OT: „Guilt Tripping“ – Serien-Sonntag: Sonic Boom ist endlich aus der Winterpause zurück! Wird die Rückkehr mit einem Knall eingeläutet? Finden wir’s raus!
Bei einer Hoverboard-Surftour entdecken Sonic und Tails ein ihnen bisher unbekanntes Dorf, das gerade von Banditen angegriffen wird. Die beiden greifen natürlich ein und vertreiben die Banditen. Die Bewohner des Dorfes, der Gogoba Stamm, sind den Helden unendlich dankbar und wollen sie für immer bei sich behalten, um auch zukünftig vor den Angriffen geschützt zu sein. Der Häuptling spielt deshalb permanent eine Mitleidstour, damit sich der Fuchs und der Igel schuldig fühlen und doch noch im Dorf bleiben. Die Helden bekommen jedoch schnell Wind davon und versuchen mehremals, aus dem Dorf zu entkommen, werden jedoch immer wieder von ihren Schuldgefühlen übermannt und bleiben widerwillig. Schließlich kommt Sonic die Idee: Sie schlagen den Häuptling mit seiner eigenen Waffe! In einem Duell machen sich die beiden Parteien permanent passivaggressiv Schuldgefühle – bis das Duo schließlich siegreich aus dem Wettstreit hervorgeht und die Gogobas endlich loswerden. So scheint es zumindest: Zuhause angekommen warten die Stammesbewohner nämlich schon auf die beiden und wollen weiter von ihnen beschützt werden. Zu allem Überfluss trifft nun auch noch Eggman ein und greift die Truppe mit seinen Badniks an, die durch eine Teamattacke der Helden doch flink außer Gefecht gesetzt werden. Sonic nutzt nun schnell die Anwesenheit des Doktors: Er redet den Stamm ein, dass sie schlechte Menschen (Tiere?) wären, wenn sie dem armen, immer verlierenden Eggman nicht helfen würden. Der Stamm tritt, durch diese Schuldgefühle getroffen, zum Doktor über, und Sonic & Tails können endlich wieder ihre Freiheit genießen, während nun der Erzfeind des Duos unter der Mitleidstour des Stammes zu leiden hat.
Die Folge heißt „Guilt Tripping“, zu Deutsch also in etwa „Andere schuldig fühlen lassen“. Das ist auch das, was in 80% der Episode passiert. Dementsprechend fallen auch so gut wie alle Gags in dieses Schema: Der Haupt-Humorquelle sind die Gogoba, die durch ihre (humorvoll übertriebenen) passiv-aggressiven Sonic und Tails zum Bleiben bewegen wollen. Diese Witze sind stellenweise durch die Überspitzung recht komisch und bringen zum Schmunzeln , leider sind diese Stellen aber in der Minderheit. Die meiste Zeit über rangieren die Dialoge eher in einem uninteressanten bis beinahe nervigen Bereich – dass diese Gags außer einer handvoll anderer, müder Einlagen (inklusive dem ‚Charaktere laufen in ihre eigene Falle‘ Klischee) den einzigen Humor in diesen 8 Minuten darstellt und sich deshalb recht schnell abnutzt, hilft der ganzen Sache dabei überhaupt nicht. Ein Schuldgefühl-Duell zwischen dem Häuptling und Sonic & Tails klingt auf dem Papier auch ganz witzig, wird aber nie auf hohe Höhen gebracht und fühlt sich deshalb nie wirklich nach einem Wettstreit an, sondern eher nach einem trögen Wortwechsel ohne viel Biss. Ohne die amüsante Comedy-Verpackung bleibt somit nur das Story-Gerüst in Form einer ziemlich unkreativen Standardhandlung zurück, die es schon in zahlreichen anderen Serien in ähnlicher Form gab und in keiner Weise heraussticht.
Auch in Sachen Charakterinteraktion tritt die Serie dieses Mal stark auf die Bremse. Von Knuckles, Amy und Sticks fehlt jede Spur und die meisten Dialoge finden zwischen Sonic/Tails und dem Häuptling statt, die beiden Freunde interagieren in dieser Episode neben einem kurzen Teamangriff am Ende und dem Hoverboard-Surfen zu Beginn der Episode kaum auf emotionaler Ebene miteinander. Natürlich muss nicht jede Episode in der Serie mit tollen emotionalen Interaktionen zwischen den Protagonisten punkten, aber wenn weder Humor noch Charakterbeziehungen in einer Episode glänzen, wer oder was rettet dann noch die Episode?
Der Messias in Eierform rettet sie (naja, zumindest etwas). Ja, der Bösewicht der Serie stiehlt in dieser Episode mal wieder komplett die Show, obwohl er erst in den letzten 3 Minuten auftaucht. Während der ständige Fokus auf den Doc in den früheren Folgen fast schon ein wenig monoton wurde, bewahrt er hier die Folge davor, in der kompletten Versenkung ohne nennenswerte Qualitäten zu verschwinden. Die Tatsache, dass er Sonic anruft, um seine Pläne anzukündigen, und dann eingeschnappt ist, weil Sonic nicht reagiert, ist einfach wunderbar absurd. Es ist der einzige Gag in dieser Episode, der wirklich zündet, und der einzige Charaktermoment in diesen 11 Minuten, der das Boom-Universum in irgendeiner nennenswerten Weise bereichert. Natürlich rutscht die Folge deshalb nicht in der Skala nennenswert nach oben, trotzdem muss man dieser Episode diesen kurzen, aber fantastischen Moment einfach ankreiden und positiv hervorheben.
Abseits dieser Szene bietet diese Episode allerdings kaum etwas lohnenswertes. Wenn eine Comedyserie bei einer Folge mit dem Humor so stark schwächelt, hat sie praktisch schon ihr eigenes Schicksal besiegelt. Und selbst neben dem Humoraspekt kann diese Episode nichtmal nennenswert die Charakterbeziehungen ausbauen. Übrig bleibt ein öder Plot, der es nicht wirklich wert ist, gesehen zu werden. „Guilt Tripping“ kann getrost übersprungen werden.