Comic-Mittwoch: In einen Hinterhalt gelockt, müssen Sonic und Tails sich in Windmill Village gegen das ruppige Stinktier-Duo Rough und Tumble zur Wehr setzen. Zwischenzeitlich stellt der frisch zurückgekehrte Dr. Eggman seine neueste Waffe, einen fatalen Virus, auf den Prüfstand.
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Eigentlich wollte Sonic nach dem Trubel der letzten Ausgaben einfach nur einen gemütlichen Tag am Strand genießen. Doch aus der wohlverdienten Auszeit wird nix: Tails kommt nämlich angeflogen, mit einer mysteriösen Botschaft in der Hand. Ein Schreiben, das einfach aus dem Nichts in sein Labor geflattert ist, lädt die Helden zur Rückkehr des „brillantesten Doktors“ in Windmill Village ein, jenes Dorf in welchem Eggman nach den Ereignissen von Sonic Forces mit Gedächtnisverlust aufgetaucht ist und dort als friedliebender Bastler aufgenommen wurde.
Sonic schwant Böses: Ist Dr. Robotnik tatsächlich wieder in alter Stärke zurück? Während er und Tails sich auf den Weg machen, werkelt besagter Wissenschaftler zusammen mit seinem neuen Gehilfen Dr. Starline bereits emsig an Tests mit seiner neuen Kreation. Per Knopfdruck wird eine Blume aus der Green Hill Zone von ihm mit einer silbernen Flüssigkeit übergossen, und verwandelt sich kurz darauf komplett zu Metall. Ein erster Erfolg, doch weitere Tests, diesmal an lebendigen Versuchskaninchen, sind nötig.
In Windmill Village stehen die angekommen Helden vor einem Rätsel: Das Dorf wirkt wie ausgestorben, es gibt jedoch keine Anzeichen auf einen Kampf. An einem Baum gefesselt wird schließlich der Älteste Scruffy von ihnen entdeckt. Er erklärt, dass Rüpel vor einer Woche Mr. Tinker entführt hätten, und nun zurückgekommen sind und alle Dorfbewohner eingesperrt haben. Besagte Rabauken sind alte Bekannte, Rough und Tumble geben sich zu erkennen und zeigen gleich mal ihre neuesten Upgrades her: Ein mechanischer Schweif-Hammer an Tumble und ein Giftgemisch-Werfer am Rücken von Rough. Während Tails für die Sicherheit der Dorfbewohner sorgt, legt Sonic sich mit den beiden Stunkmachern an und will von ihnen Antworten, speziell über die aktuelle Lage rund um Mr. Tinker.
Tja, Mr. Tinker existiert bekanntermaßen nicht mehr, Dr. Eggman zeigt sich in den nächsten Seiten stattdessen von seiner grausamsten Seite. Ein paar kleine Tierchen werden nun ebenfalls der Flüssigkeit ausgesetzt – und bei einem Pocky funktioniert der Virus sofort und verwandelt diesen in einen seiner metallischen Handlanger. Als anschließend ein Picky von dem verwandelten Tier berührt wird, erhält auch dieser, jedoch deutlich langsamer, erste Symptome einer Metallisierung – der Virus ist also in der Lage, durch bloße Berührung an weitere Lebewesen verteilt zu werden und sie anzustecken, während die Berührung künstlicher Gegenstände laut weiterem Test keinen Effekt erzielt. Ein voller Erfolg, findet Eggman.
Tails schließt sich nun dem Kampf an und unterstützt Sonic im Gefecht gegen die beiden Fieslinge. Der blaue Igel übernimmt einen wutentbrannten Tumble und ködert ihn für eine Verfolgungsjagd, während Tails derweil mit den Geschossen von Rough zu kämpfen hat. Doch eine kluge Berechnung und ein Schweif-Katapult schickt eine der Giftkapseln zurück an den Absender, womit das Stinktier seine eigene Medizin schmeckt. Sonic benutzt derweil das große Rad der Windmühle als umfunktionierte Kreissäge, und säbelt den mechanischen Schweif seines Verfolgers geschickt ab.
Nun wehrlos, werden die beiden Bösewichte von den siegreichen Helden vor ein Verhör gestellt . Doch bevor sie zu viel über die Rückkehr des Hauptfieslings ausplaudern, taucht unter ihnen eines von Dr. Starlines Portalen auf und verfrachtet sie zurück zur Basis, während Sonic und Tails ratlos zurückbleiben. Der Fuchs entschließt noch eine Weile im Dorf zu bleiben um sich um die Schäden zu kümmern, Sonic will derweil Silver aufsuchen um zu erfahren, ob dieser eventuell bei seiner eigenen Spurensuche erfolgreich war. Der blaue Igel schwört sich, das aktuelle Mysterium rund um Mr. Tinker so schnell als möglich zu lösen.
In Eggmans Stützpunkt flehen die beiden gescheiterten Stinktiere derweil um eine weitere Chance, doch Metal Sonic wischt die beiden Verlierer nicht nur sprichwörtlich zur Seite und drängelt sich vor. Trotz seiner letzten verheerenden Niederlage will er sein verhasstes Ebenbild nochmals konfrontieren – und Dr. Starline will ihn dabei unterstützen und sich persönlich von den Fähigkeiten des blauen Igels überzeugen. Auch in der nächsten Ausgabe hat Sonic also wohl alle Hände voll zu tun.
Schon beim ersten Durchlesen fällt auf: Diese Ausgabe fühlt sich etwas länger an als üblich. Nur ein persönliches Gefühl? Negativ, geschuldet ist dies einem signifikanten Seiten-Upgrade, der aktuelle Comic besteht nämlich aus 24 statt der üblichen 20 Seiten – als Ausgleich kostet das Heftchen jedoch auch einen Dollar mehr. Dennoch, mehr Lesestoff ist immer erfreulich, diese positive Änderung bleibt also hoffentlich auch bei den kommenden Ausgaben bestehen.
Kommen wir jedoch zum Inhalt selbst, der wie bereits gewohnt wieder aus zwei Blickwinkeln erzählt wird. Zum einen steht der Kampf mit Rough und Tumble im hauptsächlichen Fokus, doch auch die weiteren Schritte des zurückgekehrten Dr. Eggman bekommen einen nicht geringen Anteil ab – Action und Plot wechseln sich also laufend ab und werden so beide Aspekte relativ zufriedenstellend abgedeckt. Auch in Sachen Charakterinteraktionen gibt es einige tolle Lichtblicke, wie zum Beispiel das eingespielte Teamwork zwischen Sonic und Tails, aber auch die Interaktionen zwischen Dr. Eggman und seinen neuen Gehilfen Dr. Starline verpassen beiden Bösewichten ein paar interessante Facetten – so hat das Schnabeltier bei seiner Suche nach seinem vermissten Idol sogar wertvollen Schlaf geopfert.
Eine interessante Auffälligkeit dieser Ausgabe: In den letzten Parts noch unbenannt, dürfen sich „Windmill Village“ und der Älteste „Scruffy“ nun tatsächlich über eigene Namen freuen. Ein etwas seltsamer Ansatz diese Namen erst beim zweiten Besuch zu erwähnen – ursprünglich war vielleicht nicht geplant, dass das Bergdorf nochmal relevant werden würde – aber Worldbuilding des frühen Comic-Universums, wenn in diesem Fall auch verspätet, wird geschätzt.
Rough und Tumble konnten mich bei ihrem ersten Auftritt in Ausgabe 3 noch nicht gänzlich überzeugen, ihre Charaktere wirkten relativ platt und handelte es sich nur um zwei ruppige Haudegen ohne großartige Tiefe. Fällt die zweite Konfrontation mit den Helden in dieser Hinsicht besser aus? Dazu kann ich nur ein sanftes Nicken als Antwort anbieten. Zwar bleiben die großen Charaktermomente nach wie vor aus, doch besonders Tumble hatte einen Lacher auf seiner Seite: Sein kurzer Schweif bereitet in ihm offenbar Minderwertigkeitsgefühle, seine Wut gegenüber Tails oder seine Trauer über den verlorenen mechanischen Schweif regen also zu einem Schmunzeln an und geben ihm eine Eigenheit die ihm etwas vom üblichen großen, wütenden Haudrauf-Archtyp abhebt.
Ansonsten fällt das große Gefecht relativ einseitig aus. Wie Eggman schon anmerkte wurde hier nur das Kanonenfutter auf Sonic gehetzt und hält sich auch die Spannung dementsprechend in Grenzen, doch der Kampf hat dennoch seine Momente. Wie Tails die Flugbahn einer auf ihn abgefeuerten Giftkapsel in Sherlock Holmes-Manier berechnet und sie dadurch mit seinen Schweifen zurück zum Absender katapultiert, aber auch Sonics Idee ein Windmühlen-Rad als Kreissäge in Übergröße zu verwenden, waren meine persönlichen Highlights des Gerangels.
Der Eggman-Teil der Ausgabe löst derweil gänzlich andere Emotionen aus. Sein erster Test mit der Blume enthüllt bereits die Funktion seines metallischen Virus, die Fähigkeit lebendige Organismen zu Metal zu verwandeln – ein Konzept nicht unähnlich der Robotisierung aus dem vergangenen Archie-Universum oder diversen alten Sonic-Cartoons. An sich schon ein gruseliger Anblick, doch der Schauer-Faktor wird in der nächsten Szene rasant hochgetrieben: Der Virus wird anschließend an armen kleinen Tierchen getestet, welche die Ansteckung und die darauffolgende Verwandlung vollkommen wehrlos und sichtlich panisch über sich ergehen lassen müssen. Für eine sonst so kindgerechte Reihe wie Sonic tatsächlich ein ungewohnt grafischer Anblick. Zwar bin ich nicht unzufrieden, dass es auch diesem Comic erlaubt wird sich mit der Story hin und wieder auch in ernstere und dunklere Gefilden zu wagen, der Tierliebhaber in mir hat diese Seiten aber definitiv mit einem Kloß im Hals gelesen.
Die Funktion der biologischen Superwaffe des Bösewichten wird den Lesern im Rahmen dieser Ausgabe sehr gut erklärt und bildlich zur Schau gestellt: Ein gefährlicher Virus, der bei Kontakt Lebewesen zu seelenlosen metallischen Sklaven verwandelt und durch eine einzige Berührung an weitere Organismen übertragen werden kann, wodurch auch diese langsam aber stetig einer vollständigen Metallisierung zum Opfer fallen. Im Grunde also ein Zombie-Virus, der seine Opfer anstelle von fleischfressenden Untoten zu einem willenlosen metallischen Werkzeug verwandelt – eine globale Epidemie, ob von Dr. Eggman gewollt oder durch ein Versehen seinerseits ausgelöst, würde dann wohl die vollkommen metallische Zukunft erklären, die Silver bei seiner Rückkehr vorgefunden hat und nun abwenden muss. Ein sehr interessanter, spannungsgeladener Ansatz für eine neue Sonic-Storyline, selbst in dieser langlebigen Reihe handelt es sich diesem Virus um ein relativ frisches Konzept voll mit Potential für ein paar aufregende Situationen.
Adam Bryce Thomas kehrt für das Artwork dieser Ausgabe zurück und zementiert seinen Platz als einer meiner persönlichen Favoriten für diese junge IDW-Reihe. Egal ob wilde Kampfszene oder schauriger Virus-Test, in jeder Situation sitzen seine Pinselstriche und verpasst er den beteiligten Charakteren schier ausnahmslos die passende Körpersprache und Mimik. Dadurch wirkt das Gefecht mit Rough und Tumble aufregend und dynamisch, während die unterschiedlichen Tests des Metall-Virus an Pflanzen und Tieren derweil schaurig-düster zur Geltung gebracht werden. Der Kontrast funktionert, daran ist natürlich auch die tolle Farbgebung von Matt Herms verantwortlich.
In Cover A von Adam Bryce Thomas werden wir daran erinnert, dass Sonic nach wie vor eine Videospielreihe darstellt, basiert es doch auf einem typischen „Wähle deinen Kämpfer“-Menü eines Prügelspieles. Der zuständige Spieler hat seine Wahl bereits getroffen und fiel diese passenderweise auf Sonic und Tails gegen Rough und Tumble. Eine coole Idee und ein schön anzusehendes Cover – wenn es auch leider die Sehnsucht nach einem tatsächlichen neuen Sonic-Kampfspiel weckt. Irgendwann vielleicht…
Cover B rückt das Heldenteam der Ausgabe in den Fokus, Sonic und Tails grüßen erfreut den Leser, Angel Island und die Green Hill Zone befinden sich derweil im Panorama-Blick. Von Kieran Gates gezeichnet, stellt dieses Titelbild eine nette, wenn auch wenig aufregende Alternative dar, die stark an den Stil der Sonic-Artworks um die Advance-Zeit herum erinnert.
In Cover RI von Nathalie Fourdraine erleben wir ein sichtlich genervtes Stinktier-Duo – was womöglich an den spottenden Helden auf einem Baum außerhalb ihrer Reichweite liegt. Ein weiteres spaßiges Cover aus ihrer talentierten Zeichenhand, wenn auch die Farbgebung für meinen Geschmack etwas zu „grünlich“ ausfällt. Zum 13. Mal in Folge (jap, ich zähle immer noch!) stellt auch ihr Variant eine verlockende Alternative dar.
Doch Moment, es gibt noch mehr! Ein zusätzliches Cover mit Seltenheitswert schleicht sich in die Riege der restlichen Variants, nämlich das SEGA Shop Exklusive, wie der Name andeutet ausschließlich im SEGA-Shop zum Erwerb erhältlich. Adam Bryce Thomas hat offenbar Überstunden eingelegt und kritzelt einen unheilvollen Dr. Eggman, der seine im Metall verwandelte Testblume zufrieden anstarrt. Eine düstere Alternative für Fans des Wissenschaftlers, bei welcher höchstens der bloße schwarze Hintergrund etwas negativ auffällt.
Dr. Starline legt eine weitere Falle – Sonic und Silver beißen sofort an und folgen ihm zu einer verschneiten Berggegend. Dort erwartet der mysteriöse Bösewicht mit Metal Sonic im Schlepptau die beiden Helden bereits. Ob das Schnabeltier wohl mehr Erfolg dabei hat, die verhassten Gegenspieler seines neuen Chefs auszuschalten? Wir erfahren es in der kommenden Ausgabe!