Comic-Mittwoch: Es ist so weit, die vorläufig letzte Ausgabe des Sonic Boom-Comics von Archie ist angekommen. Gleich zwei Geschichten befinden sich im Inneren – unter anderem heuert Eggman einen Gorilla an, um Sonic endgültig loszuwerden. Was kann da schon schief gehen? Findet es heraus!
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Inhalt
Das ist es, liebe Comic-Freunde. Gerade mal elf Ausgaben hat der Sonic Boom-Comic überdauert, bevor Archie die Reihe aus heiterem Himmel eingestampft hat. Handelt es sich bei dieser Ausgabe um ein würdiges Finale für den Spaß-Comic? Schlagen wir gleich mal die erste Seite auf, damit wir…WOW!
Okay, der erste Anblick von Story 1, genannt „Eggman gets a Gorilla„, klappt dem Leser gleich mal die Kinnlade herunter. Eggman präsentiert einen gigantischen Kampfroboter mit dem Namen „Mebot“, der mit seiner übermächtigen Statur sogar ganze Berge übertürmt. Hat der Doktor es endlich geschafft und die ultimative Waffe erschaffen? Nuuun, nicht ganz…
Eine Seite weiter, ist der Leser bereits schlauer. In Wirklichkeit ist Mebot nicht größer als eine kleine Holzhütte, Eggman hat ihn lediglich vor einem Anime-Hintergrund platziert, um seinen Auftritt im Dorf noch epischer zu gestalten. Ein User namens Eggfan91 hat dies im Forum seiner Website vorgeschlagen.
Sonic zeigt sich wenig beeindruckt und reißt Eggmans Roboter im wahrsten Sinn des Wortes den Boden unter den Füßen weg – Mebot kippt um, fliegt mächtig auf sein Gesicht und schießt Eggman mitsamt Eggmobile unzeremoniell im Bereich des Hinterteiles nach draußen, begleitet vom hämischen Gelächter des blauen Igels.
Zurück in seiner Basis, muss Eggman leidig feststellen, dass Eggfan91 seinen neuen Roboter wieder mal kritisiert – schon komisch, dass sein größter Fan ständig nur an ihm rummeckert. Endgültig motiviert einen anderen Weg zu finden Sonic und Co. zu erledigen, beginnt der böse Doktor zu grübeln. Vielleicht wäre es klug, der Natur einmal den Vortritt zu lassen. Einem Geistesblitz folgend setzt er diesen Plan gleich mal in die Tat um, und bestellt einen Gorilla aus dem Internet.
Vier bis sechs Wochen später kommt die Lieferung auch schon an – nur hat Eggman in der Zwischenzeit vergessen, was in dieser Holzkiste überhaupt steckt. Kaum hat er das Paket geöffnet, erinnert er sich, und will dem Gorilla gleich mal Befehle erteilen. Schlechte Idee, da besagter Urwaldbewohner den Wissenschaftler keinen Moment später ganz übel verprügelt und sich anschließend auf seine Basis stürzt.
Ein lädierter Eggman weiß sich nicht anders zu helfen, als schreiend zu seinem schlimmsten Gegner zu flüchten. Als Sonic nachfragt was los ist, reicht Eggman ihm die 11. Ausgabe von Sonic Boom, damit er es selbst nachlesen kann. Moment mal…!
Verzweifelt bittet er den Igel anschließend um Hilfe, ihm den Gorilla wieder vom Hals zu schaffen. Da Sonic natürlich so ein netter Kerl ist, willigt er zähneknirschend ein. Doch auf Eggmans Inselbasis angekommen, folgt eine Überraschung. Der Gorilla kann sprechen, heißt Kyle und ist eigentlich ziemlich nett – er hatte nur ne drastische Überreaktion, da Eggman ihm nach seiner langen Reise in der Holzkiste gleich mal Befehle erteilen wollte. Um ihn von der Inselbasis zu bekommen, entschließt sich Sonic, Kyle eine Weile in seiner Hütte wohnen zu lassen.
Tja, ein weiterer Fehler, wie sich zeigt. Kyle ist nämlich der denkbar schlechteste Mitbewohner: Dank seiner Größe und seiner Tollpatschigkeit, zerstört er laufend die Einrichtung oder zerquetscht den armen Igel unter sich. Genervt sucht Sonic bei seinem Kumpel Tails um Rat – dieser schlägt ihm vor, Kyle endlich klare Regeln zu erteilen. Anstatt ständig nur auf seinem faulen Hintern zu sitzen, soll er sich einen Job suchen und so finanziell unabhängig werden.
Im Prinzip ne gute Idee…doch einen passenden Job für den Gorilla zu finden, ist gar nicht mal so einfach. Als Supermarktmitarbeiter bringt er Dosen zum Rollen, als Aktienhändler rutscht er bald mal in die Illegalität und als Putzkraft der Fenster eines Hochhauses wird er missverstanden, wie wild um ihn herumzirkelnde Flugzeuge gleich mal beweisen (King Kong lässt grüßen). Entmutigt lässt sich Kyle auf einen von Sonics Stühlen fallen – zerstört diesen natürlich – worauf der Igel verzweifelt nachfragt, ob es nicht etwas gäbe, das er immer schon mal machen wollte.
Die Antwort: Comedy! Sonic geht ein Licht auf, das er auch gleich mal zum Auswechseln seiner kaputten Stehlampe benutzt. Er schickt Kyle zum idealen Ort für jemanden wie ihn: In die Late Night-Show von Comedy Chimp. Dort ist der Gorilla anschließend in der Lage, mit seiner Tollpatschigkeit ganze Massen zu amüsieren. Problem gelöst!
Auch Eggman findet den Anblick vor dem Fernsehbildschirm erheiternd. So erheiternd sogar, dass er sich ermutigt fühlt, sich selbst einen Gorilla zuzulegen, Orbot soll ihm sofort einen bestellen. Tja, zurück an den Start…
Das war es mit der ersten Geschichte, doch Story Nr. 2 folgt sogleich. „True Stories“ startet dort, wo wir gerade eben aufgehört haben: In Eggmans Inselbasis. Der Wissenschaftler sucht nach seinem kabellosen Kopfhörer, der ihm leider abhanden gekommen ist. Vielleicht hat er ihn verloren, als er all die Spionage-Kameras im Dorf versteckt hat? Dann kann nur einer von Sonics Freunden ihn haben, vermutet er, und beginnt, einen nach dem anderen zu überwachen.
Er startet mit dem „fliegenden Eichhörnchen“, genauer gesagt mit Tails. Dieser ist gerade dabei, die letzten Feinschliffe an seiner neuesten Kreation fertig zu stellen. Welche Waffe hat das junge Genie in Petto, fragt sich der Wissenschaftler? Nun, einen…Tanzlehrer-Roboter, den Tails sogleich mal mit Musikuntermalung testet und Komplimente mit ihm austauscht.
Welcher Wahnsinnige redet schon mit seinen eigenen Robotern, fragt Eggman an Orbot gewandt, bevor er den Kanal wechselt. Er hat nun Amy auf dem Schirm, die schreiend und händeschwingend um sich schlägt. Perfekt um ihre neuesten Kampftechniken zu studieren, glaubt der Doktor zuerst, doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: Die Igeldame jagt eigentlich dem trollenden Käfer „Smilebug“ hinterher, der partout nicht aus ihrem Haus verschwinden will.
Eine weitere Sackgasse, Eggman entschließt sich, nun seinen blauen Erzfeind auszuspionieren – doch dieser schläft gerade selig in seiner Hängematte. Ein Klopfen weckt ihn, am anderen Ende der Tür steht Kyle, der einem sichtlich genervten Sonic seinen neuesten Gag vorstellen will. Sonic willigt halbherzig ein…und hat im nächsten Moment auch schon eine Torte in seinem Gesicht kleben.
Der böse Wissenschaftler ist amüsiert und verlangt von Orbot einen Kuchen – gerade als dieser ihm eigentlich einen leckeren Braten vorbeibringen will. Dieser landet im Müll, und Eggman wechselt erneut den Kanal, sein verlorener Kopfhörer ist schließlich nach wie vor verloren. Er landet bei Knuckles, der in einem Hutgeschäft gerade nach einer passenden neuen Kopfbedeckung sucht. Der Verkäufer bietet ihm eine Deluxe-Version an – was sich als regelrechter Turm von Hüten herausstellt. Zufrieden wandert Knux wieder nach draußen (einer der Hüte ist sogar sein berühmter Hut aus dem Sonic OVA), lässt aber den lächerlichen Fedora hier, den laut seiner Meinung nur Idioten tragen würden. Tja, blöd nur, dass Eggman gerade genau einen solchen Hut trägt, und ihn erzürnt über diese Beleidigung zu Boden wirft.
Nun bleibt nur mehr eine Person zum Ausspionieren übrig: Sticks! Eggman aktiviert seine Kamera…und erwischt das paranoide Dachsmädchen scheinbar in einem ungünstigen Moment. Mit großen Augen stellen die beiden nämlich fest, dass sie sich gerade gegenseitig ausspionieren. Upps?
Mit einem wütenden Knopfdruck beendet Eggman die Übertragung und stampft auf den Boden auf – ein mächtiger Knacks ertönt dabei, und der verlorene Kopfhörer ist gefunden, aber nun Schrott. Jetzt platzt dem Wissenschaftler endgültig der Kragen, als er anmerkt, der wütendste Mann zu sein der jemals gelebt hat…das Ertönen der Klingel beruhigt ihn jedoch wieder signifikant, ist doch seine erwartete Pizza scheinbar endlich angekommen.
Eggman tritt nach draußen und findet…einen Gorilla, diesmal weiblich. Er erinnert sich an seine Bestellung in der letzten Story, wird jedoch auch diesmal geschnappt und durch die Mangel genommen. Während Orbot und Cubot emotionslos dabei zusehen wie ihr Meister erneut Prügel einsteckt, taucht Smilebug auf, und kündigt mit einem „That’s all, Folks!“ das Ende dieser Ausgabe – und damit des gesamten Boom-Comics – an.
Off-Panel
Eggmans Pläne werden immer größer und größer! Kann Sonic schon sein Testament schreiben? Eher nicht, anstelle mal über den Tellerrand zu denken, lässt sich der Doktor nämlich laufend mit Gorillas beliefern…
Fazit
Die letzte Sonic Boom-Ausgabe wäre damit am Ende – das Finale fällt weniger spektakulär aus, als erwartet. Die ganze Ausgabe über hat man nie so wirklich das Gefühl, hier das letzte große Hurra der Serie zu lesen. Stattdessen erwartet uns eine simple und humorbasierte Geschichte, die gleich gut auch irgendwann mittendrin im Laufe der letzten elf Monate passieren hätte können. Es gab nicht mal eine Szene, in der alle Helden und Bösewichter von Boom gemeinsam für ein letztes Gruppenbild vor Ausgabenende versammelt waren, wie es normalerweise für ein Serienende der Fall ist.
Das bestätigt meine Vermutung, dass Ian Flynn und sein Team von der Einstellung des Boom-Comics wirklich ziemlich kalt erwischt worden sind, und sich diese Ausgabe womöglich schon mitten in der Produktion befand, als die Nachricht eingeschlagen hat. Viel anders wäre dieses unspektakuläre Finale nicht zu erklären.
Betrachtet man die Ausgabe einzeln und ohne den Kontext, hier die letzte Boom-Ausgabe in Händen zu halten, erwartet uns wieder mal eine sehr humorvolle Geschichte, die definitiv zu meinen Favoriten zählt. Geschrieben wurden beide Storys diesmal von Sam Sandak Freiberger, der auch bereits im Boom-Cartoon für den ein oder anderen Plot verantwortlich war.
Er scheint besonders den Antagonisten Dr. Eggman ziemlich gerne zu mögen, steht der Wissenschaftler doch für den Großteil der gesamten Ausgabe im Fokus. Wie schon von der Serie gewohnt, stiehlt der Doc in quasi jeder Szene in der er auftaucht die Show. Ob im Gefecht mit seinem selbstverliebten Mebot, vor seinen Spionagekameras oder als Boxsack für wütende Gorillas, der Doktor ist definitiv für ein ganzes Dutzend an Lacher verantwortlich. Im Laufe der gesamten Ausgabe jagt ein Scherz den nächsten, selten mal ein Panel ohne einen visuellen Gag oder eine lustige Dialogzeile. Darunter leidet natürlich die Tiefe, wer hier einen emotionsreichen Plot oder kompliziert gezeichnete Charaktere erwartet ist leider einen Sonic-Comic zu weit abgebogen – aber für jene die einfach nur mal mit (und über) ihre Lieblingscharaktere der Reihe lachen wollen, lohnt sich definitiv ein Blick in diese letzte Ausgabe.
Persönliche Favoriten dieser Gagparade herauszusuchen, ist schwierig, da mir wirklich vieles ein amüsiertes Grinsen abgerungen hat. Wie Eggman erbittert von Kyle vermöbelt wird und anschließend mit lädiertem Aussehen zu Sonic flüchtet spielt definitiv ganz oben mit, doch auch die Szene in welcher der Doc und Sticks sich versehentlich gegenseitig ausspionieren hat mich ziemlich gut erwischt. Und während Kyle nicht gerade der am besten durchdachte Charakter war, war es doch lustig anzusehen, wie sehr Sonic sich mit diesem gutmütigem Tollpatsch rumgequält hat.
Was mir auch gefallen hat, war, wie beide Geschichten ineinander verwoben waren. In Story 1 arbeitet Tails an einer Erfindung, die sich dann in Story 2 als Tanzlehrer-Roboter herausgestellt hat. Kyle taucht in Story 2 auch nochmal für einen kurzen Witz auf, und sogar der fiese kleine Smilebug treibt in beiden Geschichten seinen Schabernack. Auch ein paar lustige Anspielungen waren für findige Augen zu erkennen: So trinkt der blaue Titelheld an einer Stelle zum Beispiel aus einem Becher, welches das Logo der amerikanischen Fast Food-Kette „Sonic“ trägt. An einer anderen Stelle wirft sich Knuckles seinen ikonischen OVA-Hut auf den Kopf, und auch die King Kong-Anspielung mit Kyle war ziemlich witzig. Auch der „Fourth Wall“ bleibt im Laufe der Ausgabe übrigens selten heil – ganz egal ob Eggman seinem blauen Erzfeind jenen Comic reicht den wir gerade lesen, oder Kyle stolpernd sogar eine ganze Textblase zertrümmert.
Alles in allem hab ich diese Ausgabe sehr genossen, allerdings leider mit dem wehmütigen Hintergedanken, hier den letzten Boom-Comic vor mir zu haben. Ein paar mehr Comics von ähnlichem Kaliber hätte ich sehr begrüßt, aber es hat leider nicht sein sollen.
Auch das Artwork fand ich sehr passend und toll gelungen – kein Wunder, ist doch eine meiner großen Archie-Favoritinnen, Diana Skelly, dafür zuständig gewesen. Bereits im Champions-Vierteiler der regulären Sonic the Hedgehog-Comics konnte sie mich mit ihren humorvollen und flotten Stil voll und ganz für sich gewinnen. Das setzt sich natürlich auch für diese Ausgabe fort. Wie sich herausstellt, passt ihr überzeichneter, ausdrucksvoller Stil nämlich für eine Humor-Serie wie Boom wie die Faust aufs Auge. Die amüsanten Grimassen der einzelnen Hauptfiguren sind immer wieder einen Schmunzler wert, und besonders Sonic mit all seinen unterschiedlichen Launen hat sie einfach komplett im Blut. Assistiert wird sie von Colourist-Experten Matt Herms, der ihre Zeichnungen mit passenden, knalligen Farben wundervoll ergänzt. Super Arbeit, auch wenn Boom leider endet, sehen wir sie hoffentlich im Haupt-Comic bald schon wieder.
Ich mag das reguläre Cover dieser Ausgabe wirklich gerne, das ebenfalls von einem Team rund um Diana Skelly stammt. Es ist leider wieder mal nicht sehr aussagekräftig was das Innere der Ausgabe anbelangt, aber die Hauptfiguren rund um Sonic und ihr explosiver Auftritt sind sehr dynamisch zur Schau gestellt. Allerhöchstens könnte die große Fläche an „Orange“ vielleicht etwas störend ausfallen, wirklich variationsreiche Farben sucht man im Hintergrund dieser Szene vergeblich.
Das sogenannte Boomtastic-Variant ist derweil wieder mal *seufz* nur Stock-Artwork, diesmal in kleine Panels aufgeteilt. Nicht übel, aber eben so extrem generisch und langweilig. Nicht viel zu sagen hier, wer 3D-Artworks der einzelnen Charaktere auf seinem Titelbild bevorzugt, kann einen Blick wagen.
Nächste Ausgabe:
Nächste Ausgabe? Does Not Compute! Leider ist der Boom-Comic auch schon am Ende angelangt. Vielleicht sehen wir Sonic und seine Freunde aus dem Boom-Universum jedoch trotzdem bald schon wieder – die Möglichkeit, dass ihre Geschichten in Sonderausgaben der regulären Sonic-Comics auftauchen, wurde nämlich bereits zur Sprache gebracht. Sonic Boom in Comicform könnte also irgendwann in naher Zukunft zurückkehren, jetzt ist Daumen drücken angesagt!