IDWs Sonic the Hedgehog # 24 Review

Comic-Mittwoch: Der verheerende Zombot-Virus ist in Spiral Hill Village angekommen – Sonic, Tangle und der restliche Wiederaufbau sind vor Ort, um zu helfen. Doch die schweren Verluste der letzten Ereignisse haben tiefe Spuren hinterlassen…

<<

Um die Bilder zu vergrößern, könnt ihr auf sie klicken.

 

Inhalt

Spiral Hill Village ist ein beliebtes Ziel für Bösewichte: Neo Metal Sonic und die Babylon Rogues haben der idyllischen Heimat von Tangle bereits einen Besuch abgestattet. Nun schließlich ist Hauptfeind Dr. Eggman an der Reihe, der die Ortschaft mit seinem Zombot-Virus ins Chaos stürzt. Sonic ist nach seinem Scharmützel mit besagtem Wissenschaftler in der letzten Ausgabe bereits auf dem Weg, ebenfalls ist der Wiederaufbau von Amy etwas früher angekommen, die Evakuierung ist in vollem Gang.

Doch der Fall des Hauptstützpunktes, das Entgleiten eines potentiellen Heilmittels und schließlich der Verlust ihrer Freunde wiegt schwer auf den verbleibenden Helden: Frustriert reißt Espio als letzter Überlebender der Chaotix in ein Streitgespräch mit Sonic vom Zaun und gibt ihm eine Teilschuld an den fatalen Ereignissen – hätte er Mr. Tinker nicht in Schutz gestellt, wäre Dr. Eggman vermutlich nie zurückgekehrt. Als der Igel nach dem kurzen Wortgefecht wenig später am Luftschiff des Wiederaufbaus vorbeischaut, erwarten ihn zwar keine direkten Vorwürfe, doch Amy wirkt angespannt, Cream durch den Verlust ihrer Mutter kühl sowie distanziert und Tails bricht sogar in Tränen aus, sobald er erfährt, dass der Bio-Scanner des blauen Helden und letzter Rettungsanker für die Erforschung eines Heilmittels im Gefecht gegen Eggman zerschmettert wurde.

Allerdings, für Verzweiflung bleibt keine Zeit, es gilt den Rückzug aus dem Dorf in die Wege zu leiten. Amy befürchtet, dass der Start des Flugschiffes die herumstreifenden Horden anlocken könnte, weshalb Sonic loszieht um sich auf die Suche nach Tangle zu begeben, die vielleicht eine Lösung parat hat. Kaum ist er weg, informiert Gemerl jedoch das Igelmädchen über eine beunruhigende Entdeckung: Ein weiterer Scan des blauen Igels hat ergeben, dass seine Schnelligkeit vermutlich nicht mehr lange in der Lage ist, seine eigene Infektion unter Kontrolle zu halten…

Sonic hat die Lemuren-Kämpferin zwischenzeitlich aufgetrieben, die sich in einem Gerangel mit Zombots befindet. Der Igel hilft aus und erklärt ihr die Lage, worauf Tangle einen waghalsigen Plan vorschlägt: Sie will mit ihrem verlängerten Schweif und umstehenden Straßenlaternen eine Stolperfalle errichten, um die Zombots vom Flugschiff fern zu halten. Doch der Igel hat einen berechtigten Einwand, schließlich würde seine Gefährtin dadurch infiziert werden – Tangle jedoch winkt nur läppisch ab.

Warum? Nun, sie wurde zu Sonics Schock bereits infiziert, im Versuch Jewel zu retten kam sie zu spät und wurde von der Zombot-Version ihrer Kindheitsfreundin überrumpelt und an der Schulter verletzt. Der Igel gibt sich sofort die Schuld für diesen Verlauf – doch das aufgeweckte Lemuren-Mädchen sieht das anders und spricht ihrem Helden Mut zu, sie ist sich sicher, dass er sie und die weiteren Infizierten irgendwie retten wird.

Mit frischem Elan setzen sie den Plan von Tangle erfolgreich um, diese will zusätzlich zurück bleiben um den Rückzug zu decken. Nach einer letzten Umarmung macht sich Sonic schweren Herzens auf den Weg und überbringt seinen Freunden die schlechte Nachricht. Wölfin Whisper reagiert besonders heftig auf den Verlust ihrer neuen Freundin: Schreiend und tränenüberströmt will sie sofort zurück in das Dorf und kann nur mit Mühe von ihren eigenen Wisps davon abgehalten werden. Das Luftschiff bricht auf und entkommt erfolgreich, kaum hat Tangle am Boden ihren letzten Hieb ausgeteilt, sie nun ebenfalls ein weiterer Eintrag auf einer immer länger werdenden Liste der bisherigen Zombot-Opfer.

Eine weitere verheerende Situation für die Helden, doch auf dem Faceship von Dr. Eggman könnte dem Bösewichten ebenfalls eine unschöne Überraschung blühen: Frustriert über die Untätigkeit seines Chefs zieht Dr. Starline seinen geheimen Plan zur Kontrolle der Zombots durch und holt just in diesem Moment die Schrecklichen Sechs per Portal an Bord…

Fazit

Heilige Weihnacht! Dafür, dass diese Ausgabe tatsächlich am 25. Dezember herausgekommen ist, erwartet uns im Inneren des Heftchens keine sonderlich festliche, fröhliche Geschichte. Ganz im Gegenteil sogar, handelt es sich bei diesem Exemplar vermutlich um einen weiteren Höhepunkt an Dramatik in dieser aktuellen Zombot-Storyline.

Cover A

Die Ankunft in Spiral Hill Village beginnt bereits relativ ungemütlich für unseren gebeutelten blauen Helden. Espio, sonst ein eher ruhiger und friedlicher Geselle, platzt durch den kürzlichen Verlust seiner beiden Chaotix-Gefährten der Kragen. Wütend konfrontiert er den Helden mit einem fatalen Schluss: Hätten sie Mr. Tinker damals nicht auf Sonics Geheiß verschont, wäre Dr. Eggman nie zurückgekehrt. Der Igel lässt sich diesen Vorwurf nicht gefallen und kann sich nicht damit anfreunden, ständig über jede Person das Schlimmste zu vermuten – doch bevor das Streitgespräch zu eskalieren droht, erkennen beide Überlebende, dass es aktuell Wichtigeres als ihre persönlichen Differenzen gibt. Eine kurze aber relativ kraftvolle Szene, die schon von Anfang an den Frust und die Verzweiflung zeigt, mit der die verbleibenden Freunde in dieser Krise aktuell zu kämpfen haben, sowie ebenfalls klar macht, dass Sonics vergangene Entscheidungen diesmal sogar innerhalb seiner engsten Freundesgruppe nicht frei von Konsequenzen sind. So unabsichtlich dieser Verlauf auch ausfiel und so richtig die Wahl auf Mitgefühl damals auch gewesen sein mochte, Sonics Entschluss Eggman und Metal Sonic laufen zu lassen hat letztendlich die Zombot-Krise losgetreten – und das wissen auch seine Gefährten, welche die düsteren Früchte seiner Gutmütigkeit nun widerwillig ernten müssen.

Reichlich Zündstoff für inneren Konflikt, der im Zusammentreffen mit dem restlichen Wiederaufbau munter fortgeführt wird. Cream, die zuvor wehrlos zusehen musste wie ihre Mutter in einer Horde an Zombots versinkt, hat kein freundliches Wort mehr zur Begrüßung des blauen Helden parat, ihr Optimismus aus ihrem letzten Zusammentreffen wie weggewischt. Der letzte Anflug an Hoffnung in den Augen von Tails wird auf dem Fuß zerschmettert, als Sonic ihm gestehen muss, seinen Bio-Scanner im Kampf gegen Eggman zerstört zu haben. Man erkennt sehr deutlich, dass die Nerven auf allen Seiten blank liegen – doch eine Pause oder ein klärendes Gespräch ist den Helden leider nicht vergönnt, die Evakuierung muss weiterlaufen. Und dann folgt die nächste Hiobsbotschaft auf dem Fuß: Sonic kann sich offenbar nicht mehr lange gegen seine vollständige Infizierung wehren, sein Körper macht laut Gemerls Analyse im Versuch den Virus unter Kontrolle zu halten langsam aber sicher schlapp.

Bereits ab der Hälfte der Ausgabe wünscht man sich als Leser, dass sich endlich ein Lichtblick für die mitgenommenen Helden auftut. Als Sonic schließlich auf Tangle trifft, schafft die ausgeflippte Kämpferin es tatsächlich auch mit ihrer fröhlichen Natur und ihrer kreativen Art der Zombot-Bekämpfung die Laune ein wenig zu heben – doch natürlich, der nächste emotionale Hieb folgt direkt auf dem Fuß, mit der Enthüllung, dass sie bereits ebenfalls angesteckt wurde. Die grausame Ironie dabei natürlich, dass ihre zum Zombot verwandelte Kindheitsfreundin Jewel dafür verantwortlich war, upps.

Cover B

Doch der Ironie nicht genug – genau dieser Moment stellt in meinen Augen tatsächlich den schönsten, emotionalsten und hoffnungsvollsten Part der Ausgabe dar. Sonic, von den letzten Verlusten und Vorwürfen bereits zermürbt, gibt sich die Schuld für ihre Ansteckung. Doch anstatt ihn ebenfalls zu verurteilen oder zu verzweifeln, glaubt Tangle ganz fest an eine Rettung durch ihr großes Idol und spricht ihm dringend benötigten neuen Mut zu. Beide haben nach diesem Gespräch ein Lächeln auf den Lippen, während sie Tangles verrückten aber effektiven Plan ihren Schweif als Barriere an Laternenpfosten zu knoten umsetzen. Als das schlagfertige Lemuren-Mädchen schließlich zurückbleiben muss, teilen sie sich noch eine letzte Umarmung als Verabschiedung – für den blauen Igel, der seit seiner eigenen Ansteckung keinen körperlichen Kontakt mehr zu seinen engsten Freunden pflegen konnte, vermutlich ein besonders wertvoller Moment. Es war klar zu erkennen: Sonic benötigte nach den Fehlschlägen der letzten Ausgaben über dringend jemanden der ihm wieder auf die Beine helfen, seine Selbstzweifel lindern und ihn neu motivieren konnte – und seine neue Gefährtin hat diese Rolle dank ihres unerschütterlichen Glaubens an ihm mit Bravour gemeistert.

Tangle hat sich im Laufe ihrer letzten Abenteuer zu einem meiner ganz engen Comic-Favoriten gemausert und diese Ausgabe hat diesen Eindruck nur gefestigt. Ihr letztes Aufbegehren in welchem sie bis zur letzten Sekunde für ihre Freunde gekämpft hat bevor sie schließlich gänzlich zum Zombot verwandelt wurde war ein besonders kraftvoller, tragischer Moment. Und Stichwort tragisch: Die Reaktion von Whisper auf das Schicksal ihrer neuen Freundin war in einer Ausgabe voller dramatischer Momente vermutlich das düstere Highlight zum Schluss – speziell da die schüchterne Wölfin ihre Emotionen nicht oft zeigt, war der Moment in dem sie einfach nur schreiend ihrer verlorenen Freundin in eine erbitterte Zombot-Horde folgen wollte umso heftiger und zeigt, welche starke Freundschaft sich zwischen den beiden ungleichen Gefährtinnen im Laufe der letzten Ausgaben entwickelt hatte.

Alles in allem: Was für eine niederschmetternde aber genau deshalb sehr gelungene Ausgabe! Genau darauf hatte ich mit Start dieser Zombot-Storyline gehofft: Tragische, mitreißende Situationen voll von überraschenden Verlusten, unterstrichen mit der nötigen Emotion und den entsprechenden Konsequenzen um diese globale Krise glaubwürdig erscheinen zu lassen. Auch wenn man vielleicht ein wenig das fehlende Worldbuilding kritisieren könnte da man in diesem jungen Comic-Universum stetig nur bekannte Orte wiedersieht, zeigt sich speziell an den Hauptfiguren selbst, wie erbittert und hoffnungslos die Lage aktuell aussieht. Als Leser zittert und fühlt man mit den glücklosen Protagonisten mit – zumindest geht es auf jeden Fall meiner Wenigkeit so. Gerade, weil der Abgrund noch immer nicht erreicht scheint: Nun da die auf bittere Rache sinnenden Schrecklichen Sechs in Aktion treten welche in der Lage sind die Zombots zu kontrollieren, lässt sich nicht erahnen, wie gravierender diese schreckliche Katastrophe noch ausfallen könnte.

Cover RI

Der talentierte Adam Bryce Thomas ist zurück am Zeichenbrett und stellt einen der Gründe dar, warum diese Ausgabe eines meiner Highlights der bisherigen IDW-Geschichte darstellt. Besonders seine Charakterzeichnung sticht extrem positiv hervor: Die einzelnen Akteure der Ausgabe wirken durch ihre jeweiligen Emotionen, hauptsächlich jene der negativen Art in Form von Verzweiflung, Zermürbung und Zorn, sehr glaubwürdig und als Leser fühlt man dadurch automatisch mit. Darunter leiden leider manchmal die vergleichsweise etwas statischen, einfarbigen Hintergründe – doch das tut dem schönen Werk in dieser Ausgabe kaum einen Abbruch. Mehr davon, Adam Bryce Thomas ist gewiss einer der Besten, die aktuell den blauen Igel und seine Gefährten zu Papier bringen.

Gute Güte, Comic-Veteran Jonathan Gray hat sich mit Cover A mächtig viel Arbeit angetan: Alle momentan im Comic vertretenen Sonic-Charaktere, inklusive einiger spaßiger Eastereggs für findige Augen, tummeln auf diesem besonders ambitionierten Titelbild auf der einen Hälfte in ihrer Originalform und auf der anderen Hälfte nach erfolgter Zombot-Verwandlung umher. Spaßig und schaurig zur selben Zeit, einige der zombifizierten Gesellen hegen durchaus Albtraum-Potential. Ein sehr beeindruckendes Titelbild, bei dem es richtig viel zu entdecken gibt.
Für Videospiel-Fans des blauen Igels, speziell um die ikonische Zeit des Gameboy Advance, ist Cover B von Aaron Hammerstrom definitiv einen näheren Blick wert: Sonic und Tangle düsen in Pixel-Form durch Spiral Hill Village. Ein eindeutiger Wink an Sonic Advance, wird im Fall des blauen Protagonisten sogar ein Sprite direkt aus diesem Titel verwendet. Nach Anblick dieses spaßigen Covers wird der Wunsch nach einem Advance-Sequel mit spielbarer Tangle auf jeden Fall stark geweckt, eine charmante Anspielung auf eine tolle Handheld-Reihe, die im Vergleich zu den größeren Sonic-Spielen oftmals etwas untergeht.
Nathalie Fourdraine zeigt in ihrem 24. Cover RI derweil den fiesen Dr. Starline von seiner besten Seite – dank Aktivierung seines Warp Topaz gibt es sogar ein kleines Farbenspiel zu bewundern. Ein cooles Cover und eine weitere verlockende Alternative für die Fans des zwielichtigen Schnabeltiers, auch wenn der gute Doktor im Inneren der Ausgabe selbst leider erst gegen Ende kurz vorkommen durfte.

Nächste Ausgabe:

Hilfe, die Zeti sind los! Im fliegenden Faceship von Dr. Eggman wird es bald schon etwas eng, sind doch die Schrecklichen Sechs mit der heimlichen Hilfe von Dr. Starline an Bord getreten. Doch lassen sich die tödlichen Bösewichte wirklich zähmen, oder hat das schelmische Schnabeltier etwas zu hoch gepokert? Und wie reagiert der im Unwissen gelassene eiförmige Wissenschaftler auf diesen unangekündigten Besuch? Chaos im Hause Robotnik ist vorprogrammiert, in Form einer extra-langen Meilenstein-Ausgabe!

DEV

Geschrieben von: DEV

Sonic-Fan mit Passion, mag besonders ein gewisses verrücktes Genie mit beeindruckendem Schnurrbart und Hang zur Welteroberung. Fan des Igels seit 2007, ganz egal ob Classic, Adventure, Modern oder Boom. Doch auch abseits der Spiele besteht ein großes Interesse besonders an den Comics, den TV-Serien und den unzähligen tollen Werken der kreativen Fanbase.

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort