Sonic Boom: „Der Sidekick“ & „Mitbewohner auf Zeit“ Episoden-Review

OT: The Sidekick“ & „Can an Evil Genius Crash on your Couch for a few Weeks?“ – Herzlich Willkommen zum Serien Samstag! Hier werden wir jede Woche zwei Episoden der neuen Sonic Boom TV Serie reviewen! Und natürlich beginnt die Premiere dieser Rubrik mit der Premiere der Serie – den Episoden „The Sidekick“ und „Can an Evil Genius Crash on Your Couch for a Few Days?“

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Die erste Episode mit dem Titel „The Sidekick“ behandelt genau diesen: Eggman hat einen neuen Roboter namens Burnbot (der ironischerweise mit Klauen angreift), mit dem er Sonic den gar ausmachen will. Als unser blauer Held den Roboter zusammen mit Tails plattmachen will, wird dessen Flugzeug unglücklicherweise von den Klauen des Bots angegriffen, wodurch Tails abstürzt. Der Fuchs ist glücklicherweise noch am Leben, doch Sonic nimmt sich vor, ihn nie wieder in Gefahr zu bringen. Sein Plan: Ein Casting für einen neuen Sidekick! Die Bewerber sind jedoch größtenteils unbrauchbar, übrig bleiben nur Eggman und Tails, die sich durch Sonics schwammig formulierte Aufnahmebedingungen wieder in die engere Auswahl schmuggeln, und ein Biber, den Sonic notgedrungen aufnimmt, um wenigstens noch eine Alternative zu den beiden zu haben. Im Wettbewerb für den besten Sidekick müssen die Teilneher schnellstmöglich einen Berg erreichen, erst auf einem Hoverboard, dann im Flugzeug/Eggmobil. Der Biber wird von Eggman, der kein Sidekick, sondern die Helden loswerden will, schnell ausgeschaltet, doch auch Tails stürzt nach dem erneuten Einsatz von Burnbot in einen zugefrorenen See. Sonic befreit ihn schnell aus seinem Flugzeug, bevor es in den See einbricht, doch Eggman hat noch ein Ass im Ärmel: Burnbot kann jetzt tatsächlich Flammen werfen! Er schmilzt das Eis und die beiden Helden brechen ein. Sonic will, dass Tails sich retten kann, doch als Sidekick lässt er nicht los: Die beiden gehen unter, doch der zweigeschweifte Fuchs schwimmt mit geballter Kraft an die Oberfläche und zieht Sonic an Land, woraufhin dieser Burnbot mit einer gezielten Attacke ausschaltet und Eggman Leine zieht. Am Abend sitzen die beiden am Strand und spaßen etwas über Tails wiederaufgenommene Sidekickrolle.

Gleich die erste Episode zeigt eine emotionale Verbindung zwischen Sonic und Tails – diese „Bromance“, wie sie oft vom Fandom genannt wird, kommt trotz der kurzen Laufzeit von 11 Minuten sehr gut zum Vorschein und ist wirklich herzerwärmend, sodass eine hohe Chance darin besteht, dass die Episode einem ein „Aaaaw~“ entlockt. Sonichelpstails Das alles wäre ohne die großartige Charakterisierung nicht möglich: Sonics Gutherzigkeit wird perfekt in Szene gesetzt. Während er, vor allem in den neueren Spielen, oftmals ein wenig zu egoistisch und kalt wirkt, strahlt er hier in jeder Szene, in der er sich um Tails sorgt, eine wunderbare Wärme aus, sodass auch nie ein Hauch von Missgunst besteht. Aber auch seine etwas ruppigere Art wird gut porträtiert – es scheint fast so, als hätte man in Boom den perfekten Mittelpunkt in Sonics Persönlichkeit getroffen. Roger Craig Smith, der Synchronsprecher des blauen Igels, trägt dazu auch einen großen Teil bei: In jeder Zeile trifft er die perfekte Note, egal ob Sonic von jemandem genervt wird, besorgt ist oder auch nur aus Erleichterung seufzt – es trifft immer den Punkt, den es soll. Einzig allein die Zeile „I can’t swim“ gegen Ende der Episode wirkt geradezu seltsam schwach und deplatziert. Aber das ist nur ein winziges Schandfleckchen in einer großartigen Performance.

KnucklesAmyDie anderen Charaktere der Serie haben in dieser Folge eher eine Nebenrolle, Sticks setzt die Folge sogar ganz aus. Nichtsdestotrotz sorgen insbesondere Amy und Knuckles beim Casting für große Lacher, besonders Knuckles‘ Missverständnis der Castingaktion (er will Sonic als Knuckles Jr. casten) und Amys Gesang haben in der Community schon fast einen kleinen Kultstatus erreicht. Amy scheint ihre fanatische Seite mit einer etwas bekloppteren ausgetauscht zu haben, was echt gut zu ihr passt. Knuckles ist immernoch der etwas langsame, liebevolle Dödel, wobei das bei Übernutzung der Gags rech schnell nervig werden kann. In dieser Folge ist das jedoch noch lange kein Problem und sogar wunderbar witzig.

Auch in der deutschen Version dürfen sich die Sprecher in der Boomwelt präsentieren und tun das auch echt gut. Große Überraschung ist Marc Stachel als Sonic: Wo er in den letzten Spielen doch oft gelangweilt klang, hat er in der Serie einen richtigen Enthusiasmus bei der Sache und spricht den blauen Raser richtig gut. Auch Tails, Amy und Knuckles sind gewohnt gut, wobei bei letzterem etwas die Dummheit in der Performance fehlt, aber ansich trotzdem super auf dem Ameisenigel liegt. Bei Eggman gibt es leider einen kleinen Schock: Hartmut Neugebauer, der den Eiermann seit Jahren sprach, hat seine Rolle abgegeben. Der neue Sprecher macht seine Arbeit recht gut, wenn er auch trotz der tieferen Stimmlage sehr anders klingt als sein Vorgänger und eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigt. Auch die Übersetzungen sind im Großen und Ganzen solide, mit dem ein oder anderen Schnitzer zwischendrin: So wurde die „Evil Ham“ Zeile, eines von Original Eggman-Sprecher Mike Pollocks Lieblingszitaten, restlos entfernt, obwohl es mit einer simplen Übersetzung getan wäre, was die ganze Sache noch irritierender macht. Alles in allem kann sich die deutsche Fassung aber doch sehen lassen.

Viel gibt es bei der Folge nicht zu meckern. Einziger Makel ist, dass die Actionsequenzen im Gegensatz zur Comedy etwas abfallen und nicht ganz so unterhaltsam sind wie die Gags und nur in die „Recht gut“ Kategorie fallen. Sonst ist die Folge sehr gut: Sie hat viel Witz und viel Herz mit ner großen Portion Charakterinteraktion, die es einem warm ums Herz werden lässt.

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In der zweiten Folge wird die Herzschiene etwas zurück- und der Gagpegel ordentlich hochgeschraubt: Mitten in der Nacht taucht Eggman bei Sonic und Tails auf und bittet die beiden, ihn aufzunehmen, bis seine zerstörte Festung wieder aufgebaut ist. Trotz anfänglicher Zweifel gibt Sonic den Bitten nach und lässt ihn bei sich wohnen. Eggman ist allerdings alles andere als ein braver Mitbewohner: Permanent wird genörgelt, gestört und zerstört, bis der Punkt erreicht ist, an dem Sonic den Doktor gnadenlos rausschmeißen will, was Amy durch ein Mitbewohner-Meeting jedoch verhindert und Sonic einwilligt, Eggman bleiben zu lassen, wenn er sich von nun an benimmt. Der Doktor nimmt sich das (scheinbar) zu Herzen und verbringt auf freundlichste Weise Zeit mit seinen neuen Kumpanen – allerdings scheint er so viel Spaß zu haben, dass er seine Freunde nicht einmal schlafen lassen will! Was erst als weitere Eigenart des Eierkopfes erscheint, entpuppt sich kurze Zeit später als (mehr oder weniger) raffinierter Plan: Sonic und Tails sollten so übermüdet sein, dass sie sich nicht gegen Eggmans neuen Obliterator -Bot wehren können. Unglücklicherweise reagiert der Roboter nicht auf Eggmans Anweisungen und beginnt, dessen Festung zu zerstören – wodurch Eggman WIRKLICH bei den beiden Freunden als Mitbewohner festsitzen würde! Das können Sonic und Tails natürlich nicht zulassen, weshalb sich die beiden trotz Schlafmangels auf den Weg machen und es letztendlich auch (mit etwas Hilfe von Eggman) schaffen, den Roboter auszuschalten. Dummerweise explodiert Eggmans Basis trotzdem, wodurch dessen Besitzer es nochmal bei dem Heldenduo Unterschlupf sucht – was aber einstimmig abgelehnt wird.

Fazit der Episode: Eggman ist fantastisch. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.

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Spaß beiseite, Eggman stiehlt hier komplett die Show und zeigt gleichzeitig, wieviel Potential die Geschichten im Gegensatz zur Videospielreihe haben: Während dort permanent der recht gewöhnliche „Gut gegen Böse“ Plot dominiert, kann man hier durch die nebensächlichere Behandlung dieses Storyfadens und die etwas freundlichere Beziehung zwischen Eggman und Team Sonic ganz andere Storylines benutzen, die neue Aspekte einiger Charaktere beleuchten. Unser eierförmiger Bösewicht ist hier das perfekte Beispiel: Zu sehen, wie er sich einfach im normalen Leben jenseits des Pläneschmiedens verhält, und dabei die wahnsinnig verrückte Facette seines Charakters auszuschöpfen, ist unglaublich unterhaltsam – Eggman schläft in nem pinken Babypyjama? Eggman wäscht singend ab? Eggman lacht böse im Schlaf? Eggman schwingt an der Decke und schlägt mit Kissen um sich?! Das Ganze ist unglaublich abstrus und doch so wunderbar in-character für den Doktor. Das absolute i-Tüpfelchen der ganzen Sache ist Mike Pollock: Der englische Synchronsprecher des Doktors hat hörbar viel Spaß am verrückten Skript der Episode – man könnte fast meinen, er schwingt mit seiner animierten Figur durch den Raum, soviel Herzblut steckt er in seine Performance. Der deutsche Sprecher kommt leider nicht wirklich an diese zugegeben enorm hohen Höhen heran, was sich vor allem in dem nicht so herrlich überdrehten, sondern ziemlich zahmen bösen Gelächter zeigt, macht seinen Job aber trotzdem passabel.

KnuxStixAmyxIm Gegensatz zur grandiosen Charakterisierung und Performance von Eggman fallen die anderen Charaktere leicht ab, sind aber trotzdem noch sehr gut dargestellt. Sticks hat hier ihren ersten Auftritt und sorgt für einen echt witzigen Gag mit dem Obliteratorbot, zeigt aber sonst nicht besonders viel von ihrem Charakter – der Ersteindruck ist allerdings positiv. In der deutschen Fassung fällt sie etwas ab: Die deutsche Sprecherin passt stimmlich, ist schauspielerisch aber noch etwas wacklig auf den Beinen. Besonders ihre lauten Szenen sind zu sanft, was für den Zuhörer evtl. etwas angenehmer ist, aber nicht wirklich auf die energischen Animationen des Charakters passen. Auch um den zuvor erwähnten witzigen Charaktermoment wurde sie beraubt: Im Original kämpft die Dachsdame mit dem langen Wort „Obliterated“, während sie im deutschen versucht, das mehr als simple Wort „Klein“ auszusprechen, was komplett an der Ursprungspointe vorbeigeht und den Witz geradezu ruiniert. Sehr schade. Amy zeigt als liebevolle Vermittlerin zwischen den beiden Parteien eine weitere Facette ihres Charakters, Knuckles stellt sogar intelligente Fragen (was man von seiner Comic-Charakterisierung kaum erwarten konnte). Auch Sonic zeigt sich wieder in nem tollen Licht, zwar misstrauisch gegenüber Eggman (zurecht), aber human genug, um ihn bei sich wohnen zu lassen. Die Charakterisierung ist wieder einmal Top.

Viel mehr gibt es zu der Episode auch nicht zu sagen: Sie ist ein reines Gagfeuerwerk! Ein Witz jagt den nächsten, fast ohne Pause, mit ein wenig Action dazugemischt. DIe Folge ist einfach nur ein spaßiger Genuss von Anfang bis Ende, auf der man als Freund von Comedy voll auf seine Kosten kommt – besonders als Fan des Eiermanns.

Thigolf

Geschrieben von: Thigolf

Thigolf hatte 2004 mit Advance 3 ersten Kontakt mit Sonicspielen und wurde 2007 mit dem Seeabenteuer Rush Adventure vollständig zum Fan. Seit Anfang 2014 ist er als Redakteur bei Spindash dabei und kümmerte sich primär um die Reviews der Boom-Serie. Seit erster Stunde liegt ihm ein gewisser zweigeschweifter Fuchs besonders am Herzen.

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