Serien-Sonntag! Eggman darf kein Bösewicht mehr sein und stellt deshalb Orbot ans Steuerrad – geht das alles nach Plan?
Inhalt
Diebstahl, Zerstörung, Regelmissachtung: Im Dorf wimmelt es nur von Verbrechen. Um durch die Beschädigungen nicht Bankrott zu gehen, beschließt das Bürgermeisteramt, dass jeder Verbrecher fortan eine Erlaubnis (mit Gebühr) braucht, um weiter ein Schurke bleiben zu dürfen. Dafür muss allerdings ein Test abgeschlossen werden. Für Superbösewicht Eggman ist das kein Problem! Mit absoluter Genauigkeit und Know-How kalkuliert er die gewünschte Antwort auf Frage Eins – so lange, dass ihm die Zeit ausgeht und er die restlichen Antwort auf gut Glück ankreuzen muss. Kurzerhand rasselt er durch die Prüfung, und darf auch erst wieder in drei Monaten einen neuen Versuch starten. So lange kann er nicht warten! Also wird ein Plan ausgetüftelt: Eggman zieht im Hintergrund die Fäden, während Orbot im Vordergrund die benötigte Lizenz holt und die Pläne seines Chefs ausführt. Also lädt sich der Kugelroboter die bösesten Bücher aus dem Netz direkt in seinen Datenspeicher und meistert die Prüfung mit voller Punktzahl. Zeit, um Verbrechen auszuüben! Doch das Ganze läuft garnicht nach Eggmans Geschmack: Anstatt brav auf seine Anweisungen zu hören, führt Orbot die Missionen auf seine eigene Art durch – und zwar um einiges erfolgreicher als sein Boss. Völlig von seinen Methoden überzeugt und herrischer als je zuvor schneidet er sich den Klotz vom Hals und fährt zusammen mit Cubot ins Dorf, um dort für Zerstörung zu sorgen. Doch da helfen auch wärmesuchende Raketen, Hirschkäfer-Roboter mit Schutzschilden und verstärktes Herumkommandieren seines Kubuskumpels nicht – Team Sonic hat die Lage unter Kontrolle und wehrt die Angriffe gekonnt ab. Wutentbrannt feuert Orbot eine ganze Ladung Raketen ab, von denen eine direkt ins Bürgermeisterbüro segelt und alle Bösewichtsformulare zerstört. Ohne die Formulare erklärt der Bürgermeister kurzum die ganze Reform für nichtig. Das hört Eggman, der gerade dazukommt, nur zu gerne: Er behauptet, er hätte Orbot absichtlich den Ruhm zu Kopf steigen lassen, damit es früher oder später zu so einer Situation kommen würde. Das macht dem jedoch nichts aus: Der plant schon den nächsten Einsatz. Doch da kommt ihm Cubot in die Quere: Mit einem Handgriff resettet er seinen Partner, um seinen Freund wiederzuerlangen, und alles ist wieder beim Alten.
Humor tritt dieses Mal etwas in den Hintergrund. Zwar werden hier und da noch ein paar Gags eingestreut, das Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf Plot. Der Anfang, an dem Eggman inn der Schule sitzt, bietet mit der ständig abbrechenden Bleistiftmine einen ziemlich nachvollziehbaren (JEDER kennt diese Stifte!) und ganz guten Gag, der von Mike Pollock’s panischem Aufschrei schön unterstrichen wird. Auch Orbots höhnender Kommentar, ob Team Sonic nicht ein Baby zu retten hat, was Sonic genervt verneint, nur um kurz darauf aus dem Off einen Hilferuf von Lady Walrus zu hören, ist ziemlich nett. Nennenswert ist auch der physische Running Gag, in dem Eggman wiederholt vom Blitz getroffen wird, was am Anfang vielleicht zum Schmunzeln bringen kann, nach dem dritten Mal aber auch keinen mehr hinter dem Sofa hervorlocken kann. Die wohl witzigste Stelle ist das Gespräch zwischen Orbot und Cubot über rhetorische Fragen, was einen echt lustigen Dialog hervorruft. Somit gibt es also trotz des großen Fokus auf Story und der Action, der den größten Teil der Mitte und des Endes ausmacht, trotzdem noch einige nette Stellen für Gagenthusiasten, auch, wenn keine davon vom Hocker reißen kann.
Apropos Story: Die Mitte der Episode wird von Pläneschmieden eingenommen. Diese Segmente sind einer der interessantesten Aspekte der Episode: Wie Orbot einen erfolgreichen Coup nach dem anderen hat, in dem er mit cleveren Einfällen und subtilen Maneuvern die Dorfbewohner hinter’s Licht führt, ist interessant anzusehen und eine gelungene und wohltuende Abwechslung zu der üblichen Hau-drauf Prozedur, die Eggman an den Tag legt. Wer von der Art Bösewichterei aber auch noch etwas sehen will, dem wird die Actionsequenz am Ende gefallen: Mit rockiger Musik untermalt wird mit schicken Moves Raketen ausgewichen und eine neue Art Badniks zertrümmert. Solang die Szene anhält, weiß sie eigentlich gut zu unterhalten, wird aber durch einige Aspekte zurückgehalten. Zum einen werden die neuen Hirschkäferbadniks, die mit einem Schutzschild ausgestattet sind, trotzdem binnen Sekunden ausgeschaltet, was die ansich echt coolen neuen Roboter praktisch sofort zum gleichen Schrottfutter wie Motobug und Beebot macht. Zum anderen endet die Action apprupt und ziemlich unzufriedenstellend damit, dass die Bösewichtsgenehmigungen zerstört werden – kein Besiegen von Orbots Panzer oder ein anderes imposantes Finale für den, wie gesagt, recht coolen Kampf, nein, das Zestören von Papier rettet den Tag. Leider etwas ernüchternd.
Auch was die Charaktere angeht, gibt es hier wieder den ein oder anderen netten Schnipsel. So wird zum Beispiel enthüllt, warum Eggman so vorgeht, wie er vorgeht: Er genießt die Zerstörung und aggressive Vorgehensweise einfach, fragt Orbot bei seiner ausgeklügelten und subtilen Einsätzen, wo denn der Spaß bleibe. Zudem wird seine Liebe zu den Fuzzy Puppy Buddies, die in Staffel Eins ihr Debut hatten, wieder aufgegriffen, als er Massen an Figürchen zerstören will, um den Wert seiner Sammlung in die Höhe zu treiben. Orbot und Cubot selbst haben auch eine kleine Plotline, die aber leider nicht ansatzweise ausgeschöpft wird. Kurz vor Ende geht Orbot mit seinem Kumpel sehr ruppig um, was diesem natürlich garnicht gefällt. Als Orbot dann am Ende besiegt dasteht und seinen Freund noch einmal anschnauzt, resettet Cubot den Kugelbösewicht, mit den Worten, dass er viel lieber seinen alten Kumpel wiederhaben möchte. Was ein wirklich süßer Moment und sogar ein putziger Nebenplot hätte sein können, wird damit unterbunden, dass dieser Storyfaden erst kurz vor Ende eingeführt und innerhalb von zwei Minuten mit einigen wenigen Worten abgehandelt wird. Trotzdem noch ganz nett, entfaltet aber nicht das Potential, Team Sonic tritt dieses Mal sehr kurz, aber der kurze „Sonic und Amy haben ein Picknick“-Moment, in dem Amy ihren Schwarm sehr zufrieden anschaut, dürfte ein paar Fans zufriedenstellen.
Fazit
„The Evil Dr. Orbot“ ist eine recht gute Episode, die aber etwas hinter ihrem Potential hinterherhinkt. Orbot macht einen guten Schurken mit interessanten und etwas kleveren Plänen, zudem wird einige nette Gags, ein, zwei putzige Charaktermomente und eine gute Actionsequenz geboten. Letztere hängen etwas unzufriedenstellend in der Luft, was die Freude daran ziemlich schmälert, alles in allem ist das vorhandene Material aber doch eben… gut. Kein Highlight, aber besonders, wenn man gerne kompetente Bösewichte in Boom sehen will, schadet ein Blick nicht.
Nächste Folge:
Knuckles verliert sein Gedächtnis, erfährt, dass er der letzte Ameisenigel ist und beginnt dann, eine Familie zu suchen – wird er erfolgreich sein?