Comic-Mittwoch: Mr. Tinker ist in großer Gefahr! Shadow ist fest entschlossen, Dr. Eggman zur Strecke zu bringen – ungeachtet der Tatsache, dass dieser an Gedächtnisverlust leidet. Sonic muss nun für seinen ehemaligen Hauptfeind in die Bresche springen und konfrontiert seinen Rivalen.
Um die Bilder zu vergrößern, könnt ihr auf sie klicken.
Dieses Happy End hat nicht lange gehalten: Gerade noch hat Sonic dem aus Amnesie resultierenden Wandel von Dr. Eggman Glauben geschenkt und entschlossen, ihn weiterhin unter seinem neuen Namen „Mr. Tinker“ der Dorfgemeinschaft helfen zu lassen, da tauchen auch schon neue Schwierigkeiten auf. Shadow und Rouge haben sich ebenfalls zum Standort des Wissenschaftlers aufgemacht – speziell der schwarze Igel hegt jedoch keine freundlichen Absichten, besonders nachdem er mitgehört hat, dass Mr. Tinker offenbar gerade an „Eggman Land“ arbeitet. „The Fate of Dr. Eggman: Part 2“ beginnt mit der Ankunft der beiden Team Dark-Mitglieder.
Der blaue Igel probiert seinem Rivalen zwar anfangs die Situation zu erklären, seine Versuche sowie er selbst werden jedoch von einem wenig beeindruckten Shadow mehrmals nicht nur sprichwörtlich beiseite geschoben. Also entschließt Sonic sich für eine radikalere Methode, um seinen geläuterten Erzfeind zu beschützen und sich Gehör zu verschaffen: Er pfeffert seinen Kontrahenten in einem Überraschungsangriff gegen die nächstbeste Hauswand und hat es so geschafft, dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein wildes, pfeilschnelles Gefecht quer durch das Dorf und das umliegende Gebiet entbrennt zwischen den zwei Streithähnen.
Die ebenfalls anwesenden Chaotix erkennen relativ schnell, dass sie im direkten Gefecht wohl keine Chance haben mitzuhalten. Deshalb konfrontieren sie stattdessen Rouge, hat diese ihren finsteren Gefährten doch schließlich zum Dorf geführt und diesen Schlamassel gestartet. Doch die diebische Fledermaus enthüllt, dass all das Teil ihres Planes gewesen ist – woher haben die Chaotix wohl den anonymen Hinweis erhalten, der sichergestellt hat, dass Sonic vor Shadow hier im Dorf auftaucht?
Besagte Igel haben ihren Highspeed-Wettlauf schließlich in die umliegende Waldgegend verschoben. Doch Sonic geht es nicht um den Kampf an sich: Während er versucht den Angriffen seines Rivalen auszuweichen, will er diesen davon überzeugen, dass selbst jemand wie Dr. Eggman eine weitere Chance verdient hat. Shadow kann jedoch nicht verstehen, wie Sonic ausgerechnet jemanden wie Robotnik in Schutz nehmen kann, der dem blauen Igel schon so oft Leid zugefügt hat.
Während er von Shadow jedoch an einem Baum festgekeilt wird, zieht Sonic das entscheidende Argument aus dem Hut: Er erinnert die Ultimative Lebensform an dessen eigene Taten und daran, dass er einst sogar die Erde zerstören wollte. Wenn Eggman nicht vergeben werden kann – kann im Umkehrschluss dann auch Shadow selbst vergeben werden?
Der schwarze Igel gibt darauf seinen Widerstand auf – jedoch nicht, ohne sich vorher zu überzeugen, was es mit Eggman Land auf sich hat. Er rast zum Dorf zurück und fordert einen verängstigten Mr. Tinker auf, ihm zu zeigen, was damit gemeint ist. Der Bastler führt ihn darauf zu einer alten Lagerhalle: Im Inneren befindet sich ein Spielplatz für die Kinder des Dorfes, erbaut aus Teilen von zerstörten Badniks. Wieso jedoch „Eggman Land“? Mr. Tinker erklärt, der Name sei ihm einfach aus heiterem Himmel eingefallen, was in Sonic eine kleine Befürchtung wachsen lässt: Könnte die Erinnerung des Wissenschaftlers langsam aber sicher zurückkehren?
Vorerst jedoch ist nun alles im Butter. Shadow und Rouge verlassen das Dorf unverrichteter Dinge und auch Sonic macht sich wieder auf den Weg, verspricht jedoch bei Gelegenheit definitiv wieder bei seinem neuen Kumpel vorbeizuschauen. Jedoch, was treibt unser mysteriöser Gegenspieler und Anführer der Badnik-Armee gerade? Dieser tritt nun offenbar richtig in Aktion und befiehlt den Start der Egg Fleet, und auf der letzten Seite wird nun zusätzlich endlich seine Identität enthüllt: Es handelt sich um…Dr. Eggman?!
Was für ein Twist! …Mehr oder weniger zumindest, eine kleine Enttäuschung ist es letztendlich doch, dass der mysteriöse Geselle der seit Anfang der Comics aufgebaut wurde jetzt tatsächlich „nur“ unser wohlbekannter eiförmiger Hauptfeind ist. Doch mir scheint, das Mysterium ist damit noch nicht ganz am Ende angelangt: Wer ist jetzt nämlich der echte Dr. Eggman? Ist Mr. Tinker das Fake um Sonic und seine Freunde auf eine falsche Fährte zu lotsen, oder spielt jene Person ein falsches Spiel, die bereits laufend im Hintergrund die Fäden gezogen hat? Der Spannungsbogen der im Rahmen der letzten Ausgaben konstruiert wurde, ist trotz dieser wenig aufregenden Enthüllung letztendlich nach wie vor intakt, würde ich behaupten.
Doch kommen wir zur aktuellen Ausgabe selbst, Ian Flynn hat im Rahmen dieser kleinen Geschichte wieder einmal sehr deutlich bewiesen, wie gekonnt er die Persönlichkeiten des blauen Igels selbst als auch seiner Gefährten in Griff hat. Der Einstand von Shadow und Rouge ist in meinen Augen wirklich sehr gut gelungen, wenn auch in Sachen der Fledermaus mit ein paar kleinen Abstrichen, bekam diese leider nicht ganz so viel Rampenlicht im Vergleich zu ihrem dunklen Teamgefährten ab. Dennoch, wie sie im Hintergrund die Situation manipuliert hat um sicherzustellen, dass ein Gegenpol in Form von Sonic anwesend war um die Zerstörungswut von Shadow zu kontern und so Mr. Tinker eine Chance zu gewähren, fand ich eine interessante Aktion, die ihrer hinterlistigen aber doch gutmütigen Art gerecht wird.
Der Großteil der Ausgabe konzentriert sich jedoch natürlich auch das Gefecht zwischen Sonic und Shadow, das interessanterweise jedoch hauptsächlich nicht mit Fäusten, sondern mit Worten ausgetragen wird. Jenen Ansatz den ich bereits in der Vorausgabe sehr faszinierend fand, die Frage ob einem Schwerverbrecher wie Eggman nach Gedächtnisverlust ein Neuanfang gewährt werden darf, wird wieder aufgegriffen und als zentraler Konfliktpunkt zwischen Blau und Schwarz verwendet. Während Shadow damit argumentiert, dass Amnesie jemanden nicht ungefährlich macht – was definitiv als Anspielung auf seine eigenen Erfahrungen und Taten zu verstehen ist – glaubt Sonic daran, dass jeder eine Möglichkeit auf Wiedergutmachung erhalten sollte, wenn es die Umstände zulassen. Die unterschiedlichen Standpunkte sind nachvollziehbar, der daraus resultierende Konflikt zwischen den beiden Rivalen glaubwürdig.
Ian Flynn lässt hier die Persönlichkeiten beider Charaktere samt ihren daraus folgenden Interaktionen definitiv scheinen. Das fängt bereits mit Kleinigkeiten an, zum Beispiel wie es Sonic im Eifer des Gefechtes durch Hinterlist gelingt, die Aufmerksamkeit von Shadow auf sich zu ziehen und ihn dadurch von Mr. Tinker fernzuhalten: Durch pure Provokation, gezielt auf den Stolz der Ultimativen Lebensform. Dem blauen Igel geht es jedoch nicht um eine Prügelei an sich, er nutzt die Gelegenheit um seinen Gegner stattdessen mit Argumenten zu überzeugen, zum Beispiel als er auf frühere Ereignisse aus Sonic Adventure 2 und Shadow the Hedgehog anspielt, in denen Eggman ihnen bei der Rettung der Welt geholfen hat. Wenig später als beide Kontrahenten schließlich festgefahren sind und sich mit ihren Standpunkten einen Showdown liefern, ist es derweil Shadow der schließlich einsehen kann, dass er möglicherweise im Unrecht war, als Sonic ihn mit seiner eigenen Vergangenheit als Bösewicht konfrontiert. Trotz ihrer Meinungsverschiedenheit spürt man deutlich, dass beide Rivalen sich gegenseitig respektieren und gewillt sind, sich anzuhören – auch wenn vorher wohl erst mal die Fäuste fliegen müssen, um letztendlich zu diesem Punkt zu gelangen.
Charakterinteraktion ist die große Stärke dieser Ausgabe, die Gespräche zwischen den einzelnen Figuren sind unterhaltsam geschrieben, jeder handelt im Grunde entsprechend seiner Persönlichkeit und sorgt dieser Umstand für ein spaßiges Leseerlebnis. Wer hier jedoch eine große Kampfszene erwartet hat in welcher die beiden Rivalen sich blau und schwarz (hah!) prügeln, der wird in dieser Ausgabe vermutlich nicht ganz auf seine Kosten kommen. Die Action ist kurz, verbleibt im Hintergrund und verläuft auch relativ einseitig, da speziell Sonic abgesehen vom Anfang keine Gegenschläge austeilt. Mich persönlich stört das in diesem Fall nicht, die Intention des Comics war definitiv kein Kampf auf Leben und Tod sondern eine Meinungsverschiedenheit die entschärft werden musste, aber es ist verständlich, wenn man sich im Vorfeld vielleicht ein wenig mehr Haudrauf-Action zwischen den zwei ewigen Rivalen erwartet hatte.
Auch ist es etwas bedauerlich, dass Rouge und die Chaotix größtenteils im Hintergrund zusehen und Cheerleader spielen müssen, was Charmy jedoch in Anspielung auf Sonic Generations zumindest spielerisch anmerkt und dem Leser zumindest einen kleinen Schmunzler entlocken kann.
Tracy Yardley macht dort weiter wo er letzte Ausgabe aufgehört hat, auch im zweiten Part dieser kleinen Storyline rund um Mr. Tinker schwingt er den Zeichenpinsel, wieder unterstützt von den Farben von Matt Herms. Das gelingt ihm erneut sehr gekonnt, besonders die Verfolgungsjagd zwischen den Rivalen im im Wald ist sehr dynamisch und aufregend zu Papier gebracht. Auch Sonic und Co. samt ihren jeweiligen Emotionen kommen wie gewohnt in seinem Stil gut rüber – wenn auch mit ein paar kleinen Abstrichen, in gewissen Panels zwischendurch wirken die Charaktere etwas detailarm, ebenfalls wirkt es auffällig, dass Rouge quasi die ganze Ausgabe über nur eine Emotion zeigt, nämlich ihren typischen, schelmischen Gesichtsausdruck.
Für diese Ausgabe gibt es wie zuvor wieder drei verschiedene Cover – und puh, diesmal fällt die Wahl tatsächlich sehr schwer, handelt es sich bei allen drei von ihnen um sehr verlockende Alternativen:
In Cover A aus der Zeichenfeder des langjährigen Archie-Veteranen Jonathan Gray stürmen Sonic und Shadow – stilmäßig nicht unähnlich eines berühmten Sonic CD-Covers – aufeinander zu, beobachtet von den umstehenden Chaotix, Rouge, sowie einem im Hintergrund lauernden Dr. Eggman. Ein sehr cooler und dynamischer Anblick, der bereits die Vorfreude auf die Geschichte im Inneren weckt und aus jeder Sammlung herausstechen sollte.
Cover B übernimmt wie schon die Ausgabe selbst ebenfalls Tracy Yardley, die beiden Protagonisten Sonic und Shadow teilen sich hier hälftig ein gemeinsames Artwork. Eine coole Idee die mich entfernt an Sonic Unleashed erinnert, wo zwischen Sonic und dem Werehog eine ähnliche Variante existiert. Der schwarze Hintergrund wirkt auf den ersten Blick möglicherweise etwas wenig aufregend, diese Designentscheidung funktioniert in meinen Augen jedoch gerade aufgrund der knalligen Farbgebung sehr gut und lässt das ikonische blau und rot der beiden Rivalen extra hervorstechen.
Für Cover C kehrt zum sechsten Mal in Folge Nathalie Fourdraine zurück, hier steht Dr. Eggman im Mittelpunkt, der einen genervten Sonic mit seinem Roboter nicht nur sprichwörtlich am Haken hat und ihm, wie man in der Internetsprache heutzutage so schön sagt, das „L“ für „Loss“ gibt. Ein weiterer lustiger und farbtechnisch hübscher Anblick, der wie von ihr gewohnt eine weitere tolle Alternative für Sammler darstellen sollte.
Dr. Eggman (?) beginnt seine Initiative und lässt seine mächtige Egg Fleet in den Himmel empor steigen. Diese Aktion führt jedoch auch dazu, dass Sonic und Tails bei einem Tornado-Einsatz auf eines der Luftschiffe stoßen. Als der blaue Held dieses auf der Suche nach Antworten infiltriert, stoßt er dabei unverhofft auf die Auflösung des großen Mysteriums rund um den bösen Wissenschaftler – und auf ein schlagkräftiges Problem.