OT: „Cabin Fever“ – Serien-Sonntag: Bei einer Übernachtung zerstreiten sich Sonic und seine Freunde und brechen in verschiedene Lager auf – können sie sich schlussendlich doch wieder zusammenreißen?
Inhalt
Gerade, als Sonic und seine Freunde einen schönen Tag am Strand verbringen, zieht plötzlich ein Gewitter auf. Da Amys Heim am nähsten ist, beschließt die Gruppe, dort über Nacht Unterschlupf zu suchen. Die von ihr vielversprechend als Pyjamagsparty angekündigte Übernachtung entpuppt sich allerdings als alles andere als spaßig. Amys vorgeschlagene Aktivitäten langweilen den Rest der Truppe immens, doch diese beharrt stur auf ihren Plänen, um ihr Haus vor den sehr abenteuerlichen Plänen von Sonic zu schützen. Bei seiner Suche nach Unterhaltung wird der blaue Igel schließlich in einer Schublade fündig, in der er ein von Amy persönlich geschriebenes Theaterstück entdeckt. Je länger die Truppe darin schmökert, desto mehr fällt ihnen auf, dass all die Charaktere auf ihnen basieren! Nicht nur dass, es werden auch ausgerechnet die schlimmsten Eigenschaften ihrer Persönlichkeit hervorgehoben. So kommt es, wie es kommen muss: Eine Stichelei folgt auf die nächste, und schnell hat sich die ganze Gruppe verkracht. Vom Sturm eingeschlossen können sie aber keine getrennten Wege gehen. Kurzum beschließen sie, sich in Amys Haus aus Decken und Büchern Lager zu bauen, um getrennt voneinander zu übernachten. Da aber jedes Lager spezielle Dinge wie Essen oder Fernsehen hat, von dem die anderen Parteien auch teilhaben möchten, entwickelt sich die Situation schnell zu einem Spiel mit Tauschgeschäften, taktischer Manipulation und Lagerübernahmen, was schließlich in eine (Kissen-)Schlacht eskaliert. Zurück bleibt eine völlig zerstörte Wohnung und eine mehr als aufgebrachte Amy, die nach einem taktlosen Kommentar Sonics ihr Haus verlässt. Von Schuld geplagt beschließen die Freunde, ihr als Wiedergutmachung ihr Theaterstück aufzuführen – was sie auch prompt verzeihen lässt.
Was man der Episode zunächst gut ankreiden muss, ist, wie sie den Konflikt präsentiert. Es wäre einfach gewesen, eine der Seiten zu verteufeln, aber es wird wirklich gut dargelegt. Zum einen versteht man, warum Amy vermeiden will, den mehr als stürmischen Plänen von Sonic nachzugeben, gleichzeitig kann man aber auch nachvollziehen, wieso die Freunde verzweifelt Amys drögen Partyaktivitäten entkommen wollen und „notgedrungen“ ihr Theaterstück lesen. So kann man sich gut in beide Parteien einfühlen und sympathisieren. Es katapultiert die Folge natürlich nicht auf neue Höhen, aber ist doch lobenswert. Diese Darlegung kommt aber mit einem Preis: Um beide Seiten so neutral wie möglich zu zeigen, lässt sich die Episode ziemlich Zeit – eine Zeitspanne, die nicht mit Witzen gefüllt wird und daher leider etwas langatmig erscheint.
Die Episode setzt, auch aufgrund des Plotpoints mit den Theaterrollen, recht viel auf Charakterinteraktion. Diese sind allerdings nicht besonders tiefgründig, sondern fokusieren sich nur auf eine Eigenschaft, was diese Momente denkbar einschränkt. Trotz dieser Limitationen kann die Folge das begrenzte Potential doch in Ordnung nutzen. Sticks‘ Paranoia wird auffällig ruhig gehandhabt und sorgt dennoch (oder gerade deshalb?) für guten Humor. Auch Knuckles und Sonic können durch ihre jeweiligen Eigenschaften, die leichte Ablenkbarkeit und den Narzissmus, zumindest stellenweise für Unterhaltung sorgen, obwohl es durch den wiederholten Aufbau „A macht auf Schwäche von B aufmerksam -> B verneint -> A widerlegt die Verneinung auf ironische Weise“ doch etwas vorhersehbar ist.. Mit Tails‘ Sidekick-Situation wird am wenigsten gemacht. Dafür erwartet die Fangemeinde bei ihm ein anderes, besonderes Schmankerl: Der Fuchsjunge hat panische Angst vor Blitzen! Dieses Detail wurde in der Hauptreihe in Tails‘ Bio in Sonic Jam eingeführt, fand aber außerhalb einer Zeile im Super-Hard Mode von Sonic Heroes keinerlei Verwendung mehr in der Reihe, ist in dieser Episode des Boom-Zweigs aber wieder im vollen Einsatz. Langzeitige Hardcore-Fans, die von dieser Schwäche Tails‘ wissen, werden dieses Detail besonders schätzen, aber auch alle anderen werden die (ohne böswillig wirken zu wollen) ziemlich niedlichen Panikhüpfer in Sonics Arme mögen.
Auch, was den Humor angeht, verzichtet die Folge auf einen großen Einsatz. Wie bereits erwähnt wird mit den Persönlichkeiten der Charaktere ein paar Witze gerissen, die je nach Charakter ganz gut bis gut gelungen sind. Bestes Beispiel ist wohl der Anfang mit den Sandburgen, der einer der besten Momente ist, der mit den Persönlichkeiten spielt. Sehr gut sind auch zwei andere Gags: Sonics Reaktion gegenüber Knuckles, der behauptet, Fernsehen sei unwichtig, ist durch Roger Craig Smiths großartige Performance enorm lustig, und auch der Knuckles Gag, der sich ständig angesprochen fühlt, kann trotz der Tatsache, dass der Gag über die ganze Episode hinweg immer wieder aufgerollt wird, durch gute Pointen und Variationen immer wieder zum Lachen bringen. Abseits davon sieht die Witzelandschaft eher karg aus, zusätzliche humorvolle Stellen wurden kaum eingeschoben. Die Szenen mit dem Spiel, bei denen die Freunde sich bekriegen, Allianzen schließen und feilschen ist durch die skurrile Situation, dass alles in einem kleinen Haus stattfindet, noch recht amüsant, ansonsten dümpelt die Folge eher vor sich hin.
Die deutsche Fassung ändert nicht viel an der Situation: Manche Übersetzungen wirken etwas hölzern und ungelenk, aber es hält sich in Grenzen. Zudem gibt es noch den guten alten „Witz wortwörtlich übersetzt“-Klassiker: Wolfy setzt ein „Shoehorn“ (eine Hupe in einem Schuh) ein. Das wurde stumpf mit dem korrekten Begriff „Schuhlöffel“ übersetzt – nur dass das Trötgeräusch dann gar keinen Sinn mehr ergibt.
Fazit
„Cabin Fever“ ist in Ordnung. Die Story ist recht gut konstruiert und stellt den Konflikt gut (wenn auch nicht zu spannend) dar, jenseits davon ist die Episode aber nicht mit vielen guten Witzen oder tollen Charakterinteraktionen gespickt. Eine Folge, die man ansehen kann, aber nicht muss.
Nächste Folge:
Knuckles will einem Freund aus der Patsche helfen – doch welche Konsequenzen hat es, wenn der gutmütige Trottel in andere Leben eingreift?