OT: „Designated Heroes“ – Serien-Sonntag: Eggman zwingt Team Sonic, ihn jeweils 1 gegen 1 zu bekämpfen – geht der Plan auf?
Inhalt
Neuer Tag, neuer Coup: Dieses Mal raubt Eggman ein Spielzeuglager aus. Doch Team Sonic ist natürlich schnell zur Stelle und kann den Plan ihres Erzfeinds in Windeseile vereiteln. Der geschlagene Doc ist genervt, aber nicht überrascht: Natürlich hat er verloren – was auch sonst, wenn er alleine immer gegen eine Truppe von fünf Leuten antreten muss? Da macht Sonic einen Deal: Eggman darf sich nun immer 1 gegen 1 mit jedem Teammitglied messen. Dieses neue System wirkt Wunder für den eierförmigen Bösewicht. Anstatt mit Gewalt gegen alle auf einmal vorgehen zu müssen, kann er nun auf die individuellen charakterlichen Schwächen seiner Gegner eingehen und sie dadurch überlisten. Er kassiert Amys Hammer ein, indem er behauptet, er bräuchte ihn für einen wohltätigen Zweck, lobt Tails‘ Erfindung, bis sich dieser so geschmeichelt fühlt, dass er Eggman seine Erfindung ausprobieren lässt und damit mit seiner eigenen Waffe geschlagen wird, während er bei Sticks und Knuckles nur deren Paranoia und Dummheit ausnutzen muss, um sie außer Gefecht zu setzen. Sonic ist mehr als amüsiert von der Situation und kann es nicht fassen, dass all seine Freunde von seinem Rivalen geschlagen wurden. Hochnäsig macht er sich auf den Weg, um den Sieg zu erringen. Doch auch beim blauen Raser kennt der Doc alle Schwachstellen, die er ausnutzen kann: Er kreuzt einfach nicht auf. Schnell ist Sonic extrem gelangweilt und macht, immernoch von seinen Fähigkeiten überzeugt, ein Nickerchen. Als er aufwacht, hat Eggman bereits eine Falle um ihn errichtet, die er sofort auslöst und den Helden somit noch fängt, bevor ein Kampf überhaupt beginnen kann. Dessen Freunde reiben ihm seine Niederlage erst einmal genüsslich unter die Nase, bevor sie ihren Erzfeind in Angriff nehmen. Jeder der Freunde setzt seine Fähigkeiten ein und klatscht dann den nächsten ab, der dann wiederum seine Stärken einsetzt. Durch diese Taktik können die Freunde gemeinsam und doch den Regeln entsprechend die Überhand gewinnen und Eggman schlagen. Sonic, der den letzten Treffer gelandet hat, kann es aber wieder nicht lassen, genüsslich zu prahlen – kurzum sperrt der Rest der Truppe ihn zu Eggman in den Käfig und macht sich einen schönen Tag, während der eierförmige Verlierer ein nerviges Lied anstimmt, um seinen schallschnellen Feind zu strafen.
Nicht nur Eggman hat Vorteile durch die Einzelaufteilung der Helden, auch der Zuschauer profitiert davon. Dadurch, dass die Helden nicht wie üblich auf einem Haufen sind und dementsprechend ständig ihr Rampenlicht teilen müssen, sondern ein eigenes Segment spendiert bekommt, kann sich jeder Charakter entfalten und glänzen. Tails darf dadurch zum Beispiel wieder sein leicht angeknackstes Selbstvertrauen zeigen, dass sich sofort behebt, als Eggman in mit Komplimenten umgarnt. Amy wiederum ist sofort bereit, als Eggman Kleinholz zu machen, bis eine Erwähnung des Wortes „Charity“ sie sofort wieder an die gute Seite des Doctors glauben lässt und einfach nicht nein zu seiner Bitte sagen kann. Auch Knuckles und Sticks profitieren ungemein von diesem Aufbau: Letztere, die sonst nur kreischende Paranoia -Einzeiler bekommt, die nichts zum Plot beitragen und einen nicht geringen Teil der Zuschauer mehr nerven als unterhalten, muss hier ihre Paranoia in nicht so geballter und lauter Form ausleben, sondern bekommt ein ziemlich putziges Segment, das ihren Knacks auf eine niedliche und amüsante Weise präsentiert. Dem roten Ameisenigel geht es ähnlich: Während er in Episoden, die sich ganz um ihn drehen, oft etwas unter der einseitigen Art von Humor, die Knuckles bietet, leidet, bekommt er durch dieses Format genug Zeit auf dem Bildschirm, um gut zu unterhalten und ihn schön zu charakterisieren, aber nicht genug, um die Dummheitswitze monoton werden zu lassen. Der einzige, der da etwas aus dem Rahmen fällt, ist Sonic: Dass er ein Prahlhans ist, ist wirklich kein Geheimnis, aber in dieser Episode wird er etwas „stark“ charakterisiert. Er macht sich auf eine beinahe boshaftige Art über seine Freunde lustig. Die Schwelle zwischen „Liebenswerter Angeber“ und „Selbstverliebter Arsch“ wird hier des Öfteren übertreten, was etwas sauer aufstößt, gerade, weil die anderen Charaktere so grandios gezeichnet werden.
Der Big Bad persönlich, Dr. Eggman, wird durch die Episode auch in ein neues, exzellentes Licht gerückt. Sticks bringt es in Folge selbst auf den Punkt: „He’s actually really smart! You sometimes forget he’s a doctor.“ („Er ist eigentlich wirklich schlau! Man vergisst manchmal, dass er ein Doktor ist.“) Dadurch, dass er sich auf jeden einzelnen Charakter persönlich eingehen kann, muss er nicht stumpf auf eine Armee von Bots bauen, wie er es so oft tut, sondern darf seine Intelligenz und seine List nutzen. Mit dieser Methode hat der Erzfeind sogar die gesamte Situation und alle seine Gegner unter Kontrolle – anders als in den meisten Geschichten, wo seine Roboter schon nach wenigen Sekunden zu Altmetall verarbeitet werden und er das Weite suchen muss. Dadurch kommt sogar eine Spur von Bedrohung auf, die bei dem eher auf Comedy getrimmten Bösewicht manchmal vermisst wird. Diese clevere, durchdachte Ader von Eggman, der auch als Gefahr erscheint, sieht man selten in Boom und ist eine willkommene Abwechslung.
Sein ganzer Plan führt außerdem zu einem echt coolen Plotelement: Nachdem er jedem Gegenspieler eines seiner Besitztümer als Trophäe für seinen Sieg entwendet hat, benutzt er diese am Ende gegen die Gruppe; so hat er zum Beispiel Amys Hammer an ein fahrendes Rad gespannt, dass ihre Besitzerin nun angreift. Das Ganze ist einfach eine coole Idee und unterstreicht zudem noch einmal, wie schön kompetent Eggman dieses Mal ist. Gleichzeitig ist die Nutzung und Rückeroberung der Objekte durch Team Sonic ebenfalls cool und interessant anzusehen, da sie ebenfalls Köpfchen beweisen müssen, und stellt damit einen der interessanteren Boomkämpfe dar, die in der Regel eher mau ausfallen.
Bei dem großen Fokus auf Charaktere wundert es wohl keinen, dass nicht so stark wie manch anderes Mal auf Gags gesetzt wird. Wirklich unterhaltsam ist es aber trotzdem: Die einzelnen Segmente, wie Eggman seine Rivalen übers Ohr haut, sind fast genauso witzig wie sie tolle Charaktermomente sind. Auch Orbots und Cubots Sportmoderationen zu den Kämpfen zwischen ihrem Boss und Team Sonic sind auch wirklich amüsant, und mit welchen Mitteln sich Sonic die Wartezeit zum Eggmankampf vertreibt, ist so bizarr, dass ein Auflachen nicht unwahrscheinlich ist. Kurzum: Es werden zwar nicht die allerbesten, aber trotzdem noch gute Humorgeschosse aufgefahren. Einzig negativ fällt der „Wir starren uns Sekunden an, während Fahrstuhlmusik läuft“ Gag, der sich wieder unnötig in die Länge zieht, aber da ist wenigstens die Pointe gut, sodass es nicht zu negativ ins Gewicht fällt.
Bei uns gibt es ein paar unnötige Fehler, die ziemlich einfach hätten vermieden werden können: Zum einen sagt Sonic statt „our victory“ bei uns „DEIN Sieg“ – was absolut keinen Sinn ergibt, da ja sein Team und nicht Eggman nur wenige Sekunden vor dem Äußern der Ziele gewonnen haben. Dazu kommt noch Eggman, der seine Roboter nun nicht auseinandernehmen und blind zusammensetzen, sondern „blind heimbringen“ will. Dazu kommt noch die Direktion von Knuckles‘ Stimme, als er von seinem Erzfeind veräppelt wird: Im Original klingt er naiv dümmlich, im Deutschen fast schon aggressiv. Nicht komplett unpassend, aber im Original klappt der Dialog doch besser.
Fazit
„Designated Heroes“ ist eine tolle Episode. Bis auf vielleicht eine Ausnahme werden alle Charaktere in ihren allerbesten Schokoladenseiten gezeigt, allen voran Eggman, der dieses Mal sogar eine recht bedrohliche Präsenz erhält, und alle strotzen nur von Persönlichkeit. Abgerundet wird das Ganze mit ein paar guten Humoreinlagen und fertig ist eine sehr gute Episode, die sich exzellent als Grundlektüre eignet und zeigt, welches Potential in Booms Cast stecken kann. Zu empfehlen!
Nächste Folge:
Sonic und Co. sind laut besorgten Eltern zu gewaltsam und bekommen deshalb einen Prüfer auf den Hals gehetzt, der für Ordnung sorgen soll. Ob man sich so noch gegen Eggman wehren kann?
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Samba
vor 8 Jahre |
Was mir in dieser Folge etwas aufgefallen ist, war die Sache mit Sticks Schuhe. Sie ist eigentlich die ganze zeit barfuss herumgelaufen, aber die Animateure mussten während er ganzen Folge ihre nackten Füsse hinter vielen Objekten verbergen. Wohl weil man keine anderen 3D-Modele der Figuren hat, ausser halt ihrer typischen Standard. Komischerweise hat Sticks dann zum Schluss doch noch aus heiterem Himmel wieder ihre Schuhe an.