Boss-Theme), die Musikauswahl fällt unterm Strich allerdings ziemlich klein aus. In den Cutscenes gibt es kurze Soundfiles, in denen die Charaktere kurze Laute von sich geben, richtiges Voice-Acting vermisst man allerdings. Anspielungen auf frühere Titel sind aber auch hier vorhanden, so ähnelt ein Ausruf von Dr. Eggman verdächtig stark einem Ausruf aus Sonic Rush und einige Musikstücke in den Szenen stammen aus anderen Spielen, beispielsweise das Eggman-Theme aus Sonic The Hedgehog (2006).
Aus technischer Sicht ist das Spiel ebenfalls wirklich gut. Grobe Bugs fielen bisher nicht auf, auch läuft das Spiel am Testgerät (nach kleineren Einstiegsschwierigkeiten) fast immer butterweich. Minimale Fehler an manchen Stellen sind zwar zu merken (einmal war beispielsweise der Looping optisch ein wenig von der eigentlichen Hitbox entfernt), aber große Fehler blieben aus.
Fazit
Lohnt sich Sonic Runners? Himmel, ja! Sonic Team serviert uns hier den besten Smartphone-exklusiven Titel der Reihe (abgesehen von den Remastered-Teilen) und schafft dank der 69 Erfolge und einem roten Faden in Form einer kleinen Geschichte ordentlich Langzeitmotivation. Gemessen an einem Spiel für Smartphones macht Sonic Runners ein wirklich gute Figur. Schwächen gibt es in der Musikauswahl und der Geschichte selbst, auch wirken die Level nach längerer Spielzeit ein wenig eintönig. Der Onlinezwang ist auch schade, denn so kann das Spiel nicht in jeder Region zu jeder Zeit genossen werden. Das sind aber auch so ziemlich die einzigen Kritikpunkte, die Sonic Runners zu bieten hat. Sehr zu gefallen weiß, dass es trotz des Free to Play-Modells nahezu keine Ingame-Werbung gibt und das Spiel die Spieler eigentlich nicht in Versuchung führt, die teuren roten Sternenringe zu kaufen. Grafisch wirkt Sonic Runner ziemlich gut und „schön bunt“, zusammen mit schön animierten Charaktermodellen und einem flüssigen Spielerlebnis ist es ein wahrer Augenschmaus auf mobilen Geräten. Die vielen Anspielungen auf die Hauptreihe runden das Spielerlebnis wunderbar ab und sorgen dafür dass man weiß, dass hier langjährige Entwickler der Reihe am Werk waren. Von uns gibt es daher eine klare Empfehlung!
Mit einem Konsolenspiel kann der Titel dennoch nicht mithalten. Hoffentlich wird die Reihe es sich nicht auf Smartphones bequem machen.
2 Kommentare Der Diskussion beitreten-
Yasin
vor 9 Jahre |
Ich hörte mal das die Version fürs Windows Phone bestätigt wurde. Wisst ihr da genaueres?
-
Ruki
vor 9 Jahre |
Selbst der gestern veröffentlichte Trailer spricht derzeit leider nur von iOS- und Android-Geräten.