OT: „It takes a Village to defeat a Hedgehog“ – Serien-Sonntag: Eggman setzt alles auf eine Karte und versammelt alle Feinde Sonics, um seinen Rivalen endlich zu schlagen – müssen sich Sonic und seine Freunde endlich Geschlagen geben?
Ein besonderer Tag steht an: Eggman hat alle Feinde Sonics, die ihm in der Vergangenheit an den Kragen wollten, versammelt, um seinen Rivalen endlich zu schlagen. Der Stargast, auf den sich der Doc am meisten freut, lässt erst ein wenig auf sich warten, erscheint dann aber doch: Shadow the Hedgehog! Schnell kommt es doch zu Streit unter den großen Egos, wer der Anführer sein soll. Eggman versucht verzweifelt, die Situation mit Vertrauensspielen zu besänftigen, doch das raubt Shadow die Geduld und verlässt die Gruppe. Davon lässt sich die Truppe nicht unterkriegen: Nach einem kurzen Pepptalk ist Eggman wieder auf den Beinen und zieht nach Einweisung in seine Maschinerie mit den restlichen Bösewichtern in den Kampf gegen den blauen Raser. Der hat gerade mit seinen Freunden nichtsahnend ein Regal aufgebaut, da schneit auch schon sein Erzfeind mit seiner Bösewichtsarmee herein. Durch die schiere Anzahl an Robotern müssen sich die Freunde aufteilen und riesige Kampfbots im 1 gegen 1 Kampf besiegen – was natürlich nicht gerade rosig ausgeht und die Freunde schnell in die Ecke drängt. Sonic kann jedoch mit einem Trick einen der Roboter gegen einen anderen stolpern lassen, wodurch die beiden einen elektrischen Kurzschluss erleiden und außer Gefecht gesetzt werden. Mit zwei Bots weniger scheint sich das Blatt langsam zu wenden – doch dann taucht Shadow auf. Der kann es nichtmehr ertragen, dass Eggman selbst mit einer enormen Artillerie gegen den blauen Igel scheitert und schreitet ein. Auge um Auge, Spindash um Spindash kämpfen der blaue und der schwarze Igel um Leben und Tod – während Eggman wie ein aufgeregtes Kind am Weihnachtsabend um die beiden herumwuselt. Trotz dieser nervigen Irritation kann Shadow seinen Rivalen im wahrsten Sinne des Wortes in Grund und Boden schmettern. Der eierförmige Fanboy ist begeistert und feiert den Sieg mit einem Selfie von sich und seinem Edgy-Idol. Leider vergisst er, den Blitz zu deaktivieren: Durch den hellen Schlag ist der schwarzrote Badass geblendet, was Sonic nutzt, um zu ihm zu schnellen und einen ordentlichen Kinnhaken zu verpassen. Auch Sonics Freunde können sich nach langem Ringen endlich aus ihren Notsituationen zwängen und den Spieß umdrehen. Shadow hat genug und gibt sich geschlagen, kündigt aber an, dass es eine Revanche geben wird – ohne die eiernde Nervensäge als Ballast. Die Freunde lassen sich durch die ominöse Botschaft aber nicht den Sieg verderben! Fröhlich spielen sie mit dem Eggmobil mitsamt Eggman im Fahrersitz Ball, um das Abenteuer ausklingen zu lassen.
Gleich zu Beginn merkt man, dass die Episode etwas besonderes und nicht irgendeine Folge darstellt, die einfach zufällig die letzte in der Reihenfolge ist: Die Story. Alle Bösewichte, mit denen Team Sonic zu tun hatte, kehren hier zurück und sind auf Rache aus. Die Serie, die bisher nur Spuren von Kontinuität hatte, nimmt damit einen ganzen Batzen Episoden und verknüpft sie rückwirkend praktisch zu einem Handlungsbogen. Das funktioniert verblüffend gut und ist für Fans, die sich mehr Story wünschten, eine freudige und sehr zufriedenstellende Überraschung. Einen witzigen Ausgleich zu dem teuflischen Plan von Eggi bietet dazu die Storyline mit Sonic und seinen Freunden, die mit ihrem Regalaufbauen wirklich nichts belangloseres machen könnten, was eine lustige und coole Dynamik bildet, bis die beiden Seiten schließlich aufeinanderprallen.
Und WIE sie prallen: Actionsequenzen sind bei Boom ja eigentlich an der Tages-, oder eher Episodenordnung. Kaum eine Geschichte vergeht, ohne dass ein Feind aufkreuzt, der von Team Sonic vermöbelt werden muss. Viel zu oft sind diese aber mehr als belanglos und fühlen sich mehr als Füllmaterial oder aus Zwang eingefügt an, damit die Serie weiterhin der Kategorie „Action/Comedy“ angehören darf.“It takes a Village to defeat a Hedgehog“ zerschmettert diese Norm, lässt alle bisherigen Kämpfe in Ehrfurcht erstarren und erblassen: Anstatt einer öden Klopperei, die so unspektakulär und mickrig sind, dass Sonic und Co. noch gemütlich dabei plauschen können, wird hier eine wahre Schlacht aufgefahren. Zum ersten Mal sind Sonic und Co. im Bedrängnis, endlich kann man als Zuschauer wirklich mitfiebern! In keiner Sekunde wird die Spannung gebrochen, egal, ob die Riesenroboter die Oberhand gewinnen oder sich die beiden Igel bis aufs Blut bekämpfen – das Publikum wird, sobald der Kampf ins Rollen kommt, die Augen nichtmehr vom Bildschirm wegbekommen! Besser als in so einem fulminanten Fight hätte das Finale kaum enden können.
Auch in Sachen Humor macht das Finale praktisch alles richtig. So sind alle Schrankaufbau-Szenen mit Sonic und Co. wirklich witzig und auch die Walrossdame kann wieder mit einer lustigen Variante des „My Baby!“ Gags aufwarten. Wie im Großteil der Sonic Boom Geschichten darf der eierförmige Gegenspieler Sonics allerdings wieder das Rampenlicht voll auf sich rücken und in Höchstform auflaufen. Zusammen mit Shadow bildet er ein ungleiches Comedyduo der Extraklasse: Noch nie war Eggman so verspielt und kindlich und noch nie hatte es diese wunderbare Wirkung, die es mit dem bitterernsten schwarzen Igel hat – der extreme Kontrast kitzelt jedes noch so kleine Körnchen Humor aus Eggman heraus, damit auch ja nichts verloren geht. Mike Pollocks Performance trägt dazu natürlich maßgeblich bei: Er quiekt in Anwesenheit des Idols seiner Figur herum wie ein Schulmädchen, dass es eine Freude ist. Da kann kein Auge trocken bleiben!
Zusätzlich packt das Boom-Team auch wieder den Hammer aus und zerschmettert die vierte Wand ordentlich: Nicht nur nimmt das übertriebene Fanboy-Gehabe von unserem bösartige Schnurbartträger mit Zitaten wie „Er ist der zweitbeliebteste Charakter im gesamten Kanon!“ und Referenzen auf die „edgy“ Memes die Fanbase liebevoll aufs Korn, sondern stichelt am Ende mit Orbot und Cubot, die darüber philosophieren, wie viele Geschichten man doch mit den acht selben Charakteren und vier immergleichen Umgebungen machen kann, auch noch schön gegen sich selbst. Einfach ein tolles Gemisch aus klassischem, Charakter- und selbstironischem Humor!
Kleine Mängel lassen sich trotzdem finden. Shadows Einführung lässt zu wünschen übrig. Einführung – wenn man das überhaupt so nennen kann: Er wird einfach in die Serie reingesetzt und schiebt einen Hass auf Sonic, der nie erklärt wird. Nicht falsch verstehen: Wie Shadow porträtiert wird und die Kampfsequenz gegen Sonic ist allererste Sahne, aber dass Shadow einfach kontextlos in das Boomuniversum gesteckt wird, lässt einfach einen Beigeschmack zurück. Keinen, der das Finale in irgendeiner Weise ruinieren könnte, aber dennoch.
Im Deutschen fällt die ein oder andere gute Stelle wieder weg: „Edgy“, die allseits beliebte Fanbezeichnung für den schwarzen Igel, wird hier zu „Anders“, was es nicht wirklich trifft und Lady Walrus schreit statt „My Baby…..pictures“ „Mein Baby……hilfe.“ Zudem wurden hier nicht einmal Zahlen richtig übersetzt, aus den acht Hauptcharakteren, die Orbot erwähnt, werden hier elf. Ansonsten ist die Folge aber akzeptabel übersetzt und eingesprochen – da hätte das deutsche Boom deutlich schlimmer enden können, wie einige Folgen zuvor zeigten.
It takes a Village to defeat a Hedgehog“ ist ein mehr als würdiges Staffelfinale. Mit dem erstklassigen Humor, toller Charakterzeichnung (vor allem vom heimlichen Star Eggman) und einer schönen Prise Selbstironie zeigt sie, was Boom im Laufe von der ersten Staffel wirklich gut gemacht hat, während die absolut fantastische und spannende Kampfsequenz einem mit gutem Gewissen zurücklässt, dass die Autoren noch voller Potential stecken und in Staffel Zwei noch einmal richtig auf die Pauke hauen können. Da kann auch die kontextkarge, etwas unschöne Einführung von Shadow nicht viel dran rütteln: „It takes a Village to defeat a Hedgehog“ ist ein furioses Finale, dass einen Großteil der Boom-Fans begeistern und praktisch alle Fans zumindest mehr als zufrieden zurücklassen wird.
DEV
Die letzte Folge der ersten Staffel von Sonic Boom wurde schon ein paar Monate vor Ausstrahlung angeteasert. Kein Wunder, stellte diese Episode doch das langerhoffte Debut von Shadow the Hedgehog dar, der – um Eggman zu zitieren – der „zweitbeliebteste Charakter im Canon“ ist. War „It Takes a Village to Defeat a Hedgehog“ für mich letztendlich das Warten wert?
Sowas von! Ich für meinen Teil war vom Finale ziemlich stark begeistert. Auch wenn ich mit Boom-Shadow immer noch nicht ganz warm geworden bin – ich bevorzuge halt doch seine etwas heroischere und deutlich freundlichere SEGA-Version – so wurde er hier in meinen Augen um einiges besser dargestellt als in den Boom-Spielen. Die Situationskomik ging dabei in den meisten Fällen nicht von ihm aus, sondern von seiner Umgebung, in diesem Fall größtenteils von Dr. Eggman. Der Wissenschaftler stellte in dieser Folge die perfekte Parodie eines Shadow-Fanboys dar, was über weite Flächen extrem unterhaltsam ausgefallen ist.
Der Nebenplot mit Sonic und seinen Freunden geht im Vergleich etwas unter, es war aber dennoch recht spaßig anzusehen, wie sehr sich das Team durch die an sich einfache Aufgabe gequält hat, einen simplen Schrank aufzubauen. War ein netter Filler, ich persönlich habe aber ständig der nächsten Szene mit den Bösewichtern entgegen gefiebert.
Die Action-Szene am Ende als die versammelten Fieslinge unter der Leitung von Eggman schließlich das Dorf überrennen war vermutlich eine der Besten der ganzen Staffel. Dynamische Situationswechsel, endlich mal eine spürbare und spannende Übermacht der Bösewichter und schließlich der kurze aber recht knackige Finalkampf zwischen Sonic und Shadow am Ende. Beste Szene: Das Sieges-Selfie von Eggman, das Shadow blendet und Sonic damit ein Fenster für einen Gegenangriff öffnet. Jap, der große und übermächtige Shadow the Hedgehog wird von einem Selfie bezwungen. War nen Lacher wert.Also ja, Sonic Boom erhält ein würdiges Finale. Humor und Action gehören zum Besten der Serie und gerade die Selbstironischen Scherze und Fourth Wall-Durchbrüche geben dieser Episode ein gewisses etwas. Zusätzlich war es auch sehr toll, so viele bekannte böse Gesichter wiederzusehen, die sich für einen finalen Angriff auf das Dorf verbünden. Für zukünftige Auftritte von Shadow würde ich mir zwar wünschen, dass er endlich mal mehr Emotionen zeigen darf als nur „grimmig“, aber sein Debut hat in meinen Augen trotzdem gut funktioniert.