Serien-Sonntag! Tumult im Dorf: Nicht nur wird festgestellt, dass Sticks einen grauenhaften Vorfahren hatte, was ihren Ruf massiv trübt, nein, es entbrennt auch ein Wahlkampf zwischen Amy und Eggman um den neuen Namen für die Ortschaft. Welche Zukunft steht dem Dorf und seinen Bewohnern bevor?
Inhalt
Nachdem mit dem riesigen Wollknäuel auch die einzige Touristenattraktion des Dorfes aufgewickelt wurde, überlegen die Bewohner, wie sie nun neue Touristen herlocken sollen. Amy schlägt vor, erst einmal den Namen des Dorfes in die Welt zu tragen – nur, um festzustellen, dass keiner den Namen kennt. Eine kurze Recherche enthüllt, dass die Ortschaft einmal Badgerville hieß und nach Jebediah Badger benannt war, der dann allerdings wegen seinen gierigen, kapitalistischen Verhalten verbannt wurde und das Dorf seither namenlos blieb. Sticks ist nach diesen Nachrichten entsetzt – Jebediah Badger war ihr Vorfahr! Doch zum angewidert sein ist keine Zeit: Eggman schneit herein und schlägt als Namen Eggman City vor. Kurzerhand entbrennt ein Wahlkampf zwischen ihm und Amys „Pleasant Valley“. Der läuft für die Igeldame alles andere als rosig: Nicht nur hat Eggman gratis T-Shirts, sie wird auch noch fleißig von Sticks unterstützt, die nun nach ihrer Verwandtschaftsenthüllung nurnoch wie Dreck behandelt wird. Somit fällt das Ergebnis mehr als eindeutig für den Superschurken aus, der nun sein Ass aus dem Ärmel zieht: Durch die Wahl gehört ihm nun das Dorf! Sofort will er es für einen Themenpark plätten, doch Amy lässt sich das nicht bieten und sucht in der Bücherei nach einer legalen Lösung. Und tatsächlich: Es stellt sich heraus, dass Sticks als Nachfahrin von Jebediah noch alle Rechte an das Land hat. Mit dieser Information konfrontieren sie Eggman – den das natürlich herzlich wenig interessiert und die Waffen zückt. Doch auch hier sind die Freunde natürlich gewappnet und verdrängen ihren Erzfeind in Windeseile. Nun kann Sticks ihre Ortschaft an die Dorfbewohner zurückgeben, aber nicht bevor sie ihr einen neuen Namen gegeben hat: Hedgehog Village – nach ihrer geliebten Freundin Amy.
„Unnamed Episode“ hat eine große Stärke: Sticks, Amy und ihre Freundschaft zueinander. Besonders Sticks hat durch die Strapazen, die sie in der Episode durchwandern muss, einen extrem starken Auftritt. Sie wird über die Folge hinweg mehr und mehr von einer Rassismuswelle ergriffen und leidet extrem darunter. Man muss einfach mit ihr mitfühlen, als sie mehr und mehr ihren Mut verliert und von dem permanenten Hass ausgemürbt wird – die Episode stellt die Dramaturgie der Situation wirklich sehr gut da. Der Moment, an der sie Flyer verteilt, ist ein gutes Beispiel: Freudig hält sie das Papier an einen Mitbürger hinaus, der sie kurzerhand anknurrt. Sie zieht ihre Hand zurück und schaut zerstört zu Boden, um dann wenig später die Broschüre und ihre Hand ganz hinter dem Stapel zu verstecken, nichtmehr gewillt, es noch einmal zu versuchen. Ein kraftvoller, herzzereißender Moment, wunderbar gehandhabt. Amy zeigt sich als Unterstützerin für ihre Freundin (auch, wenn dieser Teil etwas mehr betont werden hätte können) und Dorfintelligente dieses Mal ebenso in einem guten Licht. Ersteres beschert der Folge dann einen unglaublich niedlichen Moment zwischen den beiden Freundinnen, an den nur wenige andere Momente aus der Serie herankommen. Oft haben wir gehört, wie gut die beiden doch verstehen – nun wird ihre Freundschaft erstmals wirklich ins Rampenlicht gerückt. Der exzellente Cast der Serie erweitert, wie so häufig, auch wieder das Erlebnis: Sticks klingt wirklich gebrochen, als sie ihren Entschluss fasst, das Dorf zu verlassen, und andere Sätze, wie ihr „I can’t take this anymore“, klingen regelrecht markerschütternd verzweifelt – Nika Futterman leistet an Stellen wie diesen einfach nur grandiose Arbeit und liefert in dieser Episode konsistent ihre wohl beste Performance als Dachsdame ab. Cindy Robinson hat zumindest am Ende eine wunderbare Zeile – oder eher Wort: Ihr „Aw“ klingt wirklich wie aus tiefstem Herzen und hebt den eh putzigen Moment auf neue Niedlichkeitshöhen.
Bei so viel Dramafokus bleibt scheinbar nicht viel Zeit für Humor. Eine wirkliche Fülle an Gags muss man hier vergeblich suchen. Knuckles darf wieder blödeln, Sticks darf wieder wilde Theorien schreien – das Übliche eben. Dazu kommt noch eine Montagesequenz, bei der auch versucht wird, ein wenig Witz einzubringen, was aber nur mäßig gelingt, da diese Art Humor von Boom selbst bereits öfter und um einiges besser umgesetzt wurde. Was noch übrig bleibt, sind die unfreiwilligen Parallelen zwischen Amys und Eggmans Wahlkampf und dessen Herrschaft und einer gewissen Wahl, die teilweise so bizarr akkurat sind, dass man einfach lachen muss.
Auch wieder hervorzuheben ist die Kontinuität, die dieses Mal besonders ins Detail geht: Zum einen wird das Aufwickeln des Wollknäuel als Einbruch des Tourismus genannt. Hier hätten sie sich einfach einen neuen Grund ausdenken oder garkeinen nennen können. Stattdessen haben sich aber die Mühe gemacht, aus einer Szene in „Aim low“, die damals nur als schön bizarrer Gag diente, einen tatsächlichen Plotkatalysator zu spinnen. Das gilt auch für Eggmans erste Amtsanweisung, die dafür sorgt, dass sein Müll pünktlich abgeholt wird: Das war seine große Beschwerde, für die er in „Mayor Knuckles“ ins Rathaus marschierte. Dieser Grad an Detailverliebtheit an einer Stelle, an die sie keiner verlangt oder erwartet hätte, ist bemerkenswert und verdient einer Erwähnung. Neben den kleinen Details gibt es aber auch noch ein paar große Brocken: Das Dorf bekommt eine kleine Hintergrundgeschichte spendiert, die sich mit der Vergangenheit des Ortes auseinandersetzt und ihm schlussendlich sogar einen neuen Namen verleiht. Die sind bekanntlich nur Schall und Rauch, dennoch ein netter Schritt.
Fazit
„Unnamed Episode“ ist eine tolle Folge. Ein guter Plot mit Dramaturgie, gute Amy/Sticks Momente und nette Kontinuitätsdetails für Fans ergeben zusammen ein ziemlich gutes Paket. Fans der weiblichen Mitglieder von Team Sonic, insbesondere von Sticks, werden bestimmt Gefallen an der Folge finden, aber auch alle anderen sollten wegen der tollen Inszenierung und Schauspielleistung von/in Sticks‘ Storyline unbedingt einmal hineinschauen.
Nächste Folge: Eggman stellt Roboterarbeiter in den Mehburger – steckt da ein böser Plan dahinter..?