Comic-Mittwoch: Neue Reihe, altes Spiel! Dr. Eggman sorgt schon am Start der ersten Comic-Ausgabe von Sonic Boom für mächtigen Ärger. Sonic und seine Freunde, Neuzugang Sticks the Badger inklusive, sind natürlich zur Stelle um in „Getting a Little Boulder“ den Tag zu retten.
Herzlich Willkommen zum Start der neuesten Comic-Reihe von Archie. Wie schon vor Jahren Sonic X, bekommt auch die neue Sonic Boom-Serie einen nebenbei laufenden Comic, der vom üblichen Sonic the Hedgehog-Team bei Archie übernommen und jeden Monat mit einer neuen Ausgabe aktualisiert wird. Die Abenteuer die Sonic und seine Gefährten erleben unterscheiden sich inhaltlich natürlich von der TV-Serie, konzentrieren sich aber ebenso auf humorvolle Geschichten rund um die heldenhafte Truppe, natürlich reihentypisch gewürzt mit einer Menge Action.
Die erste Ausgabe von Boom wird von Serien-Veteranen Ian Flynn geschrieben, der damit sein viertes Comic-Projekt jongliert. Er ist auch der Haupt-Writer der regulären Sonic the Hedgehog-Ausgaben sowie von Sonic Universe und auch noch von den Mega Man-Comics. Sehr beachtlich, in einem Monat ganze vier Comics zu managen.
Verlieren wir keine weitere Zeit und werfen wir einen Blick auf den Plot des Neueinsteigers im Comic-Markt. Die erwähnte Action steht schon auf den ersten Seiten im Fokus, der Leser wird mitten in eine Konfrontation zwischen Team Sonic und Dr. Eggman geworfen. Der Wissenschaftler hat gerade einen neuen Kampfroboter fertiggestellt, der bedrohlich über einen eher unbeeindruckten blauen Igel türmt. Ein kleiner Wortwechsel zwischen den beiden erbitterten Rivalen später, rennt Sonic die mächtige Maschine auch schon senkrecht hinauf und verpasst anschließend dem Cockpit in dem Eggman steckt schon mal einen ordentlichen Tritt.
Im Freiflug nach unten wird der Igel von Tails aufgefangen, der das Kampfgebiet am Strand gerade eben erreicht hat. Auch der Fuchs will natürlich mitmischen…kann jedoch gleichzeitig nicht anders als die ganzen Bauteile und Details des Giga-Roboters etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das mündet sogar in einem sehr witzigen Gespräch mit Eggman selbst, in dem die beiden Genies trotz des gerade laufenden Gefechtes erst mal gemütlich ein paar technische Informationen zum neuesten Killerroboter austauschen.
Währenddessen taucht Knuckles auf und bekommt seinen ersten Auftritt! Indem er von Eggmans Roboter im wahrsten Sinn des Wortes eingestampft wird. Upps…
Zum Glück ist auch Amy zur Stelle um den Ameisenigel wieder auszubuddeln. Sobald das geklappt hat, greifen die beiden Freunde ebenfalls aktiv in den Kampf ein. Dr. Eggman muss sich nun dem ganzen Team stellen, minus einer gewissen Dachsdame.
Was im Laufe der ganzen ersten Auftritte der Charaktere auch sehr unterhaltsam ist, in guter alter Comic-Tradition bekommt jeder von ihnen beim ersten Auftauchen eine Sprechblase mit dem vollen Namen in Logo-Form, die von den Helden sogar zur Kenntnis genommen wird. So merkt Knuckles zum Beispiel nach der Nennung seines eigenen Namens an, dass er sich sogar selbst vorstellen darf im Vergleich zu den anderen. Selbstironische „Fourth Wall“-Scherze können wir für den Boom-Comic also ebenfalls ankreuzen.
Im Viererteam schaffen die Helden es bald mal, speziell dank der Koordinationsarbeit von Amy , Eggman zu überlisten und seinen Kampfroboter im Meer zu versenken. Der Wissenschaftler zieht sich mit seinem nun auf dem Rücken schwimmenden Roboter zu seiner Inselfestung zurück, während die Helden sich wieder auf unterschiedliche Weise zum Strand begeben. Tails fliegt, Amy schwimmt und Sonic surft – Als umfunktioniertes Surfbrett des Igels darf dabei der Rücken eines sichtlich verdutzten roten Ameisenigels hinhalten. Jap, es ist schon relativ früh ersichtlich auf wessen Kosten nicht wenige der Scherze in dieser Ausgabe gehen werden.
Kaum am Strand angekommen, betritt Sticks auch endlich die Szene. Das Dachsmädchen aus dem Dschungel scheint aus irgendeinem Grund ziemlich in Aufruhr, stockt aber als auch sie von Sonic in Logo-Form vorgestellt wird. Der Igel erklärt dass es sich dabei um ein Feature der ersten Ausgabe handelt, was sie akzeptiert und schließlich den Grund ihres Auftauchens erklärt: Das Haus von Tails „Got Robbed“, es wurde also übersetzt in sein Haus eingebrochen.
Der Fuchs reagiert ziemlich verzweifelt und fragt gleich mal was gestohlen worden wäre. Sein Schraubenzieher-Set? Seine Retro Bohrer-Teile? Oder gar seine Schachtel mit nuklearen Gummibändern?
Sticks will wissen ob er nicht richtig zugehört hatte, und führt die Helden zum Ort des Geschehens. Dort angekommen, wird eine Sache bald mal ganz klar: Tails wurde nicht wirklich ausgeraubt. Kein Grund zur Freude allerdings, stattdessen hat nämlich jemand sein gesamtes Haus geklaut.
Amy klärt Sticks über ihren Fehler auf: „Got Robbed“ bedeutet im Englischen direkt übersetzt „wurde (aus)geraubt“. Die korrekte Aussprache wäre „was stolen“, also „wurde gestohlen“ gewesen. Die exzentrische Dschungelbewohnerin ist also über die englische Grammatik gestolpert.
Den Schuldigen hat Sticks glücklicherweise auch gleich zur Hand: Einen gigantischen Cyborg-Stein-Golem von Eggman, der sich unter das Haus von Tails gegraben und es anschließend auf einen Spaziergang mitgenommen hat. Die Helden lassen ihm das natürlich nicht durchgehen und basteln an einem Plan. In drei Schritten erklärt Sonic seine Idee: Schritt eins, Roboter aufspüren. Schritt zwei, Roboter zerstören ohne Haus zu beschädigen. Schritt drei, Haus zu seinem rechtmäßigen Platz zurückbringen.
Klingt simpel? Nun, leider nicht für Knuckles, der anstatt zuzuhören lieber darüber gerätselt hat ob ein Cyborg überhaupt gleichzeitig aus Stein sein kann. Amy, bereits ziemlich am Ende ihrer Geduld mit dem Ameisenigel, erklärt die Situation noch einmal von vorne. Doch auch diese Zusammenfassung überfordert Knux sichtlich, worauf die Igeldame nur schwer dabei gestoppt werden kann ihm einfach mit ihrem Hammer eines überzuziehen.
Entspannt wird die Situation von Sticks, die gerade am Grasboden rumschnüffelt. Die Helden sind erfreut darüber dass sie offenbar die Spur zum Golem aufgenommen hat. Die Freude verwandelt sich in Frustration, als Sticks auf die Bewunderung ihrer Gefährten hin nur erklärt dass das Gras gerade so gut gerochen hätte. Aber sie hat dabei zumindest die riesigen, klar sichtbaren Fußspuren des Roboters entdecken können.
Besagter Roboter ist darauf schnell mal gefunden, das Haus von Tails glücklicherweise vollkommen intakt an der Spitze des Kolosses. Knuckles merkt in dabei üblich hilfreicher Natur an dass der „Hut“ des Roboters genau wie besagtes Haus aussehen würde.
Sonic setzt sich gleich mal in Bewegung, einer Idee folgend. Da der Roboter schließlich von Eggman ist, wäre es wohl nicht schwer für ihn vollste die Aufmerksamkeit des Giganten zu erhalten. Er plant, den Koloss wieder zurück zum ursprünglichen Platz des gestohlenen Hauses zu locken. Tails und Sticks haben sich indessen zur Spitze des Hauses aufgemacht, wo die Dach(s)dame quasi nebenbei nach illegalen Abhörwanzen in der Regenrinne sucht. Hab ich schon erwähnt dass sie einen Hang zur Paranoia besitzt?
Amy und Knuckles bereiten im Dorf inzwischen einen Hinterhalt vor. Die Igeldame rechnet aus wie sie das Haus von Tails am besten wieder auf seinen ursprünglichen Platz verfrachten können, während der Ameisenigel sich beschwert dass er noch nicht Teil der Action sein kann. Ein weiterer erbitterter Wortwechsel zwischen ihnen folgt, an dessen Ende Amy von Knuckles wütend verlangt dass dieser zumindest mal für fünf Minuten sein Hirn benutzen sollte.
Diese Beleidigung geht nicht mehr spurlos an Knux vorbei. Sein Gesicht verzieht sich zu einer furiosen Miene nachdem Amy sich von ihm weggedreht hat, offenbar nicht erfreut darüber wie er von seiner Teamkameradin behandelt wird.
In diesem Moment kommt Sonic angerannt, mit dem Riesenroboter im Schlepptau. Vereint starten die vier Helden ihre mächtigen Angriffe auf den Giganten. Der blaue Held schließt sich schließlich in Spindash-Form durch den Brustkorb der Maschine, welche daraufhin regelrecht in ihre Einzelteile zerbröselt. Das Haus von Tails fliegt zu Boden, kracht dabei aber glücklicherweise genau wieder an seine ursprüngliche Position. Ende gut, alles gut? Fast, der umliegende Garten rund um das Haus könnte aufgrund der Kampfschäden nun nämlich durchaus einige Renovationen vertragen.
Letzte Seite springt in das traute Heim von Dr. Eggman. Der Wissenschaftler lässt sich von Cubot gerade sein Frühstück in Form von „bösen Pfannkuchen“ liefern, als es überraschend an der Tür klingelt. Am anderen Ende steht…Knuckles?! Mit dem Vorschlag sich zu verbünden? Ohoh…
Fortsetzung folgt, wie es scheint. Damit zeigt sich dass es in den Comics im Vergleich zu der Serie selbst durchaus einen fortführenden Handlungsstrang geben könnte, bei dem die verschiedenen Plots aufeinander aufbauen.
Wie alle anderen Sonic-Werke von Archie gibt es auch in Boom am Ende für jede Ausgabe ein eigenes humorvolles Off-Panel als Angriff auf die Lachmuskeln. Hier zieht sich der Witz sogar über eine gesamte Seite. Sonics Freunde haben sich dort eine Styling-Wahl ihres blauen Gefährten zu Herzen genommen, und alle ihre eigenen Schals mitgebracht. Tails hat einen coolen Piloten-Schal, Knuckles einen Schal mit Master Emerald-Muster, Amy einen Schal mit Herz-Muster und Sticks…einen Schal aus Alufolie. Sonic ist erwartungsgemäß natürlich wenig erfreut über diese schamlose Nachmache, besonders als auch Eggman mit einem durchaus stylischen gelben Schal aufkreuzt.
Damit wäre Boom Nr. 1 abgehandelt. Wie fällt der erste Eindruck des neuen Comic-Universums also aus? Kann die neue Reihe der Archie-Comics schon von Anfang an überzeugen?
Was den Hauptplot angeht, ist für eine erste Ausgabe gar nicht mal so wenig passiert. Anstatt die Hauptcharaktere von Boom langsam vorzustellen und ihren Platz im neuen Universum näher zu beleuchten, geht es schon ab dem Einstieg ziemlich rund. Die Fähigkeiten und Persönlichkeiten der Helden werden uns mitten im Kampf gegen Eggman aus erster Hand gezeigt. Sonic ist das flinke Großmaul, Tails das fliegende Genie, Knuckles der starke Dummkopf und Amy die hammerschwingende Strategin. Durchaus eine aufregende Form ins neue Universum einzusteigen, schlägt auf jeden Fall eine gewöhnliche und textschwere Alternative.
Gleichzeitig bleiben im Zuge der ersten Ausgabe aber auch ein paar gewisse Fragen offen. Zum Beispiel wissen wir nicht um die Motivation von Dr. Eggman Bescheid. Klar, es ist anzunehmen dass er erneut nach der Weltherrschaft trachtet und dabei Sonic und seine Freunde aus dem Weg schaffen will. Das wird aber nie in irgendeiner Form erwähnt oder thematisiert, dafür dass es sich hier um ein vollkommen neues Universum handelt. Auch was die Heimat der Freunde angeht gibt es keine Erklärung. Wo leben die Helden überhaupt? Wie lautet der Name der Gegend, warum haben sich die Abenteurer dort nieder gelassen? Wer ist Sticks und warum kommt sie mit den vier Freunden so gut klar? Wird nie erklärt, viele Dinge in diesem neuen Boom-Universum sollen einfach als gegeben hingenommen werden, trotz der Unterschiede zur Hauptserie von SEGA. Das könnte bei Neueinsteigern durchaus für ein wenig Verwirrung sorgen.
Der Actiongehalt rund um den Kampf gegen Eggman und den häuserklauenden Roboter war wie gesagt schon hoch, doch wird dieser vom Humorgehalt sogar nochmal übertroffen. Wie auch der Cartoon selbst hat bereits die erste Ausgabe einen sehr starken Fokus auf spaßige Charakterinteraktionen und absurde sowie amüsante Situationen. Der Boom-Comic zeigt schon von Anfang an dass er uns nicht zwangsweise mit seinem Actiongehalt oder irgendwelchen dramatischen Situationen unterhalten will, sondern mit seinen Ansätzen den Leser mithilfe der unterschiedlichen und spaßigen Charaktere zum Lachen zu bringen. Wie eben der Cartoon selbst, nur in Papierform.
Für die erste Ausgabe funktioniert das bereits recht gut. Nicht jeder Scherz ist ein Volltreffer oder gar ein Schmunzeln wert, beim Lesen sind meine Mundwinkel aber immer wieder mal nach oben gewandert, zum Beispiel wenn Sticks wieder ihre exzentrische Persönlichkeit zur Schau gestellt hat.
Die Persönlichkeiten der Charaktere sind unterhaltsam und in einigen Fällen wie bei Sonic, Tails oder Eggman nicht zu weit von ihren Vorlagen entfernt. Wer jedoch ein ordentliches Maß an Umgewöhnung benötigen wird ist wie erwartet Knuckles. Der Ameisenigel ist zumindest in dieser Ausgabe schlicht und einfach planlos und ohne einen großartigen Funken an Intelligenz, was sich sehr stark von seiner SEGA-Persönlichkeit abhebt und gleichzeitig auch etwas anstrengend zu lesen ist. Auch weil die Dummheit von Knuckles besonders von Amy sehr frustriert und unfreundlich zur Kenntnis genommen wird, womit die sonst so ruhige und mitfühlende Igeldame ebenfalls ungewohnt ungenießbar ausfällt.
Was etwas seltsam ist, da diese Charaktereigenschaften in Cartoon und Spiele nicht ansatzweise so extrem ausfallen. Knuckles ist dort zwar weiterhin nicht der Hellste, aber auch weit vom Holzkopf aus den Comics entfernt, während Amy durch ihre unfreundliche Art ihm gegenüber im Comic vergleichsweise fast schon zu „Out of Character“ ausfällt. Handelt es sich hier um Charakterentwicklungen die im Laufe der nächsten Ausgaben abgehandelt werden? Wäre eine Erklärung, vor allem da Knuckles Enttäuschung mit Amy ja scheinbar zu seinem Angebot an Eggman geführt hat.
Das Artwork dieser Ausgabe ist eine ziemliche Augenweide und sehr dynamisch. Evan Stanley, die auch schon für die regulären Sonic-Comics von Archie gezeichnet hat, wurde für den Einstand ausgewählt. Ihr Stil funktioniert wirklich großartig für die mehr humorbezogenen Charakterinteraktionen, besonders da er zu einigen wirklich witzigen Gesichtsausdrücken bei den Helden führt. Doch auch in den Action-Szenen überzeugt sie mit ihren flotten Zeichnungen rundum, womit die erste Ausgabe zumindest in diesem Department nicht viel besser ausfallen hätte können.
Für das reguläre Cover war Patrick Spaziante, ein Veteran der Archie Sonic-Reihe seit den frühen Tagen, verantwortlich. Es sieht definitiv nicht übel aus, aber gerade Sonics Kopf stört mich irgendwie ein wenig. Seine Stacheln sind etwas seltsam platziert. Zusätzlich ist es etwas seltsam dass Burnbot auf diesem (und dem alternativen) Cover auftaucht – Im Comic selbst gab es keinen einzigen Auftritt von ihm.
Für die vier (Jap, richtig gelesen) alternativen Cover-Versionen war Evan Stanley zuständig. Zusammengefügt ergeben diese vier Cover das Bild einer wilden Verfolgungsjagd zwischen allen Hauptcharakteren. Auch hier funktioniert der Stil von Stanley für die Situation wirklich super. Einziger Wermutstropfen: Als Sammler muss man etwas tief in die Tasche greifen wenn man wirklich das komplette Bild besitzen möchte.
Knuckles verbündet sich mit Eggman?! Was hat der Ameisenigel bloß vor, will er seine Freunde wirklich hintergehen? In Ausgabe 2 der neuen Comic-Serie werden seine Motive für dieses ungewöhnliche Angebot enthüllt werden, also schaut unbedingt nächsten Monat wieder vorbei, für das Review von „Knuckleduster“.