Comic-Mittwoch: An Bord eines Schiffes der Egg Fleet wird Sonic von seinem geläutert geglaubten Erzfeind Dr. Eggman höchstpersönlich konfrontiert. Doch ist alles so, wie es den Anschein hat – oder versteckt sich hinter der Identität des Wissenschaftlers eine neue Gefahr?
Um die Bilder zu vergrößern, könnt ihr auf sie klicken.
Inhalt
Hoch in die Lüfte verfrachtet uns das siebte Comic-Abenteuer von IDW: Bei einem Tornado-Rundflug stoßen Sonic und Tails überraschend auf ein aktives Flugschiff der Egg Fleet – und die beiden Helden beschließen spontan, die Gelegenheit am Schopf zu packen. Schließlich gilt es nach wie vor herauszufinden, wer nun anstelle des an Gedächtnisverlust leidenden Dr. Eggman die über dem Globus verteilten Badnik-Truppen koordiniert.
Vom zweifschweifigen Mechaniker mit einem Gerät ausgerüstet um die Daten des Flugschiffes herunterzuladen, stürzt der blaue Igel sich im Freiflug auf das feindliche Schiff. Doch kaum angekommen, erwartet ihn ein unerwarteter Anblick: Dr. Eggman selbst hat bereits mit dem Auftauchen seines Widersachers gerechnet und einen Hinterhalt vorbereitet. Doch Sonic fällt auf diesen Trick nicht herein und konfrontiert den „Faker“, schließlich hat er mit dem echten Wissenschaftler in den letzten Ausgaben bereits Bekanntschaft gemacht.
Der falsche Bösewicht löst darauf das Rätsel und gibt sich zu erkennen: Wie schon im Videospiel Sonic Heroes, ist Neo Metal Sonic derjenige, der die Identität seines Schöpfers angenommen hat um die Helden zu täuschen – doch diesmal ist nicht Verrat das Motiv für den Etikettenschwindel. Neo Metal Sonic erklärt, er hätte eigentlich als Geheimwaffe im Krieg rund um Sonic Forces fungieren sollen, doch konnte er nicht rechtzeitig fertig gestellt werden. Nun sucht der mechanische Doppelgänger nach seinem vermissten Meister um ihn wieder auf den Thron des Eggman Empire zu hieven – und währenddessen ist er in das Kostüm seines Schöpfers geschlüpft um ihn angemessen zu vertreten und seine Pläne für die Weltherrschaft fortzuführen.
Ein wilder Kampf entbrennt schließlich zwischen Igel und Maschine, Sonics anfänglicher Vorteil wird jedoch recht schnell gedreht als Neo Metal Sonic einen alten Trick aus der Mottenkiste holt und die Daten seines Widersachers kopiert – nun mit den Angriffen und der Geschwindigkeit des blauen Igels ausgerüstet, wendet der Bösewicht das Blatt auf dem Fuß. Sonic erkennt, dass seine Chancen gegen die Kombination von Schlachtschiff, Badniks und „Senior Sternfisch“ recht gering ausfallen – und entschließt sich stattdessen, vorerst sein Heil in der Flucht zu suchen.
Am Deck des Schiffes wird der Flüchtende wenig später von den Kanonen und einer Egg Pawn-Gruppe festgesetzt, erledigt diese jedoch gekonnt per ausgeliehener Lanze. Die Ablenkung hat jedoch funktioniert – Neo Metal Sonic schießt hervor und packt einen unvorbereiteten Sonic an der Kehle. Während der Fiesling den Helden über den Rand des Schlachtschiffes baumeln lässt, erteilt er ihm ein Ultimatum: Entweder er enthüllt den Standort seines Meisters, oder er fällt.
Ein Schicksal das Sonic offenbar wenig juckt: Anstelle mitzuspielen, kickt er sich frei vom Griff seines Rivalen und stürzt in den Abgrund. Doch ein siegessicherer Neo Metal Sonic wirkt schon einen Moment später ziemlich überrumpelt, als der fallende Igel sicher auf dem Tornado landet und mit Tails die Flucht antritt – dank der im Kampf zerstörten Kanonen kann der Roboter zu seinem Ärger nichts dagegen anstellen außer zuzusehen.
Zurück im HQ des Widerstandes, erzählen Sonic und Tails ihren Freunden Knuckles und Amy von den jüngsten Ereignissen. Zu allem Überfluss ist es dem Igel im Eifer des Gefechtes nicht gelungen, den wahren Plan des mechanischen Fieslings herauszufinden, weshalb die versammelten Helden vorerst im Dunkeln tappen. Davon wollen sie sich jedoch nicht aufhalten lassen und beschließen, mithilfe des Widerstandes jetzt erst recht in Aktion zu treten. Kommen sie aber eventuell zu spät? Auf der letzten Seite hat Neo Metal Sonic nämlich sein vorläufiges Ziel erreicht: Das unbewachte Angel Island!
Fazit
Na, ist die Überraschung über die wahre Identität von Dr. Eggmans vorläufiger Vertretung gelungen? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, schätze ich. Für viele Fans, mich eingeschlossen, war Neo Metal Sonic tatsächlich eine der wahrscheinlichsten Varianten, die speziell mit dem Auftauchen der Egg Fleet aus Sonic Heroes nochmal zusätzlich zementiert wurde. So gesehen war diese Enthüllung aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit letztendlich für mich nicht viel mehr als ein beiläufiges Schulterzucken wert – auch wenn ich es im Umkehrschluss recht amüsant finde, dass der harmlos-freundliche „Mr. Tinker“ nun tatsächlich als der echte Eggman bestätigt wurde und gespannt bin, wie es mit ihm wohl weitergehen wird.
Neo Metal Sonic, meiner bescheidenen Meinung nach, war in seinem Originalspiel nie wirklich ein überaus interessanter Hauptfeind. Das lag vielleicht auch daran, dass er selbst leider nicht wirklich viel Rampenlicht abbekommen konnte, da er den Großteil des Spieles in die Persönlichkeit von Dr. Eggman geschlüpft ist. Kann Ian Flynn also wieder seine Magie zünden und mir Charaktere sympathisch erscheinen lassen, die ich in den Spielen nicht ganz so gut leiden konnte?
Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden: Neo Metal Sonic wirkt kühl, kalkulierend, zeigt jedoch für einen Roboter dennoch überraschend viele Emotionen, von Selbstgefälligkeit bis Wut und Überraschung ist alles mit dabei. Er kommt bedrohlich und cool rüber, ohne dabei zu sehr in einen „Edgy“-Stereotyp zu rutschen, der ihn zu einer Selbstparodie verwandeln würde. Mir gefällt, was ich bisher von ihm gesehen habe und freue mich tatsächlich auf seine weiteren Auftritte.
Ebenfalls ein tolles Detail, auch wenn mir hier vermutlich nicht alle Fans von ihm zustimmen werden, ist die Tatsache, dass Robotnik aus seinem Fehler gelernt hat und Sonics mechanischer Doppelgänger dadurch nun 100% loyal zum bösen Wissenschaftler steht – sogar so weit, dass er in seinem Namen selbst nach seinem Verschwinden die Welt erobern möchte. Es gibt keine Spur von einem rebellischen Funken der ihn noch in Sonic Heroes motiviert hatte, was manch einer vielleicht kritisieren könnte. Ich selbst finde das Klischee einer Schöpfung die ihren Meister hintergeht gerade für diese Reihe jedoch schon derart stark ausgelutscht, dass ich froh bin, dass tatsächlich unser eiförmiger Hauptbösewicht indirekt immer noch die Fäden in der Hand hält.
Charakterinteraktionen und Persönlichkeiten der Hauptfiguren sind wieder einmal mühelos gelungen. Ganz egal ob zwischen den beiden Kontrahenten am Schlachtschiff, oder das Gespräch am Ende zwischen den vier versammelten Freunden in welchem sie die weiteren Schritte besprechen, die Gespräche sind unterhaltsam geschrieben. Ein paar kleine Eastereggs gibt es ebenfalls wieder zu entdecken, zum Beispiel zitiert Sonic an einer Stelle eine Zeile aus seinem Sonic 06-Theme „His World“, oder fällt am Ende im HQ des Widerstands jene hübsche Blume auf, die bereits in Sonic Forces am Titelbildschirm nach Komplettieren des Spieles dort auftaucht – Kleinigkeiten, die allerdings eine große Liebe zum Detail beweisen.
Die aktuelle Ausgabe hat jedoch besonders für Action-Freunde ebenfalls einiges in petto: Der Mittelteil der Geschichte besteht nämlich aus einer spektakulären Kampfszene zwischen Sonic und seinem mechanischen Ebenbild, die schließlich in eine wilde, explosive Verfolgungsjagd quer über das Schlachtschiff mündet. Wir haben hier in meinen Augen mit Abstand das beste Gefecht des jungen IDW-Universums vor uns. Beide Kontrahenten schenken sich nichts und tauschen anfangs mehrere heftige Treffer aus, während die Verfolgungsjagd im späteren Verlauf dynamisch zur Schau gestellt wird und mit einer besonders coolen Aktion von Sonic endet, als dieser sich die Lanze eines Egg Pawn ausleiht und mit ihr einen verheerenden Wirbelwind-Angriff startet. Highspeed-Action vom Feinsten, die zu dieser Franchise wie die Faust aufs Auge passt.
Diese beeindruckende Action-Szene würde natürlich nicht so gut funktionieren, wenn nicht auch das Artwork stimmen würde. Kein Grund zur Sorge jedoch, ist dafür schließlich der seit Archie-Tagen an Sonic mitwirkende Adam Bryce Thomas zuständig, der bereits zum zweiten Mal für die IDW-Comics kritzelt und schon in Ausgabe 2 sein großes Talent unter Beweis gestellt hat. Ganz egal ob ruhige Gespräche oder heftige Action, seine Charaktere sind extrem ausdrucksvoll zur Geltung gestellt und speziell in der Kampfszene scheint sein flotter, dynamischer Stil stark auf – jeder Treffer wird mit der dementsprechenden Heftigkeit unterstrichen, dass man beinahe mit den Charakteren mitfühlen kann während sie wuchtig durch die Gegend gekickt werden. Großartige Arbeit, Adam Bryce Thomas gehört trotz großer Konkurrenz von allen Seiten definitiv zum Besten, das IDW-Sonic aktuell zu bieten hat.
Von drei auf fünf: Diesmal ist die Auswahl an Cover etwas größer als noch in den letzten Ausgaben:
Wir beginnen mit Cover A von Kieran Gates, welches einen Angriff von Sonic auf ein Egg Fleet-Schiff aus dem Blickpunkt eines Cockpits zeigt, welches verdächtig wie eine klassische Arcade-Maschine aussieht. Ich persönlich muss gestehen, nicht der größte Fan des Covers zu sein – die Perspektive samt der Gaming-Maschine ist zwar eine nette Idee, die Umsetzung wirkt mir jedoch etwas zu banal und mir ist auch der Freiraum in der oberen Hälfte etwas zu groß, man hätte mehr mit diesem Konzept anstellen können.
Cover B von Adam Bryce Thomas trifft meinen Geschmack schon eher, der Tornado von Sonic und Tails durchbricht zusammen mit einem von Eggmans Flugschiffen die Wolkendecke. Eine dynamische Perspektive die mir sehr gefällt, die Farbgebung und die entschlossenen Posen der Hauptfiguren rundet das Gesamtbild ab und handelt es sich in meinen Augen definitiv um einen Hingucker.
Für Cover RI kehrt Nathalie Fourdraine zurück, die inzwischen bereits eine beeindruckende Combo von durchgehend sieben Ausgaben aufrecht erhält. In ihrem ominösen Cover sind Sonic und Tails im wahrsten Sinn des Wortes im eisernen Griff von Dr. Eggman und seiner Badnik-Armee gefangen. Ein düsterer Anblick, der mir jedoch wie von ihr gewohnt ebenfalls sehr zusagt.
Zusätzlich zu den üblichen drei Verdächtigen gibt es diesmal aufgrund zeitgleich laufender Conventions auch spezielle Variants, die Fans exklusiv auf diesen Events ergattern können.
Das Erste davon stammt aus der Feder von Jamal Peppers, einem Sonic-Veteranen der bereits lange die Comic-Abenteuer des Igels begleitet. Sonic und Tails stehen Dr. Eggman gegenüber, dieser übertürmt aufgrund seiner langen Beine nicht nur die Helden, sondern gleich das ganze Cover. Ein schöner Rücken kann zwar auch entzücken, und die entschlossenen Posen der beiden Helden wirken ebenfalls nett, aber die Perspektive ist in meinen Augen dennoch etwas seltsam gewählt.
Adam Bryce Thomas war für diese Ausgabe besonders fleißig, er hat nämlich für die San Diego Comic Con ein zweites Cover gebastelt: Ein pfeilschneller Sonic mit zum Schlag erhobener Faust ist darauf im Visier eines Bösewichten. Erneut, eine coole Idee für ein Cover, ein sehr dynamischer Anblick und Fans sollten definitiv zufrieden sein, wenn sie eines dieser vermutlich doch recht limitierten Exemplare ergattern konnten.
Ein drittes Convention-Variant existiert ebenfalls, handelt es sich dabei jedoch nur um eine farblich leicht angepasste Variante von Cover RI von Nathalie Fourdraine – da ich auf dieses Cover bereits eingegangen bin, bleibt mir deshalb nicht viel dazu zu sagen.
Nächste Ausgabe:
Welches Ass hat Neo Metal Sonic im Ärmel, um die Vision seines Meisters zu erfüllen und die Weltherrschaft an sich zu reißen? Auf der Suche nach Antworten über seine nächsten Schritte infiltriert Sonic eine alte Basis von Dr. Eggman, erhält dabei sogar unverhofft Hilfe von seinem zeitreisenden Gefährten Silver. Doch auf ihrer Mission scheinen die Helden ebenfalls im Visier einer weiteren Person zu gelangen – handelt es sich dabei um Freund oder Feind?