Sonic Boom: „Die Schlacht der Boy bands“ Review

OT: „Battle of the Boy Bands“ Serien-Sonntag: Die Teeniestar Welle bricht im Boomiversum aus. Da hilft nichts: Sonic, Tails und Knuckles müssen mit ihrer eigenen Band zurückschlagen!

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Inhalt

AmyFangirlEin neuer Trend breitet sich aus: Beaver-Feaver! Gemeint ist damit der Sänger Justin Beaver, der mit seinen Songs die gesamte Damenwelt ansteckt. So auch Amy: Sie ist bereits ein besessenes Fangirl der Ikone und will den Rest der Truppe auch von seinem Talent überzeugen. Wider erwarten springt Sticks direkt auf den Hypezug auf und wird genauso besessen wie ihre Freundin. Am nächsten Tag ist Beaver persönlich in der Stadt und die ganze Damenwelt ist versammelt. Auch Sonic, Tails und Knuckles sind vor Ort, weil sie dem Braten nicht trauen, und siehe da: Je lauter die Musik gedreht wird, desto mehr CDs werden verkauft. Als die Freunde der Sache auf den Grund gehen wollen, werden sie allerdings vom Bodyguard abgewehrt, der ihnen deutlich macht, dass nur Mitglieder der Musikindustrie vorbeidürfen.
BoybandDuellDen Jungs bleibt also nichts anderes übrig, als selbst eine Band zu gründen, die sie „Dreamboat Express“ taufen und ihnen Zugang zum Backstage Bereich gewährt. Dort erfahren sie, dass die Songs mit einer großen Portion Gedankenkontrolle gewürzt sind, die die weibliche Welt dazu bringt, hirnlos alle Fanartikel aufzukaufen. Amy und Sticks glauben den Kerlen doch nicht, weshalb diese beschließen, selbst Hand anzulegen: Tails bastelt eine Maschine, mit der er die Gedankenkontrollenfrequenz umkehren kann, sofern er dicht genug an der Musikquelle ist. Nichts einfacher als das: Als angebliche Vorband für Justin darf die Truppe direkt auf die Bühne und gegen das Jugendidol antreten, um genug Zeit zu schinden, bis die Frequenz entschlüsselt ist. Und siehe da, nach wenigen Minuten und einigen Songzeilen ist die Gegenfrequenz entdeckt: Rock’n’Roll! Die Jungs schwingen sich sofort an die Instrumente und hauen in die Saiten, wodurch sie den Bann brechen und alles wieder zum Normalen wenden können.


Rezension

PapierkorbRafferHumormäßig hat die Folge einiges zu bieten: Die Episode ist unglaublich meta. Permanent macht sie sich über alle möglichen Klischees in Serien und Filmen lustig, egal, ob man anmerkt, dass Amy und Sticks immer dasselbe tragen, billige Plotzufälle, bei denen die Charaktere zufällig immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und Zeitraffer-Montagen durch den Dreck zieht oder den Autoren selbst direkt schlechte Schreibkünste vorwirft – „Battle of the Boybands“ durchbricht die vierte Wand nicht nur, sie zerschmettert sie förmlich ohne sie jemals wieder aufzurichten, was die ganze Folge in ein selbstironisches Licht taucht.

JustinAutogrammNicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen Boybands und gedankenlosem Fangirl-Gehabe verteilt die Episode einige Seitenhiebe. Die „Boybandmusik ist in Wahrheit eine Frequenz, die Mädchen verzaubert“ Storyidee ist nichts neues, wurde aber in Ordnung umgesetzt und, wie bereits erwähnt, mit vielen Sticheleien gegen die Musikindustrie ausgeschmückt, die gut unterhalten können. Das Ende gipfelt dann in einem Gesangsaustausch, in dem sich Justin Beaver mit größtem Kitsch und „Dreamboat Express“ mit voller Boybandmusikkritik bekämpfen. Hier kann man beinahe nichtmehr von Seitenhieben reden, sondern muss diese Sticheleien als richtige Kinnhaken bezeichnen – für viele wird gerade diese Direktheit witzig sein, anderen wird die Subtilität fehlen und das Ganze als zu „in-your-face“, wie man Neudeutsch sagt, empfinden. Geschmackssache, generell ist die selbstkritische und satirische Note der Episode jedoch wirklich gut gelungen.

MädchenKontrolliertDa die ganze Episode so humorfokusiert ist, bleibt nicht viel Platz für Charakterenthüllungen oder -momente. Bei Sonic, Tails und Knuckles fällt höchstens die Abneigung gegen kitschige Popsongs und die Vorliebe für Rock als Charakterergänzung auf, da Amy und Sticks praktisch die ganze Zeit unter dem Einfluss der Hypnosemusik stehen, gibt es zu ihnen überhaupt nichts zu sagen. Auffällig ist allerdings, dass jede Spur von Eggman fehlt, der dieses Mal nicht einmal in einer Nebenrolle auftaucht, was eine Boom-Premiere ist. Das ist natürlich kein Negativpunkt, aber wohl wert, immerhin erwähnt zu werden. Allgemein stört das Fehlen von herzerwärmenden Einlagen oder sonderlicher Charaktervertiefung eben durch den hohen Humorschwerpunkt überhaupt nicht, wer aber an kleinen Persönlichkeitsstudien der Protagonisten interessiert ist, sucht am falschen Ort.

Die Episode ist zudem wieder ein Paradebeispiel dafür, wie eine Episode eine geradezu bizarre Anzahl an Übersetzungsfehltritten haben kann. Der „Golfclub“, also Golfschläger, den sich Reporter Soar kaufen will, wird zum Golfclub (eine ganz selbstverständliche Anschaffung…). Dazu kommen noch ganze sinnverzehrte Sätze, die die ganzen Meta-Natur der Episode völlig zerstören: Im Original sagt Amy, dass sie zum Konzert das einzige Outfit anzieht, das sie besitzt – diese selbstironische Anspielung darauf, dass die Charaktere nie die Kleidung wechseln, wird bei uns zu einem schnöden „Ich zieh mein bestes Outfit an“. Sonics „We still have some Montage Time left“, das als Überleitung in die Filmmontage dient, wird hier zu „Wir haben noch etwas Zeit für die Choreographie“, obwohl die Choreographie zu dem Zeitpunkt schon ausgeklügelt war. Knuckles Seitenhieb über das „Lazy Writing“ der Autoren der Episode wird mit „Wer kann da schon widersprechen“ völlig eliminiert, und Sonics Kommentar, wie spaßig es ist, Leute an entfernte Orte zu bringen, um einen Satz zu beenden, wird zu „Macht Spaß, Leute dazu zu bringen, einen Satz zu beenden“, als würde er anderen Leuten eine Pistole an den Kopf halten. Zu guter Letzt und wohl der größte Schnitzer ist, dass sich die deutschen Sprecher wohl nicht zum Singen verpflichtet werden konnten. So bleiben alle Lieder auf Englisch – und die Musikkritik geht für den deutschen Zuschauer völlig verloren, wodurch man minutenlang nur zwei Musicacts mit fragwürdigem Gesang hört. Zumindest Untertitel hätten das noch teilweise (wenn man auch nicht für die jungen Zuschauer) flicken können, aber selbst das wurde uns nicht gegönnt. Alles in allem einfach traurig, wie sehr der Metakommentar der Episode im Deutschen verloren geht.


Fazit
DieBandpersönlichEs ist ziemlich deutlich, wem „Battle of the Boybands“ gefallen wird: Wer selbstironische Witze mag oder gerne dabei zusieht, wie Boybands und die Popmusik Kultur allgemein durch den Kakao gezogen werden, wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit Gefallen an der Folge finden. Wer nicht auf solche Gags steht, wird kaum etwas an der Episode finden, da andere Witze und Charaktermomente praktisch kaum vorhanden sind. Ein eindeutiges Urteil gibt es dieses Mal also nicht: Ob Sonic’s Boybandgeschichte ein Schnarchfest oder eine 11minütige Lachparade ist, hängt ganz allein von eurem Geschmack ab.


Nächste Folge:

Tails hat Schmetterlinge im Bauch und braucht Rat von seinen Freunden, wie er seinen Schwarm ansprechen soll. Ob das gut geht?

Thigolf

Geschrieben von: Thigolf

Thigolf hatte 2004 mit Advance 3 ersten Kontakt mit Sonicspielen und wurde 2007 mit dem Seeabenteuer Rush Adventure vollständig zum Fan. Seit Anfang 2014 ist er als Redakteur bei Spindash dabei und kümmerte sich primär um die Reviews der Boom-Serie. Seit erster Stunde liegt ihm ein gewisser zweigeschweifter Fuchs besonders am Herzen.

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