Alle Jahre wieder versammeln sich hunderttausende Videospiel-Fans in Köln und verwandeln die Stadt ins Gaming-Mekka schlechthin. Auch wir waren in diesem Jahr wieder vor Ort und möchten nun ein paar Eindrücke mit euch teilen.
Die diesjährige Gamescom begann für mich ein wenig merkwürdig. Noch im Zug zur Messe war Twitter plötzlich in voller Aufregung und überall hieß es nur „Bruder muss los!“ – Ein deutscher Trailer zum Sonic-Film war aufgetaucht. Mit der Gamescom hat das zwar nur wenig zu tun, aber es hat meinen Messetag doch überraschend geprägt – Schon allein, weil seitdem „Gangsta’s Paradise“ nicht aus meinem Kopf verschwinden will.
Der Messe-Dienstag ist erfahrungsgemäß immer angenehm leer, verglichen mit den anderen Tagen. So war es auch in diesem Jahr wieder, sodass mein Weg mich erst einmal durch alle Hallen führte, um mir einen Überblick zu verschaffen. Die größten Hype-Titel in diesem Jahr waren vermutlich Borderlands 3, Cyberpunk 2077 und Death Stranding. Aufgrund langer Schlangen (und, zugegeben, eher verhaltenem Interesse) habe ich diese aber ausgelassen und ging zuerst einmal zu One Piece: Pirate Warriors 4. Als großer Fan der Reihe hat es mich unheimlich gefreut, dass es auf der Messe anspielbar war. Es glänzte dabei mit neuen Mechaniken und einigen Veränderungen im Gameplay. Spielbar war ein Ausschnitt aus dem Whole Cake Island Arc des Animes / Mangas mit Big Mom als Bossgegner. Nicht alles lief wirklich flüssig in der Demo und es gab einige Ruckler und Soundprobleme, das war schade – Da das Spiel aber erst vor Kurzem angekündigt wurde und 2020 erscheint ist noch genügend Zeit, diese Fehler auszumerzen.
Als nächstes ging es für mich zum Mega Drive Mini am Booth von Koch Media. Aus Zeitgründen habe ich nur ein paar Level von Sonic the Hedgehog 2 angespielt – Alles lief sehr flüssig, Ruckler konnte ich keine feststellen. Ich bin persönlich leider nicht der größte Fan vom Mega Drive Controller, aber auch daran kann man sich gewöhnen. Alle Spiele kommen in 4:3-Auflösung daher, verziert mit einem schicken Rahmen. Andere Bildschirm-Modi standen ebenfalls zur Auswahl, doch ich empfand die 4:3-Variante als am angenehmsten. Wie schon auf der E3 und anderen Messen gab es übrigens auch den Mega Drive Maxi Controller – Ein riesiger, funktionierender Controller, der so groß war, dass man ihn allein quasi nicht bedienen konnte. Die Mini-Konsole kam für mich aber mit einem kleinen Manko daher – Ich kam nicht ins Hauptmenü zurück, um ein anderes Spiel auszuwählen. Die Tastenkombination auf der Anleitung funktionierte scheinbar nicht, oder ich habe mich einfach etwas blöd angestellt, das kann auch sein.
Mein nächstes Ziel war ein Franchise, das ich bereits viele Jahre verfolge und welches mich nach wie vor begeistert: Darksiders! Das neue Spin-Off Darksiders Genesis war ebenfalls auf der Messe am Stand von Deep Silver / THQ Nordic vertreten. Wie schon zu Darksiders 3 im Vorjahr war der Stand sehr toll gestaltet, dieses Jahr gab es den vierten und letzten apokalyptischen Reiter, Strife (bzw. Streit), als große Figur zu sehen. Darksiders Genesis erweckte bei der Vorstellung ein paar gemischte Gefühle bei mir und ich wusste nicht so recht, ob ich mich mit der Top Down-Ansicht anfreunden kann. Meine Sorge war aber unberechtigt: Abgesehen von der Kameraposition spielte es sich wie die früheren Titel. Als Charaktere standen Krieg und Streit zur Verfügung, letzterer ist zum ersten Mal spielbar, nachdem die anderen drei Reiter bereits ihre eigenen Spiele erhalten haben. Zwischen den Charakteren kann sowohl im Single-, als auch im Mulitplayer zu jeder Zeit gewechselt werden. Streit hat seine zwei Pistolen wiederbekommen (Krieg und Tod hatten sich diese in Darksiders 1 und 2 geborgt) und dazu noch ein paar interessante Fähigkeiten.
Anspielbar war der Titel allein oder auch zu zweit. Ich konnte beides testen und es lief in beiden Varianten durchgehend flüssig, im Split-Screen muss man sich aber scheinbar auf teilweise sehr matschige Texturen einstellen. Natürlich kann dies bis zum Release noch behoben werden, bis dahin zieht ja noch ein wenig Zeit ins Land. Im Mehrspieler werden alle Items geteilt und es gibt eine Mechanik zur Wiederbelebung, weiterhin halten die Gegner ein paar Schläge mehr aus.
Da ich nun schon einmal am Booth von Deep Silver war, ließ ich es mir nicht nehmen, auch mal bei Spongebob Squarepants: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated reinzuschauen. Das Original habe ich niemals gespielt, dennoch macht der gelbe Schwamm einen nicht unwesentlichen Teil meiner Kindheit aus. Das Spiel sieht wirklich hübsch aus und lief durchgehend flüssig, der Humor war außerdem gut auf den Punkt gebracht und erinnert an die frühen Spongebob-Zeiten der ersten Staffeln. Schmunzeln musste ich besonders beim Boss der Demo, dem Quallenfischkönig, der mit Duschhaube und Bürste gerade dabei war, sich zu duschen. Durch den günstigen Preis von gerademal 30€ kann man den Titel durchaus im Auge behalten, es scheint ein wirklich liebevolles Remake zu werden.
Nach dem Ausflug auf den Meeresgrund wurde es Zeit für einen Termin beim polnischen Entwickler Flaming Flamingo. Hier konnte ich das Indie-Spiel Hot Shot Burn für eine knappe halbe Stunde testen und mit den Entwicklern sprechen. Hierbei handelt es sich um einen Party Brawler mit Top-Down-Ansicht. Punkten tut der Titel durch eine sehr schöne Comic-Grafik, abwechslungsreiche Charaktere und Karten und eine Menge Spielspaß. Die Steuerung war simpel und sehr einsteigerfreundlich, die Runden knackig und kurz – Die perfekten Voraussetzungen für eine Party also. Aktuell ist das Spiel im Early Access bei Steam verfügbar. Von mir gibt es eine absolute Empfehlung!
Als Sonic-Fan konnte ich ein Spiel natürlich nicht auslassen: Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020! In einem Spieldurchlauf konnte man 3 Disziplinen spielen, insgesamt konnte man aus 5 Disziplinen wählen: 110m Hürden, Skateboard, Surfen, Karate und Bogenschießen. Als Charaktere standen Mario, Peach, Bowser, Sonic, Amy und Eggman zur Auswahl. Ich habe mit einem Freund Surfen, Karate und Bogenschießen ausprobiert. Die Steuerungsmöglichkeiten pro Disziplin waren in dieser Demo limitiert, teilweise konnte sogar ausschließlich mit Buttons gespielt werden, dies war beim Karate der Fall.
Allzu viel kann ich zum Spiel selbst aber gar nicht sagen. Die Disziplinen waren zwar recht spaßig, aber gefühlt unheimlich kurz (verglichen mit den Vorgängern), die Steuerung gewohnt simpel und abgesehen vom Bogenschießen ging es mehr um zeitlich gut abgestimmtes Drücken der Knöpfe als um präzise Bewegungen und Mechaniken. Bogenschießen ist anders gestaltet, als noch in Rio und orientiert sich wieder mehr an früheren Titeln der Reihe. Heißt: Mehr oder weniger in Ruhe zielen und schießen, mit Blick auf den Timer, während es in Rio mehr darum ging, möglichst viele Zielscheiben in möglichst geringer Zeit zu treffen. Viel Spaß hatte ich mit Surfen, wo man gezielt über die Wellen navigieren und dann bestimmte Knöpfe zum Springen drücken musste. Ursprünglich war geplant, dass ich Mario & Sonic noch häufiger Spiele, das hat aber leider nicht so ganz funktioniert. Überrascht war ich, dass für Mario & Sonic ein wirklich großer Bereich eingeplant wurde, sogar größer als beispielsweise beim Zelda Link’s Awakening Remake. Passend zur Gamescom gab es auch ein paar Neuankündigungen zum Spiel, die ihr in unserem entsprechenden Artikel nachlesen könnt.
Nach etwas längeren Ausflügen zur Merchandise-Area (die in diesem Jahr sogar fast 2 Hallen groß war) und natürlich auch zur Retro-Area war es auch schon abends, wo dann ein Event auf dem Plan stand, die Indie Arena Booth Reception! Beim zweistündigen Event konnte man (mit Voranmeldung) 109 verschiedene Indie-Spiele anspielen und gemütlich bei Essen und Trinken mit den Entwicklern sprechen. Es waren zu viele, um alle zu nennen, aber besonders herausgestochen sind für mich Vectronom (das Rhytmusspiel ist bereits auf Nintendo Switch und Steam erschienen), Through the Darkest of Times (ein historisches Strategiespiel, das in der NS-Zeit spielt) und Squirrel & Bear Europe (ein wirklich liebevoll gestaltetes Lernspiel für Kinder, bei denen Sprachen und kulturelle Einblicke in verschiedene Länder gegeben werden). Weitere, schöne Spiele waren Jack Axe, Fromto und Beat your Meat, sowie unzählige weitere. Das Indie Village und der Indie Arena Booth sind jedes Jahr auf’s Neue tolle Highlights der Messe.
Am zweiten Tag blieb für mich nicht mehr viel Zeit auf der Gamescom, da ich aufgrund diverser Umstände leider 2 Tage früher abreisen musste, als geplant. Ich ließ es mir allerdings nicht nehmen, direkt zur Öffnung nochmal den Trip zu Doom Eternal zu wagen und bekam damit auch mein absolutes Messehighlight präsentiert. Nach kurzer Einführung konnte ich die Demo 25 Minuten lang spielen und die waren ein wahres Fest. Viel Action, einige sinnvolle Änderungen gegenüber dem Vorgänger aus 2016, eine Spur brutaler und nochmal mit generell höherer Spielgeschwindigkeit. Eine nette Aktion gab es hier auch: Für jeden Spieler von Doom Eternal auf der Gamescom sollen 0,666m² Wald angepflanzt werden. Damit konnte ich nicht nur ein super Spiel antesten, sondern auch gleich etwas für die Umwelt tun – Ein schönes Gefühl.
Mehr zum Anspielen gab es am Gamescom-Mittwoch dann leider nicht mehr für mich. Mit der Öffnung für die Öffentlichkeit um 10 füllten sich die Hallen rasend schnell und die Zeit, mich nochmal etwas länger irgendwo anzustellen hatte ich leider nicht. Daher schlenderte ich noch etwas durch die Hallen und sprach in der Business-Area mit einigen Pressekontakten und Entwicklern und trat dann den Heimweg an.
Mein Fazit: Die Messe war wieder sehr toll! Ein Trend, der mir in den Vorjahren bereits immer mehr aufgefallen ist, gefällt mir aber gar nicht: Inzwischen scheint es immer weniger um Spiele zu gehen, stattdessen versuchen viele Stände, mit großen Influencern zu punkten. Das ist sehr schade und meiner Meinung nach ein Trend in die falsche Richtung.
Auch viele Influencer beschweren sich über Social Media immer häufiger, dass es ihnen quasi unmöglich ist, auf der Messe in kurzer Zeit von A nach B zu kommen, weil immer mehr Leute ein Autogramm oder Foto haben wollen. Das ist nicht nur für die bekannteren Persönlichkeiten schade (die ja ebenfalls zum Arbeiten auf der Messe sind und ohnehin schon großen Terminstress haben), sondern schmälert auch das Gesamtbild der Messe und wofür sie eigentlich steht ein wenig. Ich persönlich hoffe, dass in den kommenden Jahren die Thematik auch von den Veranstaltern vielleicht etwas verbessert wird.
Ich habe trotzdem viele tolle Spiele gesehen, mit vielen coolen Leuten gesprochen und hatte, verfrühte Abreise mal außen vor gelassen, eine schöne Zeit in Köln.