OT: „Chili Dog Day Afternoon“ – Serien-Sonntag: Dieses Mal wird Chili gekocht und mit Knuckles auf Abenteuerreise gegangen – geht der seltsame Mix auf?
Inhalt
Ein Chilidog-Festival steht an. Alle Dorfbewohner bauen fleißig Stände auf und kochen ihre Soßen, mit denen sie Sonic, der als Juror fungiert, beeindrucken wollen. Auch dessen Freunde wollen den Sieg erringen, doch als diese feststellen, dass sie alle dieselben Zutaten benutzen, scheint die Chance auf einen Sieg eher schlecht. Knuckles will allerdings nicht aufgeben und sucht weiter verbissen nach einer einzigartigen Zutat, bis er eine Karte findet, die ihn angeblich zu einer solchen bringen soll. Nach einer langen, beschwerten Reise wird er in einen Krater geschleudert, wodurch er ausgeknockt wird. Als er erwacht, liegt er gefesselt im Krater – umgeben von kleinen Chillileuten. Diese erzählen Knuckles, dass sie ursprünglich dort gelebt haben, wo heute das Dorf steht. Der Ameisenigel entschließt sich, mit den Schoten ihren alten Heimatort wieder zurückzuerobern. Sie stürmen den Chilidog-Wettbewerb, doch Sonic und seine Freunde sind mehr als fähig, die winzigen Männchen abzuwehren. Sonic plädiert an Knux, den Angriff abzublasen, doch der Chilihäuptling macht dem Muskelprotz klar, dass er sich nun entscheiden muss, ob er für seine neuen Freunde, die Schoten, oder seine alten kämpfen will. Er bekommt ein schlechtes Gewissen, eilt zu Sonic und wehrt den angreifenden Schotenhäuptling in letzter Minute ab, wodurch dieser in einen Chilitopf geschleudert wird. Da den Chilimännchen die heiße Brühe gefällt, da sie wie eine heiße Quelle ist, entspannen sie sich eine Weile darin, wodurch der Geschmack von ihnen auf die Soße übertragen wird und Knuckles den ersten Preis im Chilidog Wettbewerb gewinnt – oder auch nicht. Denn am Ende stellt sich heraus, dass Knuckles nur von einer extrem scharfen Schote, die er gegessen hat, ausgeknockt wurde und alles nur geträumt hat.
Rezension
„Chili Dog Day Afternoon“ ist wieder eine Folge, die nicht wirklich gut, oder nichtmal wirklich in Ordnung ist – und trotzdem eine seltsame Anziehungskraft hat.
Was an der Folge auffällig ist, ist das sehr seltsame Pacing, vor allem zu Beginn. Der Kernplot der Episode ist, dass Knuckles den Chillidog-Wettbewerb gewinnen will – der Fokus der Episode wird aber erst nach drei Minuten auf den Ameisenigel gelegt, die Zeit davor hat praktisch keine Relevanz auf den Plot. Dadurch fühlen sich die ersten paar Minuten unnötigem Füllmaterial an, der nichts dazu beiträgt, außer die Laufzeit auf 11 Minuten zu strecken, was im Nachhinein recht fragwürdig wirkt.
Auch in Sachen Humor ist Boom dieses Mal recht mangelhaft. Auch das ist teilweise dem Pacing geschuldet: Viele der Gags sind vom Konzept her recht witzig und unterhaltsam, werden aber zu oft wiederholt oder künstlich verlängert, wodurch sich der Witz der Humoreinlage schnell abnutzt bzw. so in die Länge gezogen, dass sich garkein Gag bilden kann. Beispiele dafür sind der Gag mit den explodierenden Enten und der Witz mit den „einzigartigen Chilischoten“: Beide sind vom Konzept her gut oder immerhin in Ordnung, ersterer wird aber so oft wiederholt, dass der Unterhaltungswert davon schnell in Langeweile abdriftet, während letzterer eine so lange Aufbauzeit hat, dass man die Pointe schon von weitem riechen kann und der Gag deshalb völlig seine Wirkung verliert – umso schlimmer, dass der Gag später nochmal mit einem anderen Gegenstand nochmal wiederholt wird, als würde die extrem vorhersehbare Pointe lustig werden, wenn man sie später in der exakt selben Weise, wenn man die Auflösung schon kennt, nochmal wiederholt.
Weiteres Problem in Sachen Humor ist der Fokus auf den Ameisenigel. Knuckles ist oft eine exzellente Humorquelle, seine sinnfreien Sprüche oder hirnlosen Kommentare lockern eine Episode oft auf und dienen als gute Ergänzung zum restlichen Humor – das ist allerdings der Knackpunkt: Ergänzung. In Maßen weiß diese Art von Humor wirklich köstlich zu unterhalten, da der Schwerpunkt aber praktisch nur auf diesen Witzen liegt, stumpfen die „Haha, Knux ist so blöde!“ Gags allerdings rasant ab und verlieren ihre Wirkung. Kombiniert damit, dass die Gags wie bereits erwähnt noch wie Kaugummi in die Länge gezogen werden, strauchelt der Humor wirklich sehr.
Was Charaktere angeht, leidet diese Episode auch unter dem roten Dreadlock-Kopf. Während Charaktere wie Sonic, Amy oder Eggman nuanciert genug sind, um eine Folge auch fast allein zu tragen und recht interessant zu machen. Knuckles ist jedoch einer der einseitigeren Persönlichkeiten. Er ist dumm. Fertig. Als Hauptcharakter ist er deshalb nicht annähernd so unterhaltsam oder interessant wie manch anderer Charakter der Truppe – was auch die Optionen für schöne Charaktermomente drastisch schrumpfen lässt. Die Nebenrollen der Episode, so klein sie auch sind, sind da schon ansprechender. Dass Sonic ein Chillidog Liebhaber ist, wussten wir ja bereits, aber dass ihm sein Ruf so weit vorauseilt, dass er zum alleinigen Juror bei einem Chilidog Festival auserwählt wird und er an einem Bissen alle Zutaten herausschmecken kann, ist eine coole Ergänzung.
Nun war das Review die ganze Zeit fast durchgehend negativ und man könnte meinen, dass die Episode nichtmehr gerettet werden kann – naja, nicht ganz. Was bis jetzt komplett unerwähnt blieb, ist die gesamte Sequenz mit den Chilischoten. Und die ist ziemlich großartig. Klar gibt es bei weitem witzigere Momente bei Boom, aber der gesamte Abschnitt, von dem völlig bescheuerten Konzept über die pseudotragische Geschichte bis hin zu der Auflösung mit den Bädern ist einfach so herrlich abstrus und dadurch unheimlich witzig – der Abschnitt allein ist es fast schon wert, in die Episode reinzuschnuppern.
Apropos herrlich abstrus: Wer auch immer sich „Hundstage Nachmittag mit Chili“ als Titel ausgedacht hat und sinnvoll fand, hat fast schon einen Preis verdient. Ansonsten ist die deutsche Fassung ungefähr auf einem Nenner mit dem Original, trotz dem intelligenter klingenden deutschen Knuckles nehmen sich die beiden Episoden nicht viel. Aber der völlig sinnentleerte deutsche Titel hat einfach eine Extranennung verdient.
Fazit
„Chili Dog Day Afternoon“ ist nicht gut, über große Strecken ist sie nichtmal okay, sondern ziemlich ernüchternd. Aber ganz ehrlich: Die Chiliszenen am Ende reißen die Episode fast schon wieder raus, nicht ganz, aber fast. Ich würde argumentieren, dass diese Stelle es beinahe wert ist, sich durch dem unterdurchschnittlichen Rest zu quälen. Also: Wer auf total bekloppte Szenarien steht, und es auch in Kauf nimmt, dafür ein wenig zu leiden, der kann sich die Episode ruhig antun, denn das Szenario ist wirklich herrlich – wer aber eh nichts groß mit Randomzeugs anfangen kann, der wird bei dieser Episode wohl nur Langeweile und Kopfschütteln bekommen.
Nächste Folge:
In der nächsten Folge finden die Freunde Monster in Sticks‘ Keller. Das…lass ich mal so stehen.