Es scheint ein normaler Tag im Boom Universum zu sein: Mal wieder kämpfen Sonic und Co. gegen ihren Erzfeind. Doch etwas ist anders: Dave kämpft an ihrer Seite, Eggman trägt grün und… Knuckles reitet auf Raketenschuhen auf das Schlachtfeld, drückt sich äloquent aus und Eggman bezeichnet IHN und nicht Sonic als seinen Erzfeind! Plötzlich schießt der Doc zwei Strahlen ab, die sich kreuzen und den seltsam schlauen Ameisenigel in eine andere Welt transportiert. Dort scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen – bis der Knuckles aus deren Welt dazukommt und die Verwirrung groß ist. Tails versteht jedoch schnell, was Sache ist: Der kluge Knux stammt aus einer gespiegelten Parallelwelt zu ihrer! Er schlägt vor, sich an die Arbeit zu machen und die Frequenz der Strahlen zu ermitteln, um den Besucher zurück nach Hause zu schicken, doch dieser will lieber zum Eggman dieser Dimension, da dieser die gleiche Strahlentechnologie haben sollte wie aus seiner.
Doch obwohl Sonic ihm rät, auf Tails zu vertrauen und geduldig zu sein, stürmt Smartknux stur zu dem feindlichen Eiermann und lässt den normalen Knuckles angeknackst zurück.Schon bald treten jedoch seltsame Komplikationen auf: Normuckles fühlt sich schwach, und beide Versionen fangen an seltsam zu flackern – mit fatalen Folgen: Das Flackern irritiert Smartles so sehr, dass er kurz innehält und Eggman so ein Fenster zum Angriff bietet, wodurch dieser ihn problemlos mit einem Netz schnappen kann. In der Zwischenzeit erklärt Tails, was Sache ist: Durch zwei gleiche Personen in einer Dimension entsteht eine Anomalie, die die Personen flimmern und (noch schlimmer) beide Dimensionen eventuell explodieren lässt! Schnell rasen Sonic und Co. zu Eggman, der nach der Schilderung des Problems schnell bereit ist, Smartles wieder frei- und Tails sogar die Laser zu überlassen. Dadurch kann der kluge Besucher endlich wieder heimgeschickt werden und sich alles wieder zum Normalen wenden.
Rezension
Wenn Figuren aus einer Serie auf die Versionen von sich selbst aus einer anderen Dimension treffen, kommt es oftmals zu echt witzigen Situationen, da im wahrsten Sinne völlig unterschiedliche Welten aufeinanderprallen. Reizt Boom dieses Konzept voll aus? Nein – leider sind wir in einer Dimension gelandet, in der das Konzept kaum genutzt wird.
Das ganze Konzept fällt auf mehreren Ebenen ziemlich flach.
Das lustigste an Episoden wie diesen sind die Interaktionen zueinander: Egal, ob die Charaktere sich jetzt aufs Haar gleichen und zusammen Unsinn anrichten, komplette Gegensätze sind und sich ständig in die Haare kriegen oder die anderen Charaktere sich wundern, was plötzlich mit ihrem Freund passiert ist und es zu lustigen Verwechslungen kommt – Interaktion miteinander ist der Schlüssel. „Two good to be true“ lässt da praktisch sofort nach, bevor sie richtig angefangen hat: Kaum ist Smartles (ja, ich werde ihn weiterhin so nennen) in der neuen Welt, machen die Freunde schnell eine handvoll Bemerkungen zu seinem Wortschatz… und das war’s praktisch schon. Mit seinem eigentlichen Gegenstück hat er kaum etwas zu tun – im Prinzip verhält es sich nicht anders wie mit jedem anderen Charakter auch: Smartles sagt etwas, Knuckles kommentiert etwas völlig idiotisches dazu. Andernfalls interagieren sie praktisch überhaupt nicht miteinander, die halbe Laufzeit hindurch sind die beiden nicht einmal zusammen.
Die andere Hälfte dagegen besteht einen großen Teil nur aus Sonic, Tails und Smartles, die einen Plan für seine Rückkehr bzw. des Explosionproblems austüfteln. Das ist zwar wichtig für den Plot, da die Besprechung aber praktisch nur aus einem reinem Planaustausch besteht, kommt Persönlichkeit und Charakterinteraktion sehr kurz. Zugegeben: Der Plot ist recht interessant und hat mit dem „Glitchen“ und dem Weltenzerstören, abseits von ein paar Momenten aber nicht ansprechend und clever genug umgesetzt und damit weit davon entfernt, für die recht dürftigen Charaktermomente und oft laschen Gags (dazu später mehr) wettzumachen.
Etwas seltsam ist auch die Umsetzung der Parallelwelt. Während sie nur kurz am Anfang und am Ende auftaucht, so fällt sie doch komisch auf: Tails redet von einer „Spiegelwelt“, aber das Ausmaß, wie sehr die Welt gespiegelt ist, variiert stark von Charakter zu Charakter: Bei Knuckles und Sonic sind ihre Kerneigenschaften (Dumm und geschickter Anführer) umgekehrt, während bei Dave nicht nur seine Eigenschaft, die Inkompetenz, sondern seine ganze Gesinnung (Böse zu Gut) umgedreht wurde. Eggman dagegen scheint bis auf die Farbänderung seiner Uniform komplett unverändert! Das alles hat im Endeffekt nicht viel Einfluss auf den Rest der Episode, aber man wird den Gedanken nicht los, dass bei der enttäuschenden Parallelcharakterinteraktion und der halbherzigen Umsetzung der Parallelwelt selbst das ganze Konzept eher eine flüchtige Idee mit liebloser Umsetzung als eine richtige „Wunschepisode“ war.
Was den Humor angeht, schneidet „Two good to be true“ auch nicht sonderlich gut ab. Da der Parallelweltenhumor wie gesagt nicht gut genutzt wird, bekommen wir lediglich den „normalen“ Boom-Humor, was ansich ja nicht übel wäre, allerdings taucht dieser in dieser Episode nur recht sporadisch auf. Es gibt ein paar witzige Momente: Positive Beispiele sind unter anderem Sticks, die in der Folge des öfteren einen humorvollen Spruch auf den Lippen hat, oder der Bieber, der dieses Mal sogar hinter der Tür lauert, um Sonic grammatikalisch zu korrigieren, und dann enttäuscht abzieht, als er keinen Fehler macht. Das war es aber auch beinahe schon: über große Teile wird der Plot mit seiner Exposition zu sehr gepusht und die Witze jedoch recht rar gesät oder zünden nicht richtig. Grausigstes Beispiel ist der Endgag, in dem Tails vergisst, den Stecker für die Maschine reinzustecken, und die Truppe dann fast 30 Sekunden nur rumsteht und sich peinlich gerührt anschaut – und peinlich gerührt schaut der Zuschauer bei so einem Gag auch zu. Die deutsche Version fügt noch ein paar übliche Boom-Peinlichkeiten hinzu: Ein versemmelter Wortwitz hier, eine seltsame Dialogzeile da… Nichts, was man nicht schon zu Genüge von DE-Boom kennt, aber wieder Kleinigkeiten, mit denen sich der deutsche Zuschauer herumärgern muss.
Auch zu den Charakteren gibt es nicht sonderlich viel zu sagen: Die Protagonisten kümmern sich, wie bereits angesprochen, nicht direkt um ihren fremden Besucher, sondern praktisch nur um das Problem, dass seine Anwesenheit auslöst: Die Weltenexplosion. Dadurch gibt es auch kaum Interaktionen zwischen den Persönlichkeiten und somit auch kaum TOLLE Charakterinteraktionen. Lediglich Eggman sticht in seinem kurzen Auftritt hervor: Die Kommunikation zwischen den beiden Fraktionen ist wieder unglaublich freundlich und die Freindschaft dadurch echt schön und witzig anzusehen, alles andere fällt dagegen recht mager aus und fühlt sich, wie erwähnt, nicht nach richtigen Interaktionen, sondern rein informellen Informationsaustausch an, bei dem die Charaktere einfach nie dazu kommen, ihren Charakter glänzen zu lassen.
Fazit
„Two good to be true“ ist recht enttäuschend. Das Konzept der verschiedenen Dimensionen bleibt bis auf die elementarsten Dinge komplett ungenutzt, wodurch es kaum zu witzigen Situationen oder guten Interaktionen kommt – übrig bleibt also eine Folge ohne herausstechende Merkmale, großen Witz oder Charakter, die zwar nicht katastrophal ist, aber kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken sollte.
Nächste Folge:
In der nächsten Episode finden Sonic und Tails ein ganzes Tal voller Cubots! Was da wohl passieren wird?
Geschrieben von: Thigolf
Thigolf hatte 2004 mit Advance 3 ersten Kontakt mit Sonicspielen und wurde 2007 mit dem Seeabenteuer Rush Adventure vollständig zum Fan. Seit Anfang 2014 ist er als Redakteur bei Spindash dabei und kümmerte sich primär um die Reviews der Boom-Serie. Seit erster Stunde liegt ihm ein gewisser zweigeschweifter Fuchs besonders am Herzen.
Das Inselleben könnte für Sonic und seine Freunde so friedlich ausfallen – wäre da nicht Dr. Eggman, der die Bewohner ihres Heimatdorfes laufend mit seinen Eroberungsplänen terrorisiert! In insgesamt 104 11-minütige Episoden über zwei Staffeln aufgeteilt und mit einem starken Fokus auf humorvolle Abenteuer, Alltagssituationen oder Interaktionen rund um die Hauptfiguren, ist Sonic Boom die aktuellste TV-Serie zur Sonic-Reihe. Erstmals hüpfen Igel und Co. übrigens in durchaus sehenswertem CGI über die Mattscheibe.