Ein völlig neues Sonic-Universum sollte das letzte Spiel des Nintendo-Exklusivdeals einläuten – ob das gut funktioniert hat? Das erfahrt ihr in unserem Review!
Mit Sonic Boom: Lyrics Aufstieg geht nun auch der Exklusivdeal zwischen Sega und Nintendo seinem Ende endgegen. Dieser besagte, dass Sonic-Titel für 3 Spiele exklusiv auf Nintendo-Plattformen erscheinen. Gleichzeitig ist Sonic Boom: Lyrics Aufstieg der Startschuss für ein vollständig neues Spinoff-Universum der Sonic-Reihe!
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Ein altes Team in neuem Anstrich!
… davon ist beim Spielstart allerdings noch nicht viel zu merken. Denn eigentlich ist es ein Tag, wie jeder andere auch: Sonic, Tails, Amy & Knuckles verfolgen den langjährigen Widersacher Dr. Eggman – Genau da wird es aber schon ein wenig problematisch: Eigentlich ist hier nämlich ganz und gar nichts so, wie es immer ist. Schon auf den ersten Blick sticht das völlig neue Design der Charaktere hervor, besonders das böse Genie und ein gewisser roter Muskelprotz sind auf den ersten Blick fast nicht wieder zu erkennen. Beim Rest der Truppe halten sich die Änderungen am Design dann etwas mehr in Grenzen.
Die neuen Charakterdesigns wirken für Serienkenner möglicherweise zunächst ungewohnt, ist man über den ersten Schock aber erst einmal hinaus, kann man sich mit den Designs gut anfreunden. Bei einigen Charakteren geht dies schneller, andere brauchen vielleicht etwas mehr Eingewöhnungszeit.
Besonders auffällig sind die Bandagen, die Sonic und seine Freunde tragen. So trägt Knuckles Bandagen an den Armen, genau wie Sonic, welcher zudem noch welche an den Beinen und Schuhen trägt. Sein Sidekick, Tails, hat ebenfalls Bandagen an den Schuhen, während Amy sie (auf den ersten Blick beinahe nicht sichtbar) etwas oberhalb der Taille trägt (natürlich modisch in zum Outfit passender Farbe), zudem auch an ihrem Hammergriff. Alle Charaktere haben auch (ähnlich wie seinerzeit in Sonic The Hedgehog für PS3 und XBox 360) etwas veränderte Körperproportionen erhalten: Die Beine sind etwas länger, die Arme etwas kürzer.
Soweit zu den allgemeinen Veränderungen der Charaktere – doch was änderte sich im Detail?
Bei unserem blauen Igel fällt zunächst auf, dass seine Arme nun (anders als zuvor) komplett blau eingefärbt sind. Seine Stacheln sind eigentlich fast wie immer, allerdings hat Sonic nun ein paar Dünnere dazubekommen. Auch Igel müssen außerdem etwas mit der Mode gehen, ein braunes Halstuch macht sich da natürlich besonders gut!
Charakterlich ist Sonic nun noch um einiges frecher und überheblicher, als man es üblicherweise von ihm gewohnt ist. Auch feiert er sich gern selbst und ist zunächst fest davon überzeugt, dass er alles allein schaffen kann und seine Freunde wenig zu den Erfolgen beitragen. Diese neuen Charaktereigenschaften laden oft zum Lachen ein, teilweise allerdings auch zum Fremdschämen.
Der gelbe Sidekick des Jahres wurde kaum verändert. Neben einer Fliegerbrille und einem Heimwerker-Gürtel ist bei ihm alles beim Alten geblieben. Abgesehen von der wirklich positiven Tatsache, dass er von Sonic nicht mehr so abhängig ist, wie er es einst war (ganz im Gegenteil sogar, er nimmt die Sachen inzwischen viel eher allein in die Hand), ist er aber charakterlich ebenso liebenswert geblieben, wie wir ihn bereits kennen. Eine Eigenschaft, die ihm wohl niemals jemand nehmen wird (dies bestätigt auch sein leicht verändertes Äußeres noch einmal) ist, dass er der Schlaukopf der Gruppe mit gewisser Neigung zu handwerklichen und technischen Arbeiten ist.
Ein ganz anderes Schicksal trifft aber den Beschützer des Master Emeralds. Die wohl auffälligste Änderung ist vermutlich seine Augenfarbe. Das Lila wirkt nun deutlich dunkler, als in vorherigen Ablegern der Sonic-Reihe.
Spaß bei Seite, Knuckles hat sich sowohl äußerlich, als auch charakterlich komplett verändert. Im Sonic Boom-Universum ist Knuckles einen ganzen Kopf größer als der Rest der Gruppe (früher war er fast schon ein wenig kleiner als Sonic) und deutlich muskulöser. Auch sein Oberkörper ist stämmiger als zuvor. Anstelle seiner früheren Fäustlinge rückten in Sonic Boom nun Finger, die noch immer etwas ungewohnt wirken, selbst, wenn man sich an den Rest seiner Veränderungen bereits gewöhnen konnte.
Leider bestätigt sich auch das, was sein Äußeres bereits vermuten lässt: Der Echidna hat einen neuen Charakter bekommen. Aus dem naiven/gutgläubigen Sturkopf wurde „Viele Muskeln, wenig Hirn“, eine Tatsache, die andere Charaktere im Spiel vermehrt gnadenlos ausnutzen, um auf ihm herumzuhacken. Wehren tut er selbst sich dagegen wenig bis gar nicht, ganz im Gegenteil: Viel eher bestätigt er dies an vielen Stellen im Spiel sogar noch. Außerdem sucht er nicht unbedingt nach Lösungen von Rätseln, wie er selbst sagt, haut er lieber auf Sachen drauf. Dies kann manchmal ganz praktisch sein, denn hier und da ist auch das des Rätsels Lösung!
Weiterhin ist Knuckles ein großer Naturfreund, was leider im Spiel nicht voll zur Geltung kommt. Er ist normalerweise sehr freundlich und stets um seine Freunde besorgt, wenn etwas passiert – somit hat er wenigstens nicht alle seine guten Eigenschaften verloren.
Ähnlich wie Tails hat sich auch Amy äußerlich nicht stark verändert. Neben einem neuen Kleid hat sich eigentlich fast nichts getan – dafür hat sie charakterlich eine Starke Entwicklung vollzogen. War sie früher anhänglich, teils etwas weinerlich und sehr Sonic-fixiert, ist sie nun ganz anders. Sie ist sehr bodenständig, selbstsicher und in der Lage, Dinge auch allein zu bewältigen. In Sonic ist sie noch immer verliebt, dies zeigt sie jedoch nahezu nicht offen, bemerkbar ist dies (im Spiel) sogar nur an einer Stelle. Diese Veränderungen sind allesamt positiv, allerdings hackt sie aus der Gruppe leider besonders gern auf dem roten Muskelprotz herum und traut ihm nichts zu.
Zu guter Letzt gibt es auch noch einen gewissen Bösewicht, der Sonic schon seit seinem ersten Abenteuer das Leben schwer macht: Dr. Eggman! Sein Äußeres hat ebenfalls eine Generalüberholung bekommen, ohne dabei (anders, als bei Knuckles) die altbekannten Merkmale zu stark anzupassen. Sein typischer dicker Bauch ist noch immer da, fällt aber weniger stark auf, da er nun eine deutlich breitere Brust hat. Es wirkt daher so, als hätte man seinen Bauch ein Stück nach oben verschoben. Die Arme des bösen Genies sind auch deutlich dicker geworden, während seine Beine sehr dünn sind. Sein Kopf blieb von den Veränderungen weitestgehend unberührt, nur seine Augen sind ein kleines Stück nach oben gerutscht. Auch seine rote Kluft wurde angepasst, sodass sie besser zum neuen Design passt. Charakterlich ist der Oberbösewicht der Alte geblieben. Seine Auftritte im Spiel stehlen Sonic & Co. schon beinahe die Show, da die Schreiber es geschafft haben, den perfekten Grad zwischen Witz und Boshaftigkeit zu treffen. Das macht den Dr. aus Sonic Boom zum bisher besten Eierkopf der gesamten Reihe, auch sein Redesign ist sehr gelungen.
Sonic Boom: Lyrics Aufstieg beinhaltet eine Vielzahl neuer Charaktere, die sich allesamt gut in das Sonic Boom-Universum einfügen. Sie punkten vor allem durch einfallsreiches Charakterdesign und tolle charakterliche Eigenschaften. Teilweise wirken sie, wie aus einem Disney-Film entsprungen, was allerdings keineswegs ein negativer Punkt sein soll.
Alle Charaktere machen sich in ihren neuen Designs durchaus gut, wenn man erst einmal die anfängliche Skepsis überwunden und sich an die Designs ein wenig gewöhnt hat. Je länger man im Spiel versinkt, umso mehr wirken die Designs schlussendlich wirklich gut und passend, gerade dann, wenn man sie in Verbindung mit ihren spielerischen Eigenheiten verbindet.
Story
Mit der Story beginnt allerdings auch schon die Kritik an Sonics „neuer Welt“ – denn diese neue Welt versucht keine neue Welt zu sein. Direkt zum Spielstart beginnt ein Szenario, welches man als Nicht-Fan des Igels einfach unmöglich verstehen kann. Weder wird der Haupt-Cast der Charaktere vorgestellt, noch erfährt man, wie die herrschende Situation überhaupt zustande kam. Die erste Zwischensequenz ist damit noch fast nachvollziehbar – wir sehen Sonics vermeintlichen Tod als Teaser für das, was einen im Spiel noch erwartet, wie es zu dieser speziellen Situation kommt wird im späteren Spielverlauf aufgeklärt. Doch schon nach dieser Sequenz folgt der aktuelle Tag: Sonic und seine Freunde verfolgen Eggman. Für Fans ist das normal, allerdings vermisst man dennoch den Grund, warum Eggman verfolgt wird. Neueinsteiger, die mit diesem Spiel ja auch gewonnen werden sollen, schauen allerdings komplett in die Röhre und verstehen vermutlich nicht, was vor sich geht. Als Metal Sonic dann auch noch das Spielfeld betritt, ist die Verwirrung schließlich komplett – Wo kommt er her? Warum ist er überhaupt in diesem Universum? Eine Antwort sucht man im kompletten Spielverlauf vergebens.
Die Truppe schafft es allerdings, Eggman und seinen Schergen zu entkommen. Auch dies ist leider nicht unbedingt logisch, Sonic schließt die Tür zu Lyrics Grab, sodass Metal Sonic nicht hereinkommen kann. Dieser versucht es aber gar nicht erst, die Tür schließt sich nämlich zwar extrem langsam, aber genauso langsam bewegt Metal Sonic sich auch auf den blauen Igel zu – ein kleiner Sprung hätte genügt und unsere Helden wären erledigt gewesen – Pustekuchen. Die Logik hat sich wohl verabschiedet, der Lächerlichkeit preisgegeben wird sie dann, wenn Sonics Kopie wutentbrannt gegen die Tür haut.
Nachdem das Team das Grab dann durchquert hat, finden sie den versteinerten Lyric vor, der hier eintausend Jahre geruht hat. Dieser erwacht auch sogleich und kennt Sonic („Wir haben noch eine Rechnung offen!“. Soweit gibt es nichts zu kritisieren, denn eine solche Situation kann später noch aufgeklärt werden – tut sie auch. Allerdings entsteht dadurch ein Paradoxon, denn Sonic reist in die Vergangenheit, weil er in der Vergangenheit Lyric eingesperrt hat und dieser dann in der Gegenwart wieder aufwacht. Dies ist eine nicht logische Endlosschleife ohne einen Anfang, da Sonic niemals in die Vergangenheit gereist wäre, wäre die fiese Schlange nicht versteinert in dem Grab (später sogar als „Gefängnis“ bezeichnet) gewesen wäre – wo sie nur gelandet ist, weil Sonic in der Vergangenheit war. Warum dort Sonic und Tails als Verzierungen auf der Tür sind, erfährt man auch nicht.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird das ganze nicht logischer, sondern eher noch schlimmer. Und eigentlich fangen da bereits die großen Probleme an: Man merkt im Laufe des Spiels mehr und mehr, dass die Story sehr stark beschnitten wurde. Viele Sachen fehlen, das weiß man sogar aus Trailern und Interviews. Das ist eigentlich schade, denn in Ansätzen finden wir in Sonic Boom: Lyrics Aufstieg nach langem einmal wieder eine Story, die wirklich hätte schön und lang werden können. Durch die starken Schnitte fehlt aber so viel, dass eben nur jene Ansätze zu finden sind und die Fans unnötig verwirrt. Wirklich lang ist die Story leider auch nicht, mit ein wenig Übung ist es problemlos möglich, die Story bereits unter 5h zu beenden.
Shadow schafft es ebenfalls in die Story – genau dreimal. Er kämpft aus unbekanntem Grund gegen Sonic, verschwindet dann bis zur letzten Cuscene und beglückwünscht Sonic dann zum Sieg. Auch hier wissen wir, dass viel herausgeschnitten wurde, denn geplant war, Shadow fest in die Story zu integrieren. Nun wirkt er, als wäre er nur aufgrund von Fanwünschen ein Bestandteil des Universums – Schade. Außerdem ist er unheimlich schlecht charakterisiert, sein Verhalten ergibt weder für Serienkenner, noch für Neueinsteiger einen Sinn.
Doch nicht alles an der Story ist wirklich so schlecht. So zeigt Sonic beispielsweise eine (wenn auch zu knapp gezeigte) schöne Charakterentwicklung. Sagt er am Anfang noch „Ich brauche mein Team nicht“, so ist er mit weiterem Fortschritt in der Story immer dankbarer, die anderen um sich zu haben und gesteht seine Fehler ein, was am Anfang des Spiels noch undenkbar für ihn ist. Außerdem wirft er später auch Vorwürfe zurück, seine Freunde wären seine Schwäche – zu Beginn der Story hätte er dem Satz vermutlich noch zugestimmt, allerdings ist er später der Ansicht, dass sie seine größte Stärke sind. Die Szenen zwischen Eggman und Lyric sind außerdem durchaus gelungen – so ist Eggman am Anfang noch dabei, Lyric zu seinem Untergebenen zu machen und ihn zu erpressen, aber den Spieß kann Lyric schnell umdrehen, da er Eggmans Roboter per Knopfdruck kontrollieren kann. So wird dann die Schlange der Boss von einem bösen Wissenschaftler – dies sorgt vor allem durch Eggmans Charakter für viele schöne und lustige Momente. Auch sonst muss sich das Spiel in Sachen Humor nicht groß verstecken – anders als in Sonic Colours und Sonic Lost World versucht Sonic Boom: Lyrics Aufstieg nicht durch eine Witzparade von Sonic zu punkten, sondern durch witzige Gespräche zwischen den verschiedenen Charakteren. Außerdem spielen die Charaktere in einigen Gesprächen sogar auf die Redesigns an, so unterhält sich Sonic beispielsweise mit Tails darüber, dass Eggman sich irgendwie verändert hat und schlanker aussieht – genug, um wenigstens ein leichtes Schmunzeln hervorzurufen. Auch wird die Story später recht spannend, das trübt allerdings nicht darüber hinweg, dass die Spannung aufgrund vieler herausgeschnittener Sachen ganz einfach einen sehr faden Beigeschmack hat, weil alles zu abrupt und nicht nachvollziehbar gestaltet wurde.
Gameplay und Schwierigkeitsgrad
Vorab sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass das Gameplay weder Sonic-typisch ist, noch, dass es das überhaupt versucht hat. Es ist kein Jump’n’Run, sondern ein Action-Adventure, daher gibt es in diesem Review auch keine direkten Gameplay-Vergleiche zu anderen Sonic-Ablegern, es sei denn, es gibt Überschneidungen.
Im Single Player lässt sich das Spiel ausschließlich mit dem Gamepad steuern, im Multiplayer werden allerdings sämtliche Eingabemöglichkeiten der Wii/Wii U unterstützt, abgesehen vom Gamecube-Controller (dieser kann per Adapter in Super Smash Bros. genutzt werden, sonst nicht). Wer sich also erhofft, mit dem Wii U Pro Controller spielen zu können, der wird zumindest im Singleplayer leider enttäuscht.
Spielt man im Multiplayer (max. 2 Spieler im Co-Op), so spielt ein Spieler am Fernseher und der andere Spieler auf dem Gamepad-Bildschirm, sodass beide ihren ganz eigenen und vollständigen Spielbereich haben.
Dabei startet das Spiel eigentlich Sonic-typisch: In Höchstgeschwindigkeit wird Eggman auf einem Hochgeschwindigkeits-Weg verfolgt. Diese tauchen an vielen Stellen im Spiel auf und sind mal mehr und mal weniger schwer. An erster Stelle geht es auf diesen Wegen darum, den Hindernissen auszuweichen, die euren Weg blockieren. Dies kann mit einem Quickstep (L/R) gemacht werden, oder aber (etwas schwammiger und langsamer) mit dem Control Stick. Etwas nervig ist, dass der Stick stets nach vorn gedrückt werden muss, um die maximale Geschwindigkeit zu halten. Während dieser Abschnitte entwickelt sich ein schönes Geschwindigkeitsgefühl und erfordert in späteren Levels auch ein wenig Geschick, da man schnell mal frontal in ein Hindernis rennt, wenn man nicht aufpasst. Leider führt das auch an wenigen Stellen zu ein paar unfairen Augenblicken, da die Hindernisse nicht immer gesehen werden können, doch solche Momente sind glücklicherweise eher selten. Solche Hochgeschwindigkeits-Sektionen gibt es meist am Anfang eines Levels.
Kern des Gameplays sind aber nicht die Abschnitte, in denen man schnell rennt, sondern eher die Adventure-Sektionen. Hier gilt es zunächst einmal zwischen den einzelnen Charakteren zu unterscheiden, die mit ihren ganz eigenen Fähigkeiten das Spiel etwas abwechslungsreicher gestalten. Selbstverständlich gibt es aber auch Fähigkeiten, die sich alle Charaktere teilen, dazu gehört beispielsweise Enerbeam, den man im ersten Level erhält. Mittels A-Knopf kann man diesen benutzen und er ist vielfältig einsetzbar. Mittels Enerbeam hängen Sonic und seine Freunde sich an in der Luft hängende „Seile“ (Zip-Lines), um beispielsweise Abgünde zu überqueren, können Schalter aktivieren und sogar Gegner an sich heranziehen und ihnen im hohen Bogen einen Freiflug bescheren. Die Schalter sind dabei meist Bestandteil von kleinen Rätseln, die leider schnell eintönig werden und ziemlich leicht lösbar sind.
Mithilfe der R/L-Tasten ist es in den Adventure-Arealen mit jedem Charakter möglich, durch die Gegend zu rollen. Dies dient allerdings ganz und gar nicht zum Aufbauen von Geschwindigkeit, sondern viel mehr dazu, gegnerischen Angriffen ausweichen zu können – wer wird schon gern von einem gegnerischen Laser oder einem Schwert getroffen? Ganz zu schweigen von anderen Dingen, die so auf einen zufliegen können…
Wie bereits erwähnt haben die einzelnen Charaktere im Detail aber auch ganz eigene Fähigkeiten und Vorteile.
Sonic ist beispielsweise zumindest ein klein wenig flotter unterwegs, als die anderen Charaktere. Auf dem Boden kann er mittels X-Knopf einen Spindash vollführen, der, sofern Gegner in der Nähe sind, diese auch anvisiert. Nach drei Treffern kommt das Finale eines Kettenangriffs und der Gegner erhält sogar doppelten Schaden! Doch auch in der Luft ist der blaue Igel nicht hilflos – sind Gegner in der Nähe, wird sein Angriff zu einer Homing-Attack mit dem gleichen Muster, wie schon beim Spindash: 3 Angriffe in Folge und eine finale Attacke. Wenn die Gefahr gebannt ist, kann Sonic wie gewohnt mit dem Spindash ein wenig flotter durch die Gegend rollen. Für die Benutzung bestimmter Rampen ist der Spindash zudem unbedingt notwendig. Aufladbar ist der Spindash auch – allerdings hat dies keinen großen Effekt. Man rollt ein Stückchen weiter, ist aber schneller, wenn man die Aktion einfach zweimal hintereinander durchführt.
Auch auf normale Angriffe kann zurückgegriffen werden – dies funktioniert mit der Y-Taste. So teilt er kräftige Schläge und Tritte aus, die bei den Gegnern so einige Beulen zurücklassen werden … oder eher Dellen, immerhin sind die Gegner fast ausschließlich Roboter. In der Luft kann man mit Y einen mächtigen Stampfangriff ausführen – das gibt Kopfschmerzen!
Mittels B-Knopf springt Sonic in luftige Höhen und er kann sogar einen Doppelsprung ausführen. Dies trifft natürlich auch auf die anderen spielbaren Charaktere zu.
Tails ist als der persönliche Handwerker/Techniker der Gruppe weniger auf das pure Schlagen und den Nahkampf ausgelegt, sondern konzentriert sich eher auf den Fernkampf. Mittels Y-Taste bewirft er seine Gegner aus der Ferne mit Bomben, ist dabei allerdings etwas schwächer als sein blauer Freund. Mittels B-Knopf springt Tails ebenfalls in die Höhe, allerdings funktioniert sein Doppelsprung etwas anders – Hält man den Knopf gedrückt, so schwebt er langsam zu Boden, hat er unter sich einen Ventilator, so kann der gelbe Fuchs an höher gelegene Orte kommen. Dies funktioniert auch stets gut, allerdings ist es etwas unlogisch, da Tails normalerweise eigentlich keinen Ventilator brauchen sollte, um richtig fliegen zu können. Wünschenswert wäre hier eine andere Umsetzung gewesen. Die Stampfattacke übernimmt Tails von Sonic. Allerdings besitzt er auf X einen anderen Angriff – denn damit ruft er seinen Buddy-Bot, der nicht nur dabei hilft, kleine Rätsel zu lösen, indem er durch kleine, enge Gänge kriecht, sondern auch den Gegnern ordentlich einheizen kann und über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Schaden verursacht. Manchmal funktioniert der selbstgebaute Freund aber nicht so, wie man es gern hätte: Oft passiert es, dass er einen weit entfernten Gegner angreift, anstatt sich durch einen Gang zu zwängen und einen Schalter zu aktivieren. Dies ist besonders in späteren Leveln schnell nervig, es hätte zudem für ein tieferes Gameplay gesorgt, wenn der kleine Roboter durch den Spieler hätte gesteuert werden können – hier wurde ein wenig Potenzial verschenkt.
Sonic und Tails sind ab einem bestimmten Punkt im Spiel auch in der Lage, mit einem Power-Up nach betreten eines Boost-Rings auf dem Wasser zu laufen. Hier rennen beide schnell geradeaus über das Wasser und lassen sich leider nur sehr schwer steuern. Zudem ist es etwas unlogisch, dass man auch einfach anhalten und auf der Stelle stehen kann – selbst dann funktioniert die Steuerung übrigens kaum, z.B. kann man nicht einmal rückwärts gehen, trotz nicht existenter Geschwindigkeit. Dinge wie das Stehenbleiben sind vermutlich nicht so im Spiel vorgesehen gewesen und erinnern etwas unschön an die Kristalle aus Sonic The Hedgehog 2006.
Igellady Amy hat selbstverständlich ihren treuen Gefährten zur Hand – den Pico-Pico-Hammer. Mit diesem kann sie kräftig zuhauen und macht auf Y ein wenig mehr Schaden als Sonic, während sie sich auf X mit ausgestrecktem Hammer im Kreis dreht und auch damit die Gegner locker aus dem Weg räumen kann. Neben der üblichen Stampfattacke beherrscht sie im Gegensatz zu den anderen Charakteren noch einen Dreifach-Sprung, wodurch sie in den Platforming-Abschnitten eindeutige Vorteile hat. Mit dem Hammer kann sie sich außerdem über Stangen schwingen – hat man fiese Abgründe zu überwinden, ist Amy im Spiel also definitiv die richtige Wahl. Leider werden ihre Balance-Einlagen oftmals zur Folter, da die Steuerung dafür manchmal zu schwammig ist. So trifft man oftmals eine Stange nicht, sondern läuft geradewegs in den Abgrund oder springt zu schnell/nicht hoch genug und verpasst so die höher liegende Stange. Auch ist es oft sehr ungünstig gelöst, dass jene Abschnitte nur in Sidescrolling-Ansicht spielbar sind – an manchen Orten im Spiel sorgt dies für starke Verwirrung, da man nicht auf die direkt vor einem liegende Plattform springen, sondern sich stattdessen nur nach links und rechts bewegen kann. Auch ihre Angriffe mit dem Hammer sind nicht immer sehr genau und haben nur einen sehr kleinen Radius – anders, als bei den anderen Charakteren werden die Gegner mit Amys Angriff auf Y nämlich nicht immer automatisch anvisiert.
Kommen wir nun aber zum Kämpfer der Truppe: Knuckles. Neben dem von anderen Charakteren bekannten Doppelsprung kann er noch rote Wände im Spiel hochkraxeln. Währenddessen ist er auch noch zusätzlich in der Lage, im Weg hängende Steine aus dem Weg zu räumen. Im Kampf ist das rote Muskelpaket natürlich ein Nahkämpfer, der ordentlich Schaden austeilen kann – von allen Charakteren kann er die Gegner am schnellsten zu Boden schlagen, denn er ist etwa doppelt so stark wie Sonic. Auf X vollführt Knuckles einen ähnlichen Angriff wie Amy, er dreht sich und haut dabei mit seinen Armen die Gegner kurz und klein. Ist er in der Luft, kann er mit X an bestimmten Stellen auch in den Boden eintauchen und sich so hindurchgraben, taucht er wieder auf, hat er die etwa doppelte Sprunghöhe und kann wesentlich höhere Orte erreichen. Neben der Steuerung des blauen Igels funktioniert die von Knuckles im Spiel am besten und ist am ehesten nachvollziehbar. Seine Areale sind meist gut durchdacht, werden allerings schnell eintönig. Er bewegt sich außerdem etwas langsamer vorwärts, als der Rest, kann allerdings durch wiederholtes Drücken der Rollen-Taste (L/ZL/R/ZR) einiges an Geschwindigkeit wieder gut machen.
Während des Spiels kann man an verschiedenen Punkten auch mit einer Art Schiff fahren, dessen Steuerung Knuckles übernimmt. Die anderen Helden bekommen jeweils eine eigene Kanone mit unterschiedlichen Eigenschaften – Sonic erhält einen Wasserwerfer, Amy einen Eiswerfer und Tails Elektrobomben. Die Steuerung ist hierbei extrem schwammig und für den Spieler unbequem, da man mit dem etwas unhandlich rechten Stick immer in eine bestimmte Richtung feuern muss. Die Gegnermassen, die während der Schiff-Einlagen auftauchen, sind dabei zeitweise sehr nervig und unfair, da man oft einfach nicht mehr in der Lage ist, auszuweichen – dazu ist die Steuerung zu schwammig. Dennoch bieten die Abschnitte eine gelungene Abwechslung, mit etwas mehr Feinschliff hätte das Potenzial hier noch besser genutzt werden können.
Bosskämpfe gibt es nur wenige im Spiel. Diese finden entweder in einem kreisrunden 3D-Areal statt, oder aber auf einem Hochgeschwindigkeits-Weg. Während man bei letzterem meist auf dem Weg liegende Gegenstände auf den Gegner feuern muss oder simpel seinen Angriffen ausweicht, geht es in den kreisrunden Boss-Arealen eher um das Schlagen und den Enerbeam. Das Schema wiederholt sich dabei sehr stark und bieten keine wirkliche Abwechslung, erfordern teilweise aber etwas Geschick.
Auch die normalen Gegner ähneln sich im Spiel allesamt sehr stark – es gibt etwa 3 Gegnertypen mit unterschiedlichen Entwicklungen. Auch die Kämpfe gegen sie werden daher leider schnell langweilig, teilweise sogar ein wenig unfair, da man ihren Lasern stellenweise unmöglich ausweichen kann. In der Regel stellt das trotzdem kein Problem dar.
In den Hubworlds ist der Spieler fast immer komplett auf sich allein gestellt. Dies wäre im Normalfall kein Problem, allerdings wird man stellenweise ohne jeden kleinen Hinweis sich selbst überlassen und muss sich dann durch die komplette Hubworld quälen, um das nächste Level zu suchen. Es hätte durchaus seinen Reiz, wenn man wenigsten Hinweise in Form kleiner Rätsel erhalten hätte, so aber basiert die Suche nur auf einem „Trial & Error“-Suchsystem. In den Levels selbst wird man dafür aber ständig mit Hinweise zur Lösung der Rätsel bombardiert, als wäre man ein kleines Kind – so schwenkt die Kamera meist genau auf den Punkt, zu dem man laufen muss und zusätzlich wiederholen die anderen Charaktere mehrmals, was man zu tun hat.
Grundlegend funktioniert das Gameplay des Spiels allgemein wirklich gut und hat nur wenige Mängel in der Umsetzung der einzelnen Charaktere. Allerdings versagt das Spiel leider dabei, jene Mechaniken zu erklären, vieles bleibt dem Spieler selbst überlassen. Das Gameplay ist zunächst auch noch recht neu und frisch für Sonic-Fans, wiederholt sich aber leider viel zu schnell und wird somit nach einer kurzen Zeit schon extrem eintönig, dauerhafter Spielspaß bleibt daher leider auf der Strecke, wenn man nicht über die sich immer wiederholenden Rätsel und Abschnitte hinwegsehen kann. Leider ist auch der Schwierigkeitsgrad eher niedrig angesiedelt. Die Rätsel und Sprungeinlagen werden zwar im späteren Spielverlauf ein wenig komplexer, allerdings erhöht das den allgemeinen Schwierigkeitsgrad nur bedingt und es ist eher der teilweise etwas schwammigen Steuerung zuzuschreiben, wenn man stirbt.
Apropos sterben – das tut man im Spiel eigentlich nicht wirklich. Mit wenigen Ausnahmen wird der Spielfluss durch einen „Tod“ nicht unterbrochen, sondern die anderen Charaktere kämpfen kurz weiter und nachdem der Bildschirm kurz schwarz wird, kann das Spiel fortgesetzt werden, als ob nichts passiert wäre – mit der Ausnahme, dass man weniger Ringe hat. Halbwegs problematisch ist ein Tod nur in den Hochgeschwindigkeits-Passagen, da man dort am letzten Wegpunkt neustartet. Allerdings sind etwaige Kisten o.Ä., die man umgerannt hat, nach dem Tod verschwunden. Somit wird auch das teilweise erforderliche Geschick unnötig. Zudem findet man ohnehin neue Ringe an jeder Ecke, somit bietet das Spiel also keine wirkliche Herausforderung. Einzig zwei der Bosskämpfe haben einen leicht höheren Schwierigkeitsgrad und verlangen geschicktes Ausweichen und überlegte Angriffe. Schwieriger wird das Spiel allerdings im Extrem-Modus, welchen man nach erfolgreichem Abschluss der Hauptstory freischaltet. Die meisten Änderungen belaufen sich allerdings darauf, wie viel Schaden die einzelnen Gegner machen, ein wenig mehr Abwechslung hätte dem Spiel gut getan.
Ein großes Plus bekommt das Gameplay allerdings dafür, dass man fast nie gezwungen wird, mit einem bestimmten Charakter zu spielen – man kann nahezu immer zwischen mindestens 2, meistens allen 4 Charakteren wählen. Einschränkungen gibt es während der Hauptstory nur an etwa 4 kurzen Stellen, abgesehen natürlich vom ersten Level, in dem man mit jedem Charakter einen kurzen Abschnitt spielen muss, um die Spielweise kennen zu lernen. Der Charakterwechsel erfolgt über das Steuerkreuz.
Sammelfreunde werden im Spiel einiges zu tun haben, denn in jedem Level und jeder Hubworld gibt es viele sammelbare Gegenstände und Truhen, die stellenweise recht offensichtlich sind, sich aber manchmal auch an sehr kreativen Orten befinden. Mit einem Druck auf den Touchscreen kann man zudem die Funktion AVA aktivieren, die es erlaubt, versteckte Orte zu sehen – sehr praktisch und gut umgesetzt. Während man AVA benutzt, kann man nicht laufen. Außerdem kann man zusätzlich noch Missionen der NPCs in den Hubworlds absolvieren. Nach Abschluss einer solchen Mission erhält man einen Energiekristall („Power Glyph“), der jedem Charakter ein kleines Power-Up verschafft, beispielsweise ein größerer Radius der Stampfattacke. Jeder Charakter kann dabei nur einen Power Glyph gleichzeitig tragen, dieser sollte mit Bedacht ausgewählt werden.
Grafische Präsentation
Spieler, die einen größeren Wert auf Grafik legen, werden in Sonic Boom: Lyrics Aufstieg vermutlich nicht die Erfüllung finden. Das Spiel erinnert an einigen Stellen nämlich nicht an ein Spiel der aktuellen Generation, sondern befindet sich grafisch auf dem Niveau einer Playstation 2. Dies trifft gewiss nicht auf das ganze Spiel zu, aber auf so manche Stellen.
Die Schattenqualität ist dabei nur sehr schlicht gehalten – statt schöner Schatteneffekte, wie sie heute üblich sind, haben Sonic und seine Freunde nur kreisrunde Schatten und die Schatten in der Umgebung sind leider so hell, dass sie fast nicht merkbar sind. Einzig und allein die zweite Hubworld sieht dahingehend wirklich gut aus, Details sucht man dennoch vergebens.
Auch die Qualität der Charaktermodelle lässt zu wünschen übrig. Bei dichteren Aufnahmen fühlt es sich teilweise an, als könne man die einzelnen Pixel zählen, Farben sehen verwaschen und sehr blass aus, die Modelle wirken teilweise außerdem kantig. Einzig Metal Sonic macht grafisch eine extrem gute Figur, warum nur er, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Vor allem die Spiegelungen auf seinem Körper wirken sehr gelungen.
Leider setzt sich das teilweise kantige Design der Charaktere auch im restlichen Spiel fort, wirklich hässlich sehen aber nur wenige Dinge aus, dazu gehört beispielsweise die Wasseranimation des Hydrodashes. Unterm Strich ist die Grafik unterer Durchschnitt und längst nicht mehr zeitgemäß, wer der Grafik allerdings nur eine zweitrangige Rolle bei der Bewertung eines Spiels gibt, für den dürfte das Ganze als annehmbar durchgehen. Videosequenzen sind dabei nicht vorgerendert, sie sehen also nicht wirklich besser aus, als der Rest des Spiels. Die grafische Qualität der Umgebung nimmt allerdings mit der zweiten Hubworld ein wenig zu, lasst euch also nicht vollständig von der ersten Oberwelt abschrecken – allzu große Sprünge solltet ihr aber ebenso nicht erwarten.
Die grafische Präsentation lässt Spieler, die sich bereits im Vorfeld mit Trailern über das Spiel informiert haben, mit großen Fragezeichen über den Köpfen zurück. Denn in bisherigem Videomaterial und spielbaren Demos seit der E3 2014 sah das Spiel grafisch um ein Vielfaches besser aus – allerdings wurden scheinbar kurz vor der Fertigstellung sämtliche Schatten- und Lichteffekte entfernt und die Grafik auch allgemein reduziert. Über einen Bug im Spiel kann man Teile davon sogar wieder zurückbekommen. Eine offizielle Aussage dazu steht leider aus.
Technik
Mit der Technik kommen wir vermutlich zu einem der größten Knackpunkte des Spiels. Von vielen wird es als ein zweites Sonic 06 („Sonic 14“) bezeichnet, von der Realität ist dies zugegebenermaßen ein ganzes Stück entfernt. Das Spiel hat viele Glitches, wird dadurch aber lange nicht unspielbar. Es ist problemlos möglich, das Spiel ohne einen Glitch durchzuspielen. Problematisch wird es allerdings wenn man sich abseits der geradlinigen Story bewegt – hier fliegt man über eine Wand in einen bodenlosen Abgrund und muss das Spiel neustarten, dort stehen plötzlich unsichtbare Gegenstände im Weg herum, die einen einige Ringe kosten und dann gibt es noch Punkte, an denen man plötzlich einfach nur unaussprechlich seltsame Sachen erlebt. So kann man an bestimmten Stellen auch einfach durch den Boden fallen oder seine Charaktere unsichtbar machen, mit Knuckles ist es durch einen Glitch sogar möglich, das Spiel nahezu komplett zu überspringen.
Trotz aller Fanliebe: Das Spiel macht von technischer Seite eine ziemlich schlechte Figur. Das Spiel ist gut spielbar, das macht die Glitches aber nicht weniger gravierend. Viel zu oft landet man bei Erkundungen an Orten, an denen man eigentlich gar nicht landen wollte – oder man landet gar nicht, wenn man in einen bodenlosen Abgrund fällt. Doch nicht nur in Hinsicht auf Glitches könnte das Spiel technisch besser sein – die Ladezeiten sind mit knapp 30 Sekunden zwar selten, aber leider viel zu lang, auch reagieren oft die Eingaben nicht so, wie der Spieler es gern hätte. Ein guter Gesamteindruck bleibt in allen Belangen also leider auf der Strecke und verringert den Wiederspielwert deutlich, erfahrungsgemäß erlebt man mehr Spielfehler, je länger man spielt und besonders nach Abschluss der Story kann dies auch schon einmal sehr frustig werden, da die einzelnen Level unnötig lang sind. Auch ist es ziemlich verstörend, dass einen der Tod erwartet, sobald man überhaupt einen Tropfen Wasser berührt…
Die Framerate des Spiels könnte auch ein wenig stabiler laufen. Einbrüche sind an einigen Stellen deutlich zu spüren, besonders in den Hochgeschwindigkeits-Sektionen. Auf einen Patch kann man derzeit nur hoffen.
Soundtrack
Der orchestrale Soundtrack ist in weiten Teilen sehr idyllisch und ruhig gehalten. Hier ging das Team wohl nach dem Motto: „Weniger ist manchmal mehr“ – Das wäre auch kein großes Problem, an einigen Stellen ist ein ruhiger Soundtrack auch sehr passend und durchaus wirksam in der grafischen Kulisse, an den meisten Stellen im Spiel wirkt der eher ruhige Soundtrack jedoch absolut deplaziert. Dies wird besonders dann deutlich, wenn Lyrics Schergen in einem riesigen Schlachtschiff gerade landen, der Soundtrack aber eher das Gefühl eines gemütlichen Kaffekränzchens im Sonnenstuhl vermittelt. So traurig es klingen mag, dies ist aber kein Extrembeispiel, sondern an einigen Punkten des Spiels vorzufinden. Die musikalischen Stücke versagen leider dabei, eine wirkliche Abenteuerstimmung zu vermitteln und enttäuscht dann gerade in eher hektischen Passagen.
Einige wenige Stellen des Spiels erhielten allerdings eine wirklich großartige Musikkulisse, die zwar nicht über den eintönigen und recht langweiligen Soundtrack weiter Spielabschnitte hinwegtrösten kann, aber den Gesamteindruck ein wenig anhebt. Bosskämpfe sind von der musikalischen Untermalung beispielsweise meist positiv für die sich aufbauende Spannung und passen dann auch gut zur Umgebung.
Wechselt man innerhalb des Levels zu beispielsweise einem Hochgeschwindigkeits-Weg, so wird die Musik ein wenig schneller und an die Situation angepasst. Dies wirkt in den meisten Levels ebenfalls gut umgesetzt, wenn auch der Gesamtsoundtrack generell trotzdem unaufgeregt bleibt.
Synchronisation
Wie schon die Sonic-Titel seit Sonic Generations wurde auch Sonic Boom: Lyrics Aufstieg für verschiedene Sprachen lokalisiert – darunter befindet sich natürlich auch deutsch. Der gewohnte Sonic X Cast übernimmt hier die Rolle von Sonic und seinen Freunden und Feinden. Wie aber schon in vorherigen Spielen liefern die deutschen Synchonsprecher nur einen durchschnittlichen Job ab, denn viele Szenen klingen sehr aufgesetzt, die Sprecher an vielen Stellen sehr unmotiviert und im Gesamteindruck einfach nicht gut.
Marc Stachel, Sprecher des blauen Igels, schafft es in diesem Spiel noch ein bisschen weniger, die freche Art des Igels einzufangen, sondern rutscht dabei eher in eine konsequent gelangweilte und monotone Sprechweise. Gute Einlagen gibt es zwischendurch schon, reicht aber dennoch nicht an vorherige (gute) Leistungen aus beispielsweise Sonic X heran. Claus-Peter Damitz, Knuckles‘ Synchronsprecher, liefert eine bessere Performance ab und kann die gute Qualität dabei auch aufrechterhalten, das Problem ist, dass die Stimme zum „neuen“ Knuckles schlicht nicht wirklich passt. Dies kann selbstverständlich auch einfach eine subjektive Empfindung sein, qualitativ war es nämlich sehr gelungen. Das gleiche trifft übrigens auf Shandra Schadt (Amy) und Anke Kortemeier (Tails) zu. Zwar haben beide auch mit größeren Tiefpunkten zu kämpfen, in denen sie die Rolle nicht wirklich glaubhaft und motiviert rüberbringen können, im Kern haben sie die Charaktere aber durchaus gut eingesprochen.
Highlight ist aber noch immer Hartmut Neugebauer, der sich in der Rolle des bösen Genies Dr. Eggman noch immer pudelwohl zu fühlen scheint. Schon in vorherigen Titeln passte die Stimme perfekt zum Doktor (und ähnelt dabei auch der englischen Stimme), hier wird die großartige Leistung weiterhin fortgesetzt.
Die restlichen Charaktere sind mittelmäßig bis gut synchronisiert, Lyric macht mit deutscher Stimme einen ganz passablen Eindruck, taucht aber nicht oft genug auf, um sich wirklich darauf konzentrieren zu können, das gleiche gilt für die restlichen Charaktere, die nur wenige Zeilen Text haben.
Viel besser gelungen ist allerdings die englische Synchronisation. Seit dem Synchronsprecher-Wechsel für die Charaktere im Jahr 2010 bekommen wir mit Sonic Boom: Lyrics Aufstieg in englischer Version die absolute Höchstleistung der Sprecher zu hören. Besonders Roger Craig Smith und Mike Pollock sorgen dafür, dass der Titel eine wirklich brillante Synchronisation verpasst bekommt. Smith zeigt hier als Sonic seine wahre Begabung: Er braucht keine Witzparade, sondern einen einfach frechen Charakter und schon ist der Startschuss für eine grandiose Performance gegeben. Mike Pollock spricht den Doktor nun schon seit unheimlich vielen Jahren und auch er steigert seine üblicherweise sowieso sehr gute Performance noch einmal, wenn ein bisschen mehr Witz im Spiel ist. Es ist schon fast etwas ironisch, dass das Spiel in der Synchronisation mit Abstand am meisten überzeugen kann, zumindest in englischer Sprache.
Fazit
Der Start eines neuen Sonic-Spinoff-Franchises ist nicht direkt nach hinten losgegangen, legt aber einen sehr holprigen Start hin – zumindest im Hinblick auf das Wii U-Abenteuer. Die neuen Charaktere sind durchaus gelungen, wenn auch Knuckles leider etwas zurückgeblieben ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie reihen sich auch gut in die Story ein, welche allerdings leider viel zu kurz und zu knapp ausfällt, weiterführende Erklärungen fehlen meist komplett und sind der Fantasie des Spielers überlassen. Vieles wurde leider gnadenlos gestrichen, sodass meistens eigentlich nur Fragezeichen übrig bleiben.
Das Gameplay mag zunächst nett und abwechslungsreich wirken, wird allerdings schnell eintönig und sehr uninspiriert. Es ist toll, dass man wieder verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten spielen kann, allerdings fehlt es noch immer an Innovation und Variation, wenn die einzelnen Abschnitte auch an sich gut funktionieren und Spaß machen können, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat. Doch leider versagt das Spiel an dieser Stelle, eine richtige Herausforderung zu sein – zwar ist der Extreme Mode nach Abschluss der Story einigermaßen schwer an manchen Stellen, doch der Wiederspielwert fehlt leider dennoch, sodass viele Spieler diesen gar nicht erst austesten werden. Die Veränderungen belaufen sich zudem fast nur auf den Schaden, den die Gegner austeilen.
Grafisch macht das Spiel leider einen unschönen Eindruck. Es fehlt an Details und Effekten, das Spiel sieht teilweise sogar aus, als käme es von der Playstation 2. Wirklich schöne Orte gibt es zwar, diese sind aber eher rar gesät. Zudem hat das Spiel auch mit vielen Spielfehlern zu kämpfen, konzentriert man sich jedoch auf das pure Durchspielen der Story, bleibt man von diesen weitestgehend verschont. Die Framerate läuft nicht immer stabil, in der PAL-Version treten Einbrüche aber zum Glück nicht mehr allzu häufig auf.
Musikalisch ist das Spiel ebenfalls nicht wirklich schlecht, sondern viel eher unpassend. Der Soundtrack ist in weiten sehr idyllisch, das passt an den meisten Stellen aber nicht, Ausgleich bieten einige Stücke in z.B. den Bosskämpfen, trösten aber nicht über den in weiten Teilen sehr langweiligen und unpassenden Soundtrack hinweg. Das Spiel ist deutsch synchronisiert und die deutschen Sprecher machen einen im Schnitt guten Job, wirken aber teilweise sehr unmotiviert und nicht immer passend. Ganz anders dagegen die englischen Sprecher: Diese liefern hier bisher die beste Performance ab, die sie seit 2010 hatten.
Unterm Strich ist Sonic Boom: Lyrics Aufstieg leider unterer Durchschnitt. Es ist nicht wirklich schlecht, vor allem ist es nicht so schlecht, wie viele Medien es derzeit darstellen, aber einen wirklich guten Gesamteindruck hinterlässt das Spiel leider auch nicht. Zu viele Probleme schmälern den Eindruck, dabei hätte alles so schön werden können, vielversprechendes Material ist da. Den stolzen Preis von (UVP) 49,99€ ist Sonic Boom: Lyrics Aufstieg mit Sicherheit nicht wert. Zu viel Potenzial wurde verschenkt, zu viele Fehler hinterlassen. Wir finden kein zweites Sonic The Hedgehog 2006 vor, denn es ist durchaus gut spielbar, aber leider ist es auch nicht zu weit davon entfernt. Die von Fans geliebten Hubworlds erinnern nämlich durchaus an den ersten HD-Ableger der Reihe, sie sind extrem inhaltslos für ihre Größe, Erkundungspotenzial fehlt. Spielfehler sind im späteren Verlauf trauriger Standard und grafisch sind sich beide Spiele auf schlechte Art ähnlich.
Ein neuer Tiefpunkt für den blauen Igel? Vermutlich nicht, denn das Spiel hat durchaus seine positiven Aspekte und macht Freude. Fans sollten für einen günstigen Preis auf jeden Fall einen Blick auf den Titel werfen, Neueinsteiger hingegen lieber auf den nächsten Titel warten.
An dieser Stelle möchten wir noch einmal Nintendo danken, die uns das Spiel freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.
Pro
- Zunächst abwechslungsreiches/frisches Gameplay...
- Neue Charakterdesigns
- Gelungene Persönlichkeiten ...
- Sehr gute englische Synchronisation ...
- Story in Ansätzen gut ...
- Stellenweise gelungene Grafik
- Schöner Soundtrack ...
- Verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Stilen spielbar
- Verbindungen zur Serie
- Sehr humorvoll
- Sammelobjekte fördern den Wiederspielwert ein wenig
Kontra
- ... das Gameplay wird aber schnell eintönig und langweilig
- Charaktere stellenweise etwas ZU sehr Disney
- ... Knuckles' neue Persönlichkeit ist allerdings katastrophal
- ... die deutsche Synchronisation wirkt an vielen Stellen aber sehr unmotiviert
- ... die Story geht über Ansätze nicht hinaus und wurde stark geschnitten
- Grafisch erhebliche Mängel
- ... der Soundtrack passt leider nicht zum Spiel und vermittelt kaum Atmosphäre
- Häufige Einbrüche der Framerate
- Viele Spielfehler, besonders im späteren Spielverlauf
- Schlechte Charakterisierung von Shadow
- Schwierigkeitsgrad zu niedrig
- Bosskämpfe wenig abwechslungsreich
- Schiff-Gameplay...
- Starke, merkbare Schnitte in der Endfassung
- Wenig Innovation
- Inhaltslose Hubworlds